Hotel in Prag
Brutalistisches Revival mit Böden im Siebzigerjahre-Stil
Das neunstöckige Gebäude, in dem sich das Hotel Fairmont
Golden Prague befindet, ist eine architektonische Ikone aus den
Siebzigerjahren. Ursprünglich das erste westlich geführte Hotel in
Prag während des Kommunismus, hat das Planungsbüro TaK Architects
das brutalistische Gebäude in ein Fünf Sterne Haus verwandelt –
samt eines Interieurs, das in seiner gediegenen Eleganz an
James-Bond-Filme erinnert. Die gestalterischen Zutaten: eine
Farbpalette in gedämpften Beige- und Brauntönen, handgefertigte
Glasobjekte und Böden mit Vintage-Flair.
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Beton c’est bon
Der Pařížská-Boulevard ist eine der schönsten und auch teuersten
Adressen im ehemaligen jüdischen Stadtviertel Josefov. Hier reiht
sich ein reich verziertes Gebäude aus der Gründerzeit und des
Jugendstils an das andere. Am nördlichen Ende der Flaniermeile –
und zur Moldau hin gelegen – steht seit 1974 ein brutalistischer
Betonbau des tschechischen Architekten Karel Filsak, der mit seiner
gerasterten Beton- und Klinkerfassade in dieser Umgebung
architektonisch aus der Reihe tanzt. Davor befindet sich eine große
Freifläche, die in naher Zukunft zu einem öffentlichen Platz
umgestaltet werden soll.
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Auferstanden aus Ruinen
Das Gebäude wurde als Hotel konzipiert und auch nach dem Fall
des Eisernen Vorhangs noch als solches genutzt. Vor sieben Jahren
kauften es drei private Investoren und beauftragten TaK Architects
aus Prag mit einer umfassenden Sanierung und Umgestaltung, wobei
der Stahlbetonbau komplett entkernt wurde. Obwohl die
Hotelarchitektur nicht denkmalgeschützt war und viele andere
brutalistische Gebäude in Prag abgerissen wurden, erhielt und
restaurierte man bei diesem Projekt schützenswerte Architektur- und
Designdetails – darunter die roten Formklinker der Fassade, die
handgefertigten Kronleuchter aus tschechischen Glas, die markanten
Betondecken im imposanten Ballsaal sowie die kunstvollen
Wandelemente aus Holz sowie einige Buntglasfenster. Ergänzt wurde
das Interieur um Möbel im Retro-Chic sowie maßgefertigte Elemente
wie eine wellenförmige Wandskulptur aus Glas im Spa, die aus 2.500
separat geschliffenen Glasstücken besteht und 17 Tonnen
wiegt.
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Wohnen im Hotel
Ebenfalls aus Glas gefertigt ist die aufwendige
Lichtinstallation über dem Bartresen in der großzügigen Lobby
– dem wohl schönsten Raum des Hotels. Man betritt das Entree
von dem in Planung befindlichen Vorplatz, wobei sich am hinteren
Ende des Gebäudes ein versunkener Garten mit Pool befindet und man
von hier auch direkt auf die Moldau(brücke) blicken kann. Die Größe
des Raums wird durch die niedrige Betondecke abgefedert, sodass ein
behagliches Ambiente entsteht. Verschiedene Funktionsbereiche
unterteilen die Lobby, wobei die Rezeption, verschiedene Sitzecken
mit Kamin sowie die Bar das Gestaltungskonzept des gesamten Hotels
widerspiegeln.
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Hier treffen zeitgenössische Designermöbel mit Retro-Flair in zurückhaltenden Farbtönen auf historische Gestaltungselemente, die erhalten und restauriert wurden. Ergänzt wird das Ensemble durch maßgefertigte Elemente – etwa einen Empfangstresen mit dreidimensionalen Glasgussfliesen, akzentuiert von einem zeitgenössischen Glaslüster. Auch in den rund 300 Zimmern und Suiten, die zwischen 24 und 48 Quadratmeter groß sind, finden sich viele Stücke aus Glas – dem Material, das wohl wie kein anderes für tschechisches Design steht. Erwähnenswert ist hier vor allem eine Maßanfertigung von Lasvit, deren Entwicklungsprozess komplex war: sandgestrahlte Schiebetüren und Trennwände, deren haptische Muster an die strukturierten Fassadenklinker des Gebäudes erinnern und die Bäder von den Schlafbereichen separieren.
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Siebzigerjahre-Flair: die Bodengestaltung
Die Bodengestaltung des Hotelgebäudes ist vielfältig und den Raumfunktionen angepasst. Fast immer erinnert sie jedoch an die Siebzigerjahre, der Entstehungszeit des Gebäudes – vor allem was die vorwiegend braun-beige Farbpalette betrifft. Die Innenarchitekt*innen kombinieren mit Vorliebe verschiedene Materialien, auch um Raumzonen zu schaffen, wie man im Restaurant Zlatá Praha sieht. Im Eingangsbereich ist eine Sitzecke mit Polstermöbeln durch einen abgepassten runden Teppich gekennzeichnet. Er nimmt die zurückhaltende Farbpalette des Holzparketts auf, dessen sechseckige Form mittig durch einen goldenen Kreis gekennzeichnet ist, der wiederum die Vergoldung der Wände und den Goldton der original erhaltenen Glashängeleuchten widerspiegelt. Bis ins Detail durchdacht ist auch die Bodengestaltung im Café Tilia Garden, das einer Linde – dem Nationalbaum der Tschechischen Republik – gewidmet ist. Der Tresen besteht aus Lindenholz, im hellen Terrazzo zeichnen feine Messinglinien die Umrisse von Lindenblättern nach. -csh
Bautafel
Architektur: Karel Filsak (Bestandsbau, 1974); TaK Architects, Prag (Umbau und Restaurierung)
Projektbeteiligte: Richmond, London (Innenarchitektur); Bomma, Brokis, Sans Souci Lighting, Sklo, Preciosa (Lichtgestaltung); Lasvit (Glasskulptur im Spa; Trennwände und Schiebetüren in den Hotelzimmern)
Bauherr*in: PanAm (ursprünglich); privat (aktuell)
Standort: Pařížská 30, 110 00 Josefov, Prag Tschechien
Fertigstellung: 2025
Bildnachweis: Fairmont Golden Prague, Prag & TaK Architects, Prag & Lasvit, Prag & Claudia Simone Hoff. Berlin (Fotos)
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