Bunker mit grünem Hut
Aufstockung des Flakturms IV in Hamburg
Imposant und schaurig zugleich wirken die beiden ehemaligen Flaktürme in Hamburg. Die mächtigen Betonburgen ließen die Nationalsozialisten – zusammen mit weiteren derartigen Anlagen in Berlin und Wien – zwischen 1940 bis 1945 von Zwangsarbeitern als Luftabwehr- und Luftschutzbauten errichten. In der Propaganda dienten die nahezu unzerstörbaren Festungen auch als Mittel, um der kriegsmüden Bevölkerung neuen Mut zu schenken. Der Flakturm IV im Hamburger Schanzenviertel gehört mit einer Grundfläche von 75 auf 75 Metern, fünf Meter dicken Decken und 3,50 Meter dicken Wänden zu den größten jemals erbauten Bunkern. Seit den 1990er-Jahren ist in dem ehemaligen Gefechtsturm ein Medienzentrum untergebracht, das sich im Besitz eines Investors befindet. Dieser will den Bunker pyramidenförmig um fünf Geschosse aufstocken – und der Stadt im Gegenzug einen über Rampen und Stege öffentlich zugänglichen Dachgarten spendieren.
Gallerie
In der Aufstockung sollen unter anderem ein Hotel, eine Halle für Kultur- und Sportveranstaltungen, Ausstellungsräume und ein Gedenkort für die Opfer des NS-Regimes Platz finden. Der 40 Meter hohe Bunker wird durch die Erweiterung um 20 weitere Meter in die Höhe wachsen. Trotz der imposanten Erscheinung und der Bauteildicken war die Abtragung der Lasten aus den Bauzwischenzuständen eine Herausforderung, da sie nicht über die gesamte Bunkerdecke, sondern nur über eine sehr begrenzte Fläche möglich war.
Die Arbeiten für die Aufstockung begannen in circa 35 Meter Höhe auf dem Bunkerkragen. Dort war nur wenig Lagerfläche für die Baumaterialien, Maschinen und Werkzeuge sowie Schalungs- und Traggerüstelemente vorhanden. Ein weiteres logistisches Problem war die Anlieferung am Boden, da die Zufahrt auf einen Lkw beschränkt und die Stellfläche auch hier sehr begrenzt vorhanden war. Mit präzisen Just-in-time-Lieferungen wurde ein kontinuierliches Weiterarbeiten ermöglicht und ein Materialstau vermieden.
Aufgrund des Bunkerkragens, der einen deutlichen Vorsprung
ausbildet, konnten die zwei außenliegenden Aufzugsschächte nicht
durchgehend mit einer konventionellen Kletterschalung verwirklicht werden. Diese wird
per Kran versetzt, was in diesem Fall nur an drei Seiten möglich
war. Auf der vierten Seite kam eine Selbstkletterschalung zum
Einsatz, die bis zum Bunkerkragen kletterte und dann wieder den Weg
nach unten antrat, wo Bühne und Schalung ausgehoben und oberhalb des
Vorsprungs wieder eingesetzt wurden.
Die Fertigstellung der Erweiterung ist noch für 2021 geplant – und
Hamburg wieder um eine mächtige Aufstockung reicher.