Glasbrücke der Champalimaud Foundation in Lissabon
Transparente Leichtigkeit mit einer Spannweite von 21 Metern
Mit einem geschätzten Vermögen von 1,7 Milliarden Euro galt Antonio de Sommer Champalimaud als der reichste Mann Portugals. Im Alter von 84 Jahren gründete er die Sommer-Champalimaud-Stiftung für Augenleiden und hinterließ ihr nach seinem Tod 2004 einen Großteil seines Vermögens zur Krebsforschung. Bestmögliche Bedingungen dafür bietet das jetzt fertige Champalimaud Centre for the Unknown in Lissabon – ein hochmodernes Forschungszentrum, das nach einem Entwurf des indischen Architekten Charles Correa entstanden ist. Seinen Namen hat es der Lage unmittelbar an der Mündung des Flusses Tejo in den Atlantik zu verdanken. Von hier segelten die portugiesischen Pioniere im 15. und 16. Jahrhundert los, um unbekanntes (= unknown) Land zu entdecken.
Gallerie
Das Gebäude setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen. Auf einer Fläche von 60.000 m² beherbergen sie Labore für die Grundlagenforschung in den Bereichen Neurowissenschaft und Onkologie, ein ambulantes Versorgungszentrum, ein Auditorium, Konferenzräume, Lehreinrichtungen und einen Ausstellungsbereich. Verbunden werden die Baukörper durch eine filigrane, über 21 Meter spannende Brücke aus Stahl und Glas.
Die elegante Tragstruktur der Brücke wiegt im Gesamten 52 Tonnen. In Anlehnung an die Form einer brechenden Welle hat sie auf ihrer Seeseite eine offene Fuge (siehe Schnitt Abb. 8), die zusammen mit einer weiteren Öffnung am unteren Scheitelpunkt, direkt unterhalb des Gehweges, eine natürliche Belüftung gewährleistet. Die Stahlstruktur (S 355) besteht aus zwölf 30 mm starken kreisförmigen Rippenbögen, die an zwei Hohlkastenträgern aus Stahl biegesteif anschließen. Zur Reduzierung der Schwinganfälligkeit wurden zwei vollverschlossene Stahlseile mit einem Durchmesser von 50 mm, räumlich parabelförmig unterhalb der Brücke als Unterspannung angeordnet. Die Seile werden an jeder Stahlrippe leicht umgelenkt. Als maximale Normallast treten in den Seilen 500 kN auf.
Glas
Um der Brücke Leichtigkeit und Transparenz zu verleihen, wurden
ausschließlich die zum Lastabtrag notwendigen Elemente aus Stahl
gefertigt; Bodenbelag, Geländer und Einkleidung bestehen aus Glas.
Zur Optimierung der optischen Erscheinung wurde für den Bodenbelag
Weißglas verwendet. Mit einer Gesamtdicke von 52
mm und durchschnittlichen Abmessungen von 1,90 x 2,15 m der
einzelnen Verbundsicherheitsgläser setzt sich der Schichtaufbau
zusammen aus (von oben nach unten in mm) 10 TVG (teilvorgespanntes Glas) / 1,52 PVB / 10
TVG / 1,52
PVB / 8 TVG / 1,52 PVB / 8 TVG / 1,52 PVB / 10 TVG. Die unterste
Zwischenschicht aus Polyvinylbutyral ist transluzent.
Die äußere Einkleidung der Brücke besteht aus zylindrisch
gebogenen Verbundsicherheitsgläsern mit einem Schichtaufbau
aus 2 x 8 mm Einscheiben-Sicherheitsglas ESG-H (heat-soaked) und dazwischen einer 2,28 mm starken
und sich gering durchbiegenden Folie aus SGP (Sentry Glas Plus).
Abgesehen von den Spezialgeometrien an den Gebäudeanschlüssen
wurden vier verschiedene Formate eingesetzt. Die Biegeradien
betragen 2,611 mm, bzw. 2,270 mm; die Abmessungen der Scheiben
betragen maximal 1,97 m in der Länge und 1,337 m (Bogenlänge) in
der Breite. In den oberen Bereichen der gläsernen Einhausung wurde
auf Position 2 eine sich nach oben hin linear verdichtende
keramische Beschichtung in Form von kleinen Quadraten
aufgebracht. Auf Position 3 wurde durchgehend eine
Sonnenschutzbeschichtung aufgebracht.
Bautafel
Architekt: Charles Correa Associates, Mumbai/IND
Projektbeteiligte: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart und TU Darmstadt - Institut für Werkstoffe und Mechanik im Bauwesen (Tragwerksplanung); Glintt, Lissabon/P (Projektsteuerung); Bellapart S.A.U., Olot/E (Bauunternehmer Brücke); Pfeifer Seil- und Hebetechnik, Memmingen (Seile)
Bauherr: Champalimaud Foundation, Lissabon/P
Fertigstellung: 2010
Standort: Av. Brasilia Doca de Pedrouços, 1400 Lissabon, Portugal
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