Augenklinik in Toronto
Transparent bis Transluzent
Praxen und Kliniken wirken oftmals steril und kalt und folgen rein zweckmäßigen Anforderungen. Wie es anders geht, zeigt die Augenklinik Lumea in Toronto. Die von Reflect Architecture gestalteten Räume befinden sich im The Well, einem Gebäudekomplex mit Wohnungen, Büros, Gewerbe und Einzelhandel sowie kulturellen Einrichtungen in der Innenstadt Torontos. Blickt man durch die Glasfassade in die Klinik, fällt die geschwungene Glassteinwand ins Auge, hinter der sich schemenhaft der Behandlungsraum abzeichnet.
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Das Innenraumkonzept unterscheidet sich von vielen herkömmlichen Kliniken. Im Vordergrund stehen sollen die modernen Geräte und Behandlungsverfahren. Dementsprechend ist der Grundriss aufgebaut: Vom zweiten Obergeschoss der überdachten Einkaufspassage aus betreten die Patient*innen die Praxis. Dort werden sie von der wellenförmig verlaufenden Glassteinwand und einem Tresen – ebenfalls aus den Glassteinen – begrüßt. Von hier aus lässt sich bereits ein Blick in den Hauptbehandlungsraum mit seinem refraktiven Lasergerät erhaschen, der hinter dem Empfangstresen liegt. Der geschwungenen Wand folgend, gelangt man in die Lounge. Sie ist akustisch und visuell vom vorderen Bereich getrennt und dient als Ruhe- und Warteraum für die Momente vor- und nach einer Behandlung.
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Materialmix
Holzverkleidungen und -lamellen an Wänden und Decken stehen im Kontrast zu den eher kalten Beton- und Glasoberflächen in der Praxis. Vor allem in der Lounge dominiert das Material Holz und schaffen dort für eine wohlige Atmosphäre. Dazu kombinierten die Planenden Polstermöbel und Vorhänge in Beige- und Grautönen. Letztere helfen auch, die Teeküche von der Lounge abzutrennen. Die Filzlamellen an der Decke sind akustisch wirksam und sorgen für Ruhe. Gegenüber des Empfangstresens wurden außerdem Tröge mit verschiedenen Grünpflanzen platziert.
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Behandlung hinter Glassteinen
Für die wellenförmige Wand kamen Steine mit Maßen von 20 x 20 x 10 cm in zwei unterschiedlichen Transparenzgraden zum Einsatz: Im unteren Teil der Wand sind sie glatt und transparent – sogenannte Vollsichtsteine. Im oberen Bereich sind die Steine vertikal geriffelt und lassen das Geschehen dahinter somit nur schemenhaft und optisch verzerrt durchscheinen. Um vollständige Privatsphäre und Diskretion bei den Behandlungen zu ermöglichen, können zudem die Vorhänge im Inneren geschlossen werden.
Da Glassteine – ähnlich wie Mauerwerk – durch eine Mörtelschicht miteinander verbunden werden, konnten die zwei verschiedenartigen Steine auf einfache Weise variiert werden. Neben der einfachen Verarbeitung und Montage haben Glassteine einen weiteren großen Vorteil: Sie lassen trotz eingeschränkter Sicht viel Licht einfallen. Somit wird der Behandlungsraum tagsüber auf natürliche Weise erhellt, während er in den Abendstunden durch die künstliche Beleuchtung nach außen strahlt, ähnlich einer Laterne. -si
Bautafel
Architektur: Reflect Architecture, Toronto
Projektbeteiligte: Seves Glass Block / Advantage Glass Block (Herstellung und Lieferung Glassteine); Ripple Projects, Toronto (Ausführung Glassteinwand)
Bauherrin: Lumea, Toronto
Standort: 486 Front St. W., Unit SF43, Toronto, ON M5V 0V2
Fertigstellung: 2023
Bildnachweis: Doublespace Photography (Fotos), Reflect Architecture, Toronto (Pläne)
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