Wohnhaus The Mill in Biggar
Abgehobenes Schieferdach als Reminiszenz an historischen Vorgänger
Als eines von mehreren stillgelegten landwirtschaftlichen Gebäuden erstreckte sich The Mill an einem Hang nahe der Ortschaft Biggar im schottischen Grenzgebiet zu England. Der lange Baukörper aus Bruchsteinmauerwerk mit schiefergedecktem Satteldach wies nur wenige Öffnungen auf, bot jedoch talaufwärts gen Westen und Osten weite Aussicht über grüne Hügel. WT Architecture aus South Queensferry planten die Umwandlung der alten Mühle in ein modernes Landhaus, dessen Charme unmittelbar aus dem Zusammenspiel mit der historischen Bausubstanz rührt. Weil Boden und Dach des Altbaus sich nicht erhalten ließen, setzten die Architekten eine neue gedämmte Holzkonstruktion ins Gemäuer wie in ein gemachtes Nest.
Gallerie
Einfach, zweckmäßig und dauerhaft sollte das Wohnhaus sein, zudem Ausblick in alle Richtungen bieten. Während die Schlafräume ruhig knapp bemessen sein können, wünschten sich die Eigentümer einen großzügigen Wohnraum, in dem Kochen, Essen und Wohnen zwar untereinander verbunden, aber doch als eigene Bereiche definiert sind.
Die neue zweigeschossige Konstruktion überragt nun die
Bruchsteinmauern und schafft mit breiten Verglasungen gleichsam
einen Lichtgaden. Von dort dringt Tageslicht auch in tiefere Zonen
des Hauses, zudem eröffnen die Fenster Panoramablicke ins Umland.
Der Eingang liegt etwa mittig an der Nordostseite und teilt das
Gebäude in einen südöstlichen, offenen Teil zum Kochen und Wohnen
sowie kleinere, teilweise ins Erdreich gegrabene hangseitige Räume
wie Diele und Garderobe, Sanitär- und Schlafräume. Der
Geländeverlauf wird auch im Inneren erlebbar: Wenige Stufen führen
vom großen Essraum in der Mittelzone hinab zur Küche, deren riesige
verglaste Schiebetüren zum verwilderten Garten überleiten. Auf der
anderen Seite verbindet eine kurze Treppe Esszimmer und Wohnraum,
der oberhalb der Küche gleichfalls schöne Aussicht bietet. Ein
bodentiefes Fenster durchschneidet die alten Mauern und gibt den
Blick aufs Tal frei. Durch die Split-Level sind die Nutzungen klar
definiert und bilden doch akustisch und visuell eine Einheit.
Die ursprüngliche Eingangstür wurde wiederverwendet. Die Innenräume
sind überwiegend mit Sperrholzplatten aus Fichte bekleidet.
Einbaumöbel sind weiß lackiert, die Treppen aus Stahl samt
Handläufen hingegen schwarz. Die Böden sind entweder mit
Kieferdielen oder poliertem Beton ausgeführt. Die historischen
Außenmauern wurden mithilfe von Bruchsteinen des Altbaus repariert
und gefestigt, anschließend mit Kalkmörtel neu verfugt. Neu
geschaffene Durchbrüche sind durch feuerverzinkte Stahlrahmen
gefasst, die Holzkonstruktion trägt in Unterordnung zum Bestand
eine schwarz eingefärbte Bretterschalung.
Schiefer
Als Dachdeckungsmaterial ist Schiefer insbesondere in den
Küstenregionen Großbritanniens traditionell weit verbreitet, da es
ein sehr langlebiges, robustes und witterungsbeständiges Material
ist, das z.B. in Wales abgebaut wurde. Angelehnt an das historische
Vorbild und dessen Dachneigung, schützt nun ein neues Schieferdach
das Wohnhaus The Mill. Getragen wird es von der eingefügten
Holzkonstruktion; die Schiefer sind als Rechteck-Doppeldeckung verlegt. Durch die
umlaufende, an den Längsseiten überhöhte Fuge zwischen den alten
Steinmauern und dem metallisch gefassten Satteldach erscheint es
leicht und abgehoben. Die Schieferdeckung und Dachform bilden ein
wichtiges Merkmal des Landhauses, welches sich samt seines modernen
Kerns bestens in die spärlich besiedelte, raue Region im Süden
Schottlands fügt. (us)
Bautafel
Architekten: WT Architecture, South Queensferry
Projektbeteiligte: David Narro Associates, Glasgow (Statik); Lawrie Construction, Biggar (Generalunternehmer); Robert L. Riddel, Edingburgh (Kostenplanung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort: Biggar, Schottland
Bildnachweis: Andrew Lee, Glasgow und Wil Tunnel, South Queensferry
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