Concrete – from Ancient Origins to a Problematic Future
University of Regina Press, 2020
272 Seiten, 230 x 150 mm, zahlreiche sw-Abbildungen, Sprache: Englisch, Paperback
Preis: 28,95 CAD
ISBN 978-0-88977-780-4
Historische Hintergründe, wissenschaftliche Grundlagen, Zitate
aus verschiedenen Zusammenhängen sowie persönliche Eindrücke und
Anekdoten – dieser Schmelztiegel ist die Essenz des Buches
Concrete – from Ancient Origins to a Problamatic Future.
Geschrieben wurde es von der Kanadierin Mary Soderstrom, die schon
einige Sachbücher zu verschiedenen Themen publiziert hat, aber eben
auch Romane und Kurzgeschichten verfasst.
Anders als der Titel es zunächst vermuten lässt, handelt es sich also nicht um ein Fachbuch im klassischen Sinn. Die englischsprachige Publikation widersetzt sich vielmehr hiesigen Lesegewohnheiten, da sie munter zwischen Sach- und Tagebuch, Erlebniserzählung und Dossier oszilliert. Wer sich darauf einlässt, mag sich an einer erfrischenden Art der Wissensvermittlung erfreuen – oder das Buch letztlich doch als Zumutung empfinden.
So ist etwa in einem Abschnitt, der die Hydratationswärmeentwicklung thematisiert, ein Zitat aus dem Faulkner-Roman As I Lay Dying eingeflochten. Dabei wird sehr mitreißend eine Szene beschrieben, in der das gebrochene Bein eines Jungen mit Beton geschient wird. Die Hitzeentwicklung beim Erhärten bereitet dem Kind Schmerzen, beim späteren mühsamen Entfernen des Betons löst sich die Haut mit ab. Soderstrom springt von diesem literarischen Exkurs zu einer persönlichen Geschichte, der gebrochenen Hand ihres Sohnes, die eingegipst wird, woraufhin sie an Faulkners Roman denken muss – und daran, dass ihr Vater sie nie mit Zementstaub hat spielen lassen.
Jenseits dieser assoziativen Verknüpfungen hat ein persönlich gefärbter Blick auf Beton in jedem Fall seine Berechtigung: Der Lieblingsbaustoff der Menschheit ist durch seine schiere Masse kein reines Fachthema. Zudem ist er durch seine Zusammensetzung für bis zu acht Prozent der global anfallenden CO2-Emissionen verantwortlich. Die Herausforderung, die sich bei einer umfassenden Betrachtung des Baustoffs ergibt, ist jedoch enorm und im Buch nicht immer überzeugend bewältigt. Zu diesem Eindruck trägt auch die Tatsache bei, dass die Autorin wiederholt auf ein Zementwerk des Herstellers McInnis zu sprechen kommt, das sie im Jahr 2017 besucht hat – kritische Töne zu diesem Hersteller aber gänzlich fehlen.
Empfehlen lässt sich das Buch vor allem Laien, die sich an
lebendig geschriebenen Sachbüchern erfreuen und gerne mehr über den
Baustoff Beton erfahren möchten – und über etwaige
Ungereimtheiten auch mal hinwegsehen können. -chi
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