Im Takt über das Tal
Ersatzneubau einer Autobahnbrücke in Bayern
Beim Aus-, Um- und Weiterbau von Verkehrsinfrastruktur besteht die Anforderung an eine möglichst durchgehende Weiternutzung der Straßen und Wege auch während der Bauzeit. Daher erfordern Sanierungen oder Erneuerungen von Schienentrassen, Autobahnen oder Brücken logistisch und ingenieurtechnisch eine ausgeklügelte, detailreiche Vorplanung. Zu den zahlreichen Projekten, die derzeit von der dringend notwendigen Modernisierungswelle der Verkehrsinfrastruktur betroffen sind, gehört auch die 455 m lange Talbrücke Krondorf zwischen Nürnberg und Regensburg.
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Die 50 Jahre alte Brücke, die die Autobahn A3 südlich der Raststätte Jura über das Tal des Dürner Bachs führt, konnte die heutigen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Daher entschied sich die Eiffage Infra-Bau für Abriss und Ersatzneubau – der parallel zur alten Struktur verlaufen soll. Um während der Bauphase weiterhin das Passieren des Tals zu ermöglichen, wurde zunächst nur die östliche Fahrbahn der Bestandsbrücke abgetragen; über die andere wird der Verkehr temporär bis zur Fertigstellung der neuen Brücke geführt. In einer ersten Bauphase wurde bereits die neue Richtungsfahrbahn Nürnberg fertiggestellt.
Projektspezifische Anpassung eines erprobten Schalungs- und Gerüstsystems
Das komplexe Brückenbauprojekt wurde durch koordinierte Schalungs- und Gerüsttechnik des Unternehmens Peri unterstützt. Der Ingenieurbaukasten Variokit lieferte dabei sowohl standardisierte, mietbare Systemlösungen für kleine bis mittlere Maßnahmen als auch für spezielle Baumethoden, die am Brückenbauwerk durchgeführt werden mussten. So wurde der Bau der Talbürcke Krondorf durch ein umfassendes Paket zum Schalen der Widerlager und Pfeiler sowie des Überbaus und der Gesimskappen unterstützt. Die eingesetzte Technik und deren Planung basiert auf den kombinierten Kompetenzen der bauausführenden Eiffage Infra-Süd gemeinsam mit den Ingenieuren von Peri und wurde projektspezifisch angepasst.
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Baufortschritt im Taktschiebeverfahren
Knapp 15 Monate nach Abriss der alten Ostbrücke und dem Beginn der Rohbauarbeiten traf der neue Überbau auf das gegenüberliegende nördliche Talende. Der Baufortschritt erfolgte im Taktschiebeverfahren. Dabei wanderte die 15 m breite Balkenbrücke vom Taktkeller ausgehend am südlichen Widerlager im regelmäßigen Wochentakt und 30-Meter-Schritten nach vorne. Der Spannbeton-Brückenüberbau mit einzelligem Hohlkastenquerschnitt entstand mithilfe des Variokit Taktschiebesystems VIL von Peri. Hierbei erfolgten das Absenken und Ausschalen der Außenschalung mittels eines speziellen Ausschalmechanismus in einem Arbeitsvorgang. Anschließend musste jeweils die Trogdecke rasch hergestellt werden, dafür sorgte die Deckenschalungseinheit mit Schubladenprinzip. Diese lagert seitlich auf Wandlagern mit Rollen-Fallkopf auf, um ein schnelles Ausschalen, einfaches Verschieben und das Einschalen zu ermöglichen.
Komplexe Geometrie und Sichtbetonqualität der Brückenpfeiler
Acht tragende Brückenpfeiler mit Höhen zwischen 10 und 36,5 Metern stützen die Konstruktion. Diese konnten zuvor schon mit Lösungen von Peri geschalt werden. Dabei kam eine Kletterschalung zum Einsatz, die die aufwendige Pfeilergeometrie mit sich nach oben verjüngendem Schaftquerschnitt und aufgeweitetem Pfeilerkopf umsetzen konnte. Die projektspezifisch angepasste Kletterschalungslösung basiert auf dem SCS Klettersystem zusammen mit Vario GT 24 Schalungselementen. Dadurch konnten teilweise zwei 5-Meter-Regeltakte pro Woche betoniert werden. Bühnen und Schalung bildeten jeweils eine Eckeinheit, sodass die Verschlankung bei jedem Klettertakt an den mittig positionierten Passelementen vorgenommen werden konnte. Dadurch erfolgte der Bau in kurzen Taktfolgen mit dem Ergebnis einer Sichtbetonoberfläche mit hoher Qualität. Um die komplexe Formgebung mit Brettstrukturbelegung realisieren zu können, wurden die dreidimensional gekrümmten Sonderschalungselemente durch den Hersteller maßgenau vormontiert und einsatzfertig auf die Baustelle geliefert.
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Gerüstlösung für die Arbeit in großer Höhe
Zur Montage der Auflager und beim Vorschub des Überbaus diente das an den Pfeilerköpfen montierte Gesimskappen- und Konsolsystem der Marke Variokit VGK als umlaufende Arbeitsbühne. Diese gewährleistete insbesondere für die Arbeit in großer Höhe die nötige Arbeitssicherheit. Üblicherweise wird das VGK-System zur Herstellung und Sanierung von Gesimskappen verwendet, ist aber laut Hersteller auch als Arbeitsbühne im Brücken- und Hochbau mit vor- oder rückgeneigten Wänden einsatzfähig. Anschließend erfolgte die Herstellung der Gesimskappen an der Talbrücke Krondorf aufgrund der großen Brückenlänge mithilfe der Variokit-Gesimskappenbahn, die über Fahrschienen und Rolleneinheiten an der Brückenunterseite angehängt wurde.