Sanierung des Berliner Funkturms
Einrüstung eines Wahrzeichens
Für bemerkenswerte Bauwerke ihrer Stadt finden die Berliner adäquate Spitznamen. Der Funkturm am Messegelände macht da keine Ausnahme: Im Volksmund wird er liebevoll „Langer Lulatsch" genannt, auch wenn er, anders als bei seiner Erbauung im Jahr 1926, mittlerweile nicht mehr das höchste Gebäude der Hauptstadt ist. Wie alle der Witterung direkt ausgesetzten Stahlfachwerkkonstruktionen seiner Generation braucht der 147 m hohe Sendemast in regelmäßigen Zeitabständen einen neuen Anstrich, der ihn vor Rost schützt. Deswegen standen auch in diesem Jahr wieder umfangreiche Sanierungsarbeiten an.
Gallerie
Bis zur Restaurantkanzel in knapp 50 m Höhe musste der alte Anstrich des seit 1966 denkmalgeschützten Stahlbaus diesmal komplett entfernt und durch einen neuen Korrosionsschutz mit darüberliegender Beschichtung ersetzt werden. Mit der Eröffnung der Internationalen Funkausstellung 2018 Anfang September war der Fertigstellungstermin strikt vorgegeben. Der enge Zeitplan und die sich nach oben verjüngende Geometrie des Bauwerks stellten die Gerüstbauer vor große Herausforderungen.
Zur sicheren Durchführung der Arbeiten war ein 48 m hohes Gerüst
notwendig. Um die Konstruktion des Funkturms ungestört bearbeiten
zu können, wurde es vollständig frei stehend, ohne Verankerungen am
Bestand konstruiert. Dazu wurden Gerüstbaukastensysteme des
Hersteller Peri eingesetzt und auf einer Grundfläche von 28,50 x
28,50 m mit wassergefüllten Ballastkörpern stabilisiert. Die auf
Trägerrosten aufgelagerten Wasserbehälter mussten ein Gesamtgewicht
von 120 t aufbringen. Zur zuverlässigen Absicherung gegen
Windlasten wurden die Diagonalverbände der verwendeten Grundmodule
mit zusätzlichen Spannstahlverbänden verstärkt. Um der
Pyramidenform des Turms zu folgen, wurden sie über 20 Gerüstlagen
und unter Berücksichtigung möglicher Kollisionspunkte an das
vorhandene Fachwerk angepasst. Wo senkrechte Stiele nicht bis zum
Baugrund durchgeführt werden konnten, wurden Stahlträger des
Herstellers verwendet, die aus dem Tunnel- Brücken und Ingenieurbau
stammen. Vertikallasten konnten so horizontal umgelenkt
werden.
Geplant wurde die Einrüstung auf Basis eines 3D-Modells. Weil
für den Funkturm keine Bestandspläne vorlagen, wurde er mittels
3D-Scannings vermessen und aus der so gewonnenen Punktwolke eine
CAD-Datei generiert. Mithilfe der verwendeten BIM-Methodik konnten
Kollisionen von Gerüstbau und Bestand vermieden und der Ablauf der
Montage optimiert werden.