Terrazzo
Herstellung, Eigenschaften und Einsatzbereiche
Terrazzo bezeichnet einen meist fugenlosen Bodenbelag aus mineralischem Bindemittel und Gesteinskörnungen, der durch Schleifen und Polieren eine homogene, glänzende Oberfläche erhält. Das traditionsreiche Material hat seinen Ursprung in der Antike: Bereits in römischen Villen fand Terrazzo breite Anwendung. Ab dem Mittelalter wurde er insbesondere im venezianischen Raum zu einem beliebten Bodenbelag in privaten Wohnhäusern. Einer der ältesten Funde ist ein planebener Terrazzoboden aus Kalksplitt und Kalkmörtel, den man im Südosten der heutigen Türkei entdeckte und der auf die Zeit um 8000 v. Chr. datiert werden konnte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Terrazzo aufgrund seiner hohen Beanspruchbarkeit vor allem für Fußböden in Küchen, Bädern und Hauseingängen verwendet.
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Wiederentdeckung eines Klassikers
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Terrazzo zunehmend von anderen Bodenbelägen verdrängt. Im Wohnungsbau setzten sich vor allem textile Beläge und PVC-Böden durch, die als modern galten und sich leichter austauschen ließen. In jüngerer Zeit erlebt der klassische Terrazzo eine Renaissance – nicht nur aus gestalterischen, sondern auch aus technischen Gründen. Fortschritte in der Materialtechnologie ermöglichen heute den Einsatz schnell erhärtender Bindemittel sowie Unterkonstruktionen, die keine Feuchtigkeit nach unten ableiten. Zudem eröffnen neue Bearbeitungstechniken vielfältige Möglichkeiten der Oberflächengestaltung: Neben der traditionell matten Variante sind nun auch hochglänzende, sandgestrahlte oder gestockte Ausführungen realisierbar, in die sich auch Muster einarbeiten lassen.
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Material und Zusammensetzung
Traditionell besteht Terrazzo aus Zuschlägen wie Marmor, Kalkstein oder Dolomit, die mit Wasser und einem Bindemittel (früher Kalk, heute meist grauer oder weißer Portlandzement) auf der Bodenfläche verteilt und später verdichtet und geschliffen werden. Für stärker beanspruchte Böden kommen härtere Materialien, etwa Granitsplitt oder Flusskies zum Einsatz; farbige Körnungen oder Pigmentierungen sind ebenfalls möglich. Die Zuschlagstoffe haben in der Regel ein Größtkorn von 16 mm und werden nach optischen Gesichtspunkten ausgewählt und zusammengestellt, da sie das Erscheinungsbild des Bodens bestimmen. Wichtig bei ihrer Auswahl ist zudem eine gute Schleifbarkeit.
Einbau und Verarbeitung
Der Terrazzo wird auf eine Unterschicht aus Beton frisch in frisch aufgebracht und zum Erzielen einer hohen Dichte gewalzt. Anschließend werden die Flächen in kleinere Felder unterteilt, um auftretende Schwindspannungen gering zu halten. Bei 16 mm Größtkorn beträgt die Schichtdicke etwa 35 mm, bei kleinerem Korn mindestens 15 mm. Davon werden jeweils rund 5 mm abgeschliffen. Da nach dem Schleifen kleine Poren entstehen, werden die Flächen gespachtelt und erneut geschliffen, ggf. mehrmals. Zwischen den Schleif- und Spachtelvorgängen sind intensive Reinigungen ebenso erforderlich wie eine abschließende Einpflege mit geeigneten Polymeren, Wachsen oder Ölen.
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Eigenschaften
Da es sich bei Terrazzo um einen spannungsreichen Boden handelt, kommt es häufiger zu Rissen. Das mag bei einem neuen Boden stören, bei altem Terrazzo sind sie ein fast typisches Merkmal. Zu den wesentlichen Vorteilen von Terrazzo zählen seine Langlebigkeit, die hohe mechanische Belastbarkeit sowie der vergleichsweise geringe Pflegeaufwand im laufenden Betrieb. Demgegenüber steht jedoch ein erheblicher Kostenaufwand, insbesondere durch den hohen handwerklichen Anspruch und die aufwendige Verarbeitung vor Ort.
Einordnung im Bauwesen
Hinsichtlich der Herstellung und Schichtung ähnelt Terrazzo zwar einem Betonwerkstein, wird aber im Gegensatz zu diesem nicht als Formatplatte im Werk, sondern vor Ort hergestellt. Damit entspricht Terrazzo in vollem Umfang einem Estrich nach DIN EN 13318 - Estrichmörtel und Estriche - Begriffe, die unter Ziffer 2.2 den Begriff Estrich definiert.
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