Verwandlung eines Industriedenkmals
Gerüst und Schalung für Umbau des Gasometers in Berlin-Schöneberg
Er soll zum Wahrzeichen des neuen Wissenschaftsquartiers EUREF-Campus im Berliner Stadtteil Schöneberg werden: Der 1913 in Betrieb genommene und 1995 stillgelegte Gasometer. 78 Meter Höhe misst das mittlerweile entkernte und im Umbau befindliche Bauwerk, das zuletzt lediglich aus der zylindrischen Stahlkonstruktion bestand. Das Industriedenkmal wird nun als letztes Gebäude des Campus zu einem zeitgemäßen Büro- und Konferenzzentrum ausgebaut.
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Ein neuer Wissenschaftscampus entsteht
Das Europäische Energieforum, kurz EUREF, entwickelt seit 2008 am Standort in Schöneberg ein Modellquartier für die klimaneutrale Stadt. In den umgebenden, denkmalgerecht sanierten Klinker- und Backsteinbauten oder Neubauten ist bereits ein Büro- und Wissenschaftscampus für rund 150 Unternehmen entstanden. Mittlerweile widmen sich hier mehr als 5.000 Menschen ihrer Arbeit an Forschung und Lehre der Energiewirtschaft, der Mobilitätswende sowie dem Klimaschutz. Der Gasometer bildet den markanten Schlussstein der Quartiersentwicklung. Hier sollen später einmal rund 2.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn die Digitalisierung der Schiene vorantreiben; zusätzlich sollen Räume für Konferenzen entstehen.
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Neuer Kern mit historischer Hülle
Auf insgesamt 15 Stockwerken werden circa 28.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche mit Büronutzung errichtet. Eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit Sky-Lounge soll in 66 Metern Höhe das Bauwerk krönen, so das Versprechen des privaten Projektentwicklungsunternehmens denkmal+plus rund um Investor Reinhard Müller. Das oberste Feld des Stahlgerüsts wird frei bleiben und den Charakter des ursprünglichen Bauwerks weiterhin sichtbar zu belassen. Seit Sommer 2021 die Instandsetzung der historischen Stahlkonstruktion sowie die Rohbauarbeiten für den Büroturm statt. Der Neubaukern, der später gläsern gehüllt sein soll, behält dabei einen Abstand von einem Meter zum äußeren Stahlskelett.
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Gerüsteinpassung auf wenig Raum
Den schlüsselfertigen Umbau des Denkmals übernimmt das Bauunternehmen Wolff & Müller, das weitere Gebäude auf dem Campus bereits realisiert hat. Ebenso einbezogen waren Ingenieure der PERI-Niederlassung Berlin. Die Spezialist*innen für Gerüste und Schalungen entwickelten für den Umbau eine effiziente Kombi-Lösung: Diese erlaubte die simultane Arbeit an der denkmalgeschützten Hülle und am Neubau im Zentrum der Struktur. Der Aufbau von Schalung und Gerüst mussten dabei auf engstem Raum und mit möglichst wenig Beeinträchtigung des Umfeldes erfolgen.
Nur 1,5 Meter betrug der Abstand zwischen der Rohbaukante und der Stahlhülle. Die passende Gerüstlösung lieferte der Peri-UP-Gerüstbaukasten für Arbeits- und Schutzgerüste, mit dem die gesamte Höhe entlang der bestehenden runden Gebäudeform erschlossen werden konnte. Um die Umgebung sowohl nach innen als auch nach außen zu schützen, wurde das Gerüst komplett eingehaust. Während der Sanierungsphase wanderte das Gerüst im Uhrzeigersinn abschnittsweise entlang des historischen Gasometers. So konnten alle Stahlsegmente mithilfe von Sandstrahltechnik entschichtet und mit neuem Korrosionsschutz versehen werden.
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Simultane Rohbauarbeiten mit Schalungslösungen aus einer Hand
Gleichzeitig fanden die Arbeiten für den Rohbau statt. Hierbei kam die einseitige Ankertechnik der Wandschalung Maximo sowie das Deckenschalungssystem Skydeck der Firma zum Einsatz. Alle zwei Wochen entstand ein komplettes Regelgeschoss. Einen Mehrbedarf an Schalungselementen deckte der Hersteller über eine Kombination seiner hauseigenen Kauf- und Mietelemente ab. Mithilfe eines RCS-Schienenklettersystems konnte der Rohbau wetterunabhängig errichtet werden. Digitale Planung und Umsetzung auf Basis verschiedener BIM-basierter Tools, dazu die gebündelte Logistik und ein effizienter Einsatz der notwendigen Elemente führten laut Hersteller zu einer verkürzten Bauzeit und dem Einhalten des Budgets für den Rohbau.