The Icelandic Concrete Saga
Architecture and Construction (1847–1958)
Jovis Verlag, Berlin 2023
224 Seiten, 38 schwarzweiße und 71 farbige Abbildungen
Format 17 x 24 cm, Softcover und E-Book
Sprache: Englisch
Preis: 38 EUR (Print oder E-Book)
ISBN ISBN 978-3-98612-027-6 (Print); ISBN 978-3-98612-071-9 (E-Book)
Torf, Holz und Stein – das war die Dreifaltigkeit der isländischen Architektur, bevor Beton auf der Insel erschwinglich wurde. Der dauerhafte Baustoff steht für ein selbstbestimmtes, wohlhabendes Leben auf dem eigentlich unwirtlichen Eiland. Wie es dazu kam, erzählt die Italienerin Sofia Nannini in The Icelandic Concrete Saga.
Das Buch fußt auf der Doktorarbeit der Autorin, die sie zwischen 2017 und 2021 an der Polytechnischen Universität von Turin (Politecnico di Torino) anfertigte. Während dieser Zeit besuchte sie für einige Forschungsaufenthalte die Insel und durchstöberte die lokalen Bibliotheken und Archive. Ebenso kam sie mit Expert*innen für die Geschichte und das Baugeschehen Islands in Kontakt, die ihr auch halfen, die Sprachbarriere zu überwinden.
Das Resultat ist handlich und übersichtlich: Es enthält einige bemerkenswerte Archivfundstücke, ebenso wie Fotografien der Autorin selbst. Vor allem die Schwarzweiß-Aufnahmen machen deutlich, welchen Sprung der Lebensstandard zwischen 1847 und 1958 gemacht hat – eben jenen Jahrzehnten, die Nannini in den Fokus stellt. Ihre spannende, zugängliche Erzählung beginnt bei den engen, dunklen Torfhäusern, die ständig erneuert werden mussten, porträtiert die ersten Ingenieure und Betonbrücken Islands und endet schließlich mit der Eröffnung der bis heute einzigen Zementfabrik Islands. Fast beiläufig teilt die Autorin dabei auch ihr umfangreiches Wissen über Sprache, lokale Institutionen und historische Bauliteratur, womit sie es Ortsfremden leicht macht, in die Inselwelt einzutauchen.
Besonders spannend ist, dass Nannini – selbst Reisende und Forschende zugleich – an vielen Stellen die Perspektive ihrer dänischen, britischen, deutschen und isländischen Vorgänger*innen aus vergangenen Jahrhunderten aufgreift. Von deren Beobachtungen ausgehend erzählt sie, wie koloniale Strukturen und mangelhafte Bildungs- und Verkehrsinfrastrukturen über lange Zeit eine Weiterentwicklung der Bauindustrie erschwerten. Zugleich berichtet sie vom internationalen akademischen Austausch und den Bestrebungen, von ausländischen Fachleuten und Rohstoffquellen unabhängig zu werden. Die Sage ist somit nicht nur eine Geschichte des Betons selbst, sondern auch eine Geschichte des (Bau-)Wissens.
Einige Leser*innen könnte die Spezifität des Themas zunächst abschrecken. Für diejenigen aber, die die Besiedelung und Architektur Islands besser verstehen möchten, ist dieses Buch eine wertvolle Ressource. -ml
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