Vereinsheim aus dem 3D-Drucker
Europas erstes öffentliches Gebäude im Betondruckverfahren
Eines der ersten in Deutschland realisierten Gebäude, die mithilfe der neuartigen Technologie des 3D-Betondrucks entstanden sind, steht in Beckum. Das Einfamilienhaus diente zunächst als Musterhaus und Forschungsgegenstand, bevor es in die dauerhafte private Wohnnutzung überging. Nun folgt ein weiteres Objekt mit der innovativen Konstruktionsmethode. Ebenfalls in Nordrhein-Westfalen, in der Schlossgemeinde Nordkirchen nördlich von Dortmund, wächst derzeit das erste öffentlich zugängliche Gebäude Europas, das im 3D-Druckverfahren errichtet wird. Das zweigeschossige Bauwerk soll dem Sportverein SC Capelle als Heimstätte dienen. Es entsteht nach Plänen des Architekturbüros Steinhoff Architekten in Zusammenarbeit mit Peri 3D Construction, einer auf 3D-Betondruck spezialisierten Abteilung des süddeutschen Gerüste- und Schalungsherstellers Peri. Bei dem Verfahren kommt erneut ein speziell entwickelter Beton von Heidelberg Materials zum Einsatz.
Gallerie
Innovative Technologie für schichtweisen Aufbau der Betonkonstruktion
Eine Nutzfläche von 330 Quadratmetern wird das Gebäude nach seiner Fertigstellung umfassen. Die Expertise für den Druckprozess sowie die nötige Technologie liefert Peri 3D Construction mithilfe des modularen 3D-Druckers BOD2, das vom dänischen Start-up-Unternehmen Cobod entwickelt wurde. Schicht für Schicht druckt der Portaldrucker dabei den Rohbau des Gebäudes, der aus einem besonders gut pumpbaren Betonmörtel extrudiert wird. Die Masse verfügt über eine hohe Frühfestigkeit, damit die unteren Wandteile den später aufgetragenen Schichten standhalten. Extrudierte Wandschichten dienen oft als verlorene Schalung für konstruktiven Stahlbeton, welche die Statik des Gebäudes verstärken.
Gallerie
Materialeffizienz, Zeit- und Personalersparnis
In Nordkirchen soll die Errichtung des Rohbaus in nur 140 Stunden reiner Druckzeit vollzogen werden. Hierfür kommt die bislang größte Druckerkonfiguration zum Einsatz. Der Portaldrucker misst 25 Meter Länge, 15 Meter Breite und 10 Meter Höhe. Das Verfahren, das hier bereits zum fünften Mal in Deutschland angewendet wird, bietet einige Vorteile angesichts aktueller Krisenfaktoren in der Baubranche. Eine deutliche Zeitersparnis, wenig nötiges Personal in Zeiten des Fachkräftemangels und nicht zuletzt die Materialeffizienz gelten als Vorteile des 3D-Betondrucks. Der von Heidelberg Materials entwickelte Hightech-Baustoff ist zu 100 Prozent wiederverwertbar. Zudem beinhaltet er ein Bindemittel, das nach Herstellerangaben etwa 55 Prozent CO₂ einspart gegenüber reinem Portlandzement. Ein neuer Produktionsstandort in Nordrhein-Westfalen sorgt für kurze Wege beim Materialtransport.
Gallerie
Für die Gemeinde und das Land ist das Vereinsheim des SC Capelle ein Prestigeprojekt. Mit 333.000 Euro wird der Bau vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung unterstützt. Weitere Bauprojekte sind bereits in Planung. So entsteht derzeit in Heidelberg das größte Gebäude Europas im 3D-Druckverfahren mithilfe der Technologie von PERI 3D Construction.