Temporäre Theatertechnik
Modulare Systemgerüstlösung für eine Interimsspielstätte in Mannheim
Von mehrjährigen Sanierungsphasen sind derzeit viele Opernhäuser in Deutschland betroffen. Um den Spielbetrieb in dieser Zeit aufrecht zu erhalten, weichen die Spielstätten nicht selten auf eigens errichtete Interimsgebäude aus. So auch in Mannheim, wo das Opern- und Schauspielhaus am Goetheplatz nach fast 70 Jahren Dauerspielbetrieb nun generalsaniert werden muss.
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Das Nationaltheater Mannheim (NTM) ließ für die Übergangszeit ein provisorisches Gebäude errichten, das für die Dauer der Sanierungsarbeiten im Haupthaus den Betrieb und Vorstellungen ermöglicht. Durch die Lage der Ersatzspielstätte am Luisenpark erhielt der Bau den Namen OPAL, also Oper am Luisenpark. Voraussichtlich wird das als Leichtbauhalle ausgeführte Gebäude vier Jahre lang den Spielbetrieb aufnehmen, bevor die Bestandteile abgebaut und anderenorts weiterverwendet werden sollen. Bis dahin bietet es knapp 800 Besucher*innen und 90 Musiker*innen Platz.
Modulare Gesamtlösung aus zwei Gerüstsystemen
Zu den komplexesten Bestandteilen des Gebäudes gehört der
Bühnenraum. Dieser ist so bemessen, dass Bühne und Bühnentechnik
den Anforderungen in vollem Umfang entsprechen. Den adäquaten
Spielbetrieb in temporärer Nutzung unterstützen dabei zwei
Baukastensysteme des Gerüstherstellers Peri. Die modulare
Gesamtlösung wurde dabei mit den Produktserien Peri Up und Variokit
realisiert. Für die Zuschauer*innen bleiben die Beleuchterstege aus
Gerüst- und Schalungsmaterial fast unsichtbar. Diese reichen bis
knapp unterhalb der Hallendecke und werden von Licht- und
Tontechnikpersonal von Zugangsstegen aus bedient. Die
Gerüstplattformen spannen dabei bis zu 30 Meter frei über dem
Zuschauerraum in 10 Metern Höhe. Vier schlanke Stütztürme fangen
die Lasten auf, zudem sind die Gerüststege im Bühnenraum in die
Dachkonstruktion eingehängt.
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Beim Projekt OPAL wurden die beiden Systeme zu einem sogenannten Superbaukasten kombiniert. Dies ist möglich, da sie auf dem gleichen metrischen Grundraster basieren und mithilfe bestimmter Verbindungselemente fast nahtlos ineinander übergehen. Die modulare Kombination erwies sich in der Mannheimer Interimsspielstätte, insbesondere bei der Ausbildung der freitragenden Stegkonstruktion als vorteilhaft. Die Betreiber der Spielstätte, die Bühnentechniker*innen sowie die Ingenieur*innen des Gerüstherstellers stimmten sich für das Zugangskonzept eng miteinander ab. So konnten die Produktlösungen an die vorhandene Hallenkonstruktion angepasst werden. Die wiederverwendbaren Systembauteile ließen sich entsprechend einer temporären Nutzung auf der Baustelle einfach und ohne Kranunterstützung montieren. Zum Einsatz kam dabei unter anderem auch ein Hilfsgerüst.
Digitale Planung als Vorteil für komplexe Montagen vor
Ort
Für Planung, Ausführung, Logistik und statische Berechnung
kooperierten diverse Gerüstspezialist*innen aus verschiedenen
Standorten von Peri mit einem lokal ansässigen Gerüstbauer.
Außerdem unterstützte die Montage auch eine detaillierte 3D-Planung
und die sogenannte Extended Experience App (XR) des Herstellers.
Das in CAD geplante 3D-Gerüstmodell stand auf digitalen Endgeräten
vor Ort bereit und ließ sich so in unterschiedlichem Detailgrad und
aus diversen Perspektiven anzeigen. So konnten auch die größten
Herausforderungen im Projekt bewältigt werden, darunter etwa die
Fachwerkmontage des Systems Variokit im Freivorbau oder aber die
mit DW-15-Ankerstäben und Stahlriegeln abgehängten Beleuchterstege
aus dem Schalungsrepertoire von Peri, das über zwei Etagen hinweg
reicht.