Städtebauliche Nachhaltigkeit
Wie könnten nachhaltige Planungsprozesse im Städtebau aussehen? Um dem mehrdimensionalen Begriff der Nachhaltigkeit – der nach dem Drei-Säulen-Modell die Bereiche Soziales, Ökologie und Ökonomie umfasst – gerecht zu werden, sind ganzheitliche Ansätze erforderlich und unterschiedliche Strategien auf verschiedenen Maßstabsebenen, die meist in Wechselwirkung zueinanderstehen. Solche sind zum Beispiel in einer 2016 verabschiedeten Handlungsempfehlung der UN formuliert, der New Urban Agenda: kompakte Siedlungsentwicklung unter Berücksichtigung von Freiräumen, sparsamer Einsatz von Ressourcen, die Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel und gesunde Lebensbedingungen in Städten für alle.
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Kompakte Siedlungsentwicklung
Es gilt, den Flächenverbrauch weitestgehend zu reduzieren. Seit der Novellierung des BauGB im Jahr 2013 wird dies in Form des §1a Ergänzende Vorschrift zum Umweltschutz auch rechtlich eingefordert. Den Verbrauch und die Neuinanspruchnahme von Flächen zu reduzieren hat drei Vorteile: Ein sparsamer und schonender Umgang mit Bauland wird notwendig, Erschließungsflächen und -kosten werden minimiert und letztlich der städtische Versiegelungsgrad begrenzt.
Die Um- oder Nachnutzung bestehender Gebäudestrukturen oder brachliegender Flächen bietet sich bei manchen Bauvorhaben geradezu an. Statt Abriss und der damit einhergehenden Freisetzung der im Bestand gebundenen grauen Energie, gilt es Strategien für Umnutzung und ressourcenschonenden Umbau im Sinne des zirkulären Bauens zu finden.
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Grünräume und Stadtklima
Die dichte Planung bzw. Nachverdichtung der städtischen Struktur zur Reduzierung des Flächenverbrauchs erfordert zugleich, dass Maßnahmen zum Erhalt eines guten Mikroklimas getroffen werden. Dazu zählen zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünungen. Ein Blick in die gesetzlichen Anforderungen des Umwelt- und Naturschutzes ist insbesondere dann erforderlich, wenn großmaßstäblich geplant wird: Bestehende Baumgruppen oder andere Vegetationsformen sollten möglichst erhalten bleiben. Städtische Grün- und Freiräume schaffen nicht nur Lebensräume für Pflanzen und Tiere, sondern verbessern auch das lokale Klima und tragen zu Gesundheit und Wohlbefinden von Menschen bei. Grünräume können zudem als Rückhalteflächen für Regenwasser fungieren. Damit tragen sie nicht nur zum Erhalt natürlicher Wasserkreisläufe bei, sondern auch zur Abkühlung des Mikroklimas.
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Mobilität und Ressourcenverbrauch
Vorhandene Strukturen zu nutzen, ist schon aus ökonomischer Hinsicht meist sinnvoller als neue aufzubauen. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für die technische Erschließung eines Gebäudes, sondern auch für die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Insgesamt sind Verkehrsströme zu minimieren und alle Flächen für Verkehrsanlagen innerhalb einer Liegenschaft – so weit möglich – zu vermeiden.
Zu den Forderungen einer nachhaltigkeitsorientierten Verkehrswende zählt die Reduktion des Individualverkehrs und des Fahrzeugbestands. So sollen der CO₂-Ausstoß, die lokale Schadstoffbelastung und der Ressourcenverbrauch und Platzbedarf verringert werden. Dichte und Funktionsmischung können eine „Stadt der kurzen Wege“ ermöglichen, in der Wohnorte, Arbeitsorte und ein Großteil der Versorgungsinfrastruktur fußläufig oder mit dem Rad erreichbar sind.
Klimasensible Gebäudeorientierung
Wer sich am lokalen Klima orientiert, kann den späteren Energieverbrauch eines Gebäudes optimieren. Bei der Ausrichtung der Gebäudevolumina sollten die gebietstypischen Windströmungen zur natürlichen Belüftung in die Planung einfließen. Heizenergetische Vorteile werden durch eine Südorientierung der Gebäude erreicht: Die Nutzung von Sonnenwärme reduziert den Heizwärmebedarf. Zugleich sollten Verschattungselemente eingeplant werden, um die Innenräume an heißen Tagen möglichst kühl zu halten. Auch die städtebauliche Kompaktheit trägt zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs bei.
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