Unter dem barocken Kleid
Rohbau des Humboldt-Forums in Berlin
Widersprüche aushalten – das vor Kurzem eröffnete Humboldt-Forum in Berlin fordert dazu in seiner ganzen Erscheinung und Konzeption heraus. Auf drei Seiten zeigt es sich als barockes Stadtschloss, auf der vierten maximal reduziert in Sichtbeton; über dem rekonstruierten Portal thront die Kuppel mit Kreuz und aus der Zeit gefallenen Spruchband, im Inneren soll ein lebendiger Ort entstehen, an dem Kultur und Wissenschaft intensiv im Austausch stehen.
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Selbst der Entstehungsprozess ist provokativ: Bei der Verwirklichung des Entwurfs des Architekten Franco Stella traf zeitgenössischer, wirtschaftlicher Rohbau auf aufwendiges traditionelles Handwerk bei der Fassadengestaltung. Der Rohbau – insgesamt wurden dafür 85.000 m³ Beton und 16.000 t Stahl verbaut – sollte dabei so vorausschauend und effizient wie möglich realisiert werden. Schalungen und Gerüste stammten daher aus einer Hand und wurden so ausgewählt, dass mit möglichst wenigen, großen Elementen gearbeitet werden konnte bzw. Gerüste nur dort eingesetzt wurden, wo sie unvermeidlich waren.
Die einseitige Ankertechnik der Rahmenschalung für die Erstellung der Wände erlaubte ein zeitsparendes Ein- und Ausschalen, auf Hüllrohre und Konen konnte verzichtet werden. Auch ein Fassadengerüst war bei den Rohbauarbeiten nicht nötig, stattdessen arbeitete man mit einem Klettersystem. Auf der Portalseite griff das Planungsteam stellenweise auf präzise vorgefertigte Sonderschalungen sowie, bei der Kuppelbasis, auf ein Rundschalungssystem mit Faltbühnen zurück.
Bei den Stützenschalungen entschied man sich für komplette
Einheiten inklusive Betonierplattform und Leiteraufstieg, die mit
dem Kran an die entsprechenden Standorte versetzt wurden. Für das
Einschalen der bis zu neun Meter hohen Decken kam eine
großformatige Rahmenschalung aus Aluminium
zum Einsatz. Das Fallkopfsystem sorgte dabei für rasche Taktfolgen.
Bei großen Raumhöhen ließ man unter der Deckenschalung
Schwerlaststützen platzieren, die sich mit entsprechenden
Rahmenelementen zu Stütztürmen ergänzen ließen.