Mäusebunker
Eine Berliner Versuchsanordnung
Jovis Verlag, Berlin 2025
408 Seiten, 335 Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen
Format 17 x 24 cm, Hardcover und E-Book
Preis: 42 EUR (Print oder E-Book)
ISBN 978-3-98612-029-0 (Print); 978-3-98612-031-3 (E-Book)
Die Menschen in Berlin verpassen markanten Gebäuden gerne einen spöttischen Spitznamen. Davon blieben auch die Zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität nicht verschont, allseits bekannt als Mäusebunker. Dem mittlerweile ungenutzten brutalistischen Bau wird in der Berliner Architekturszene seit einigen Jahren viel Aufmerksamkeit zuteil. Die Debatten um die Zukunft des Abrisskandidaten und des benachbarten Hygieneinstitutes soll ein neues Buch einfangen. In Mäusebunker – Eine Berliner Versuchsanordnung geht es um historische Kontexte, Bestandsanalysen und Visionen.
Vierhundert Seiten zu zwei sehr speziellen Gebäuden: Der Mäusebunker von Gerd und Magdalena Hänska und das Hygieneinstitut von Hermann Fehling und Daniel Gogel stehen sich in Berlin-Steglitz gegenüber. Obwohl beide als Ikonen des Brutalismus gelten, sind sie doch sehr verschieden. Verschlossen und kompakt, mit schrägen Außenwänden und austretenden Rohren scheint der Mäusebunker einer militaristischen Dystopie entsprungen. Das Institut für Hygiene und Mikrobiologie hingegen breitet seine Arme aus. Geschwungene Betonbrüstungen und Fensterbänder schichten sich übereinander und laufen an zwei rundlichen Türmen zusammen – eine organische Figur. Thorsten Dame, Anja Wiese und Christoph Janik haben einen Blick auf die Planungsgeschichte und den heutigen Zustand des Bestands geworfen.
Zahlreiche aktuelle Aufnahmen der beiden Gebäude sind in dem Buch zu finden, ergänzt um schwarzweiße und farbige Archivfotos, Pläne und historische Pressestimmen. Sie zeugen von der Komplexität der Forschungsbauten und vermitteln eine Vorstellung von der früheren Nutzung, insbesondere des Mäusebunkers. Mit dem architektonisch wie räumlich vielfältigen Inneren beschäftigte sich Mitautor Kay Fingerle. Es folgen zehn künstlerische Positionen, die mit Filmstills, Collagen und einem kurzen Einführungstext vorgestellt werden.
Ludwig Heimbach zeichnet Schlüsselmomente der Debatte um den Erhalt des Mäusebunkers nach. Christoph Rauhut und Kerstin Lessing erläutern, wie das vom Landesdenkmalamt Berlin initiierte Modellverfahren Mäusebunker ablief, mit dem zwischen 2021 und 2023 der Erhalt und die Umnutzung des Gebäudes erkundet wurden. Andreas Diefenbach schildert derweil, welche baulichen Maßnahmen sich beim Hygieneinstitut abzeichnen, das Teil des Berlin Centre for the Biology of Health werden soll.
Spannend sind die Betrachtungen von Julia von Werder und Alexander Bartholomäus, die die grünlich-grauen Spuren an den Betonfassaden des Mäusebunkers untersuchten. Ihre Analysen zeigen, dass die porösen Oberflächen einen Nährboden für Algen und Pilze bieten. Und sie legen nahe, dass das Leben, das in den Biofilmen steckt, mehr Wertschätzung erhalten sollte. Statt die Fassaden im Sinne des Denkmalschutzes exzessiv zu reinigen, könnte man das Grünwachstum fördern, um Luftschadstoffe zu binden und Verdunstungskühle zu erzeugen.
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org