Hub of Huts in Olang
Großformatige Modellscheiben in Überkopf hängender Wellnesslandschaft
Ein beliebtes Ausflugsziel, insbesondere für Wander-Fans, ist die italienische Gemeinde Olang in der Nähe von Bruneck im Osten Südtirols. Der Tourismus spielt in der Region eine große Rolle, sodass immer mehr außergewöhnliche Unterkünfte und Hotels mit besonderen Erlebnisräumen entstehen – darunter das Hotel Hubertus, das bereits 2016 nach den Entwürfen von noa* mit einem auskragenden Panoramapool samt teilverglastem Boden und voll verglaster Stirnseite auf sich aufmerksam machte. Im Jahr 2019 erhielt das Architekturbüro den weiterführenden Auftrag zur Gestaltung eines Erweiterungsbaus für einen weiteren Wellnessbereich mit Sauna.
Gallerie
Upside-Down
Für das Hub of Huts diente der Panoramapool als Inspirationsquelle. Dieses liegt ebenso abgekoppelt vom Hauptbau des Hotels auf der südöstlichen Gebäudeseite auf einer freistehenden Plattform in 15 Metern Höhe und ist lediglich mit einem schmalen Steg angebunden – der außerdem den neuen Ruheraum mit Platz für bis zu 27 Personen erschließt. Analog zur Spiegelung der Berglandschaft in der Wasseroberfläche des Schwimmbeckens, scheint sich das Cluster aus kleinen Häuschen mit Satteldach an der Horizontlinie der Plattform zu spiegeln: So hängen an der Unterseite der schwebenden Ebene weitere Hütten über Kopf und wirken wie ein vermeintliches Spiegelbild.
Im gesamtheitlichen Kontext lässt sich der kurios wirkende Entwurf auf formale und funktionale Gesichtspunkte zurückführen: Bei den Satteldächern ließen sich die Architekturschaffenden von der Typologie der Bergdörfer inspirieren. In den umgekehrten Schrägdächern auf der Unterseite der Plattform sind technische Räume wie die Wasseraufbereitungsanlage der Schwimmbecken sowie die tribünenartigen Sitzreihen der Saunen untergebracht – auch wenn letztlich nicht der gesamte Raum in diesen Bereichen ausgenutzt wurde. Zudem ermöglicht die versetzte Anordnung der Hütten und die wechselnde Ausrichtung der Firste einen 360°-Blick auf die umgebende Landschaft.
Wellness mit Ausblick auf zwei Ebenen
Die zwei Ebenen unterscheiden sich durch ihre Nutzungen: Räume in der oberen Ebene sind tendenziell eher offen gestaltet. Sie beherbergen zwei Whirlpools, zwei Panoramaduschen und einen Umkleideraum. Das untere Geschoss ist textilfrei: Im zentralen, geschlossenen Teil befindet sich das Foyer, von dem aus der Zugang zu einer Softsauna, einer finnischen Sauna, einer Duschkabine, einer Kaltnebeldusche und einem Außenpool erfolgt – wo beim Baden der Blick über die malerische Landschaft schweifen kann.
Materialwahl im Einklang mit der Natur
Materialien und Farben wurden entsprechend des umgebenden Naturraums gewählt: Lärchenholz aus der Region umhüllen die tragenden Stahlstützen, die den Neubau auf dem felsigen Untergrund verankern. Zwischen den zwei Ebenen liegt eine Stahlträgerkonstruktion, die – ebenso wie die weiteren geschlossenen Fassadenbereiche – mit Aluminiumpaneelen in einem dezenten Braunton umhüllt ist. Zum Teil liegen vor den Verglasungen Lamellen aus dem gleiche Material als Sichtschutz. Die Fußböden bestehen aus hellbeiger Keramik, während man im Ruheraum einen Fußboden aus weiß geölter Eiche vorfindet.
Komplexe Isolierverglasungen und anspruchsvolle Lagerung
Aus der Nutzung als Wellnessbereich resultieren hohe Temperaturunterschiede zwischen außen und innen. Daher wurden 3-fach-Isolierverglasungen mit geringem Wärmedurchgangskoeffizienten als Fassadenglas eingesetzt. Die individuell gefertigten Isolierverglasungen sind bei den einzelnen Gebäuden als vollflächige, großformatige Außenwände ausgebildet, wobei sich die Tragstruktur der Gebäudeeinheiten in den jeweiligen Gebäudeecken verbirgt. Dadurch kamen speziell bei den Giebelverglasungen viele unterschiedliche Modellgläser als Festverglasung zum Einsatz.
Insbesondere in den auf dem Kopf stehenden Giebelbereichen auf der unteren Ebene war die Lagerung der schweren Vertikalverglasungen anspruchsvoll, da die beiden tragenden Klotzeinheiten entlang der diagonalen Glaskanten erfolgen musste. Der Außenbereich der oberen Ebene wird durch Brüstungsverglasungen der Kategorie B gegenüber Absturz gesichert. Isolierverglasungen, die sich nicht hinter dieser gläsernen Brüstung befinden, sind zusätzlich absturzsichernd ausgebildet. Für die Innenraumtrennung im Bereich der Saunen wurde ebenfalls Isolierglas eingesetzt. Duschwandabtrennungen bestehen hingegen aus großformatigen Einscheibensicherheitsgläsern.
Bautafel
Architektur: noa* network of architecture, Bozen
Projektbeteiligte: iPM Ingenieurbüro, Bruneck (Ausführungsplanung, Tragwerksplanung, Objektüberwachung); Jud & Partner, Oberolang (Brandschutzplanung); Elektro Winkler, Olang (Elektroplanung); Lichtstudio Eisenkeil, Marlengo (Lichtplanung); Herokal, Bozen (Saunatechnik und HLS-Planung); Prennwerk, Mühlwald (Ausführung hinterlüftete Paneelfassade); Tip Top Fenster, Mühlbach (Ausführung Glasfassaden); Kargruber - Stoll, Monguelfo-Tesido (Rohbau); Obojes Garten-Baumschule, Olang (Außengestaltung Gärtnerarbeiten); Pikon, Brixen (Schwimmbadtechnik); Projectline, St. Lorenzen (Tischlerarbeiten und Raumausstattung); Arboris, Bozen (Saunaausbau); Lichtstudio Eisenkeil, Marlengo (Beleuchtung)
Bauherr/in: Alpin Panorama Hotel Hubertus und Gasser Touristik, Olang
Fertigstellung: 2022
Standort: Furkelstraße 5, 39030 Geiselsberg, Autonome Provinz Bozen - Südtirol, Italien
Bildnachweis: Alex Filz; noa* network of architecture, Bozen
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