Wohnhaus in New York
Schieferfassade prägt Hofcharakter
Im New Yorker West Village, in einem kleinen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, standen lange Zeit die Autos der Nachbarn. Nach einem Brand sollte der wertvolle Raum inmitten der Stadt besser genutzt werden, und die Architekten Christoff:Finio erhielten den Auftrag, die Garage zu einem 110 m² großen Wohnhaus umzubauen.
Gallerie
Der Baukörper ist nur ca. 6 m breit, aber die auf zwei Stockwerke verteilte Fläche bietet eine erstaunliche Vielfalt der Funktionen. Durch die offene Straßenfassade aus gedrehten Metallbändern betritt man einen Zwischenraum, in dem Fahrräder, Motorräder oder Mülleimer geschützt abgestellt werden können. Die eigentliche Haustür liegt dahinter, knapp zwei Schritte entfernt. In der Verlängerung des kurzen Flures ist der eigentliche Wohnraum zu sehen, linker Hand mit einer langen Küchenzeile ausgestattet, deren Arbeitsplatte über die rückwärtige Fassade hinweg in den Hof weitergeführt wird. Außer einem kleinen Bad und zwei raumhohen Einbauschränken - einer ist von der Küche, der andere vom Fahrradparkplatz aus zu öffnen - befindet sich im Erdgeschoss nur noch die Treppe zum Obergeschoss. Dort sind zwei typisch amerikanische „Bedrooms“ mit viel eingebautem Schrankraum sowie ein größeres Badezimmer mit Dusche und Badewanne zu finden. Das Bad und der größere Schlafraum liegen oberhalb des Eingangsbereichs und orientieren sich über eine vollständig verglaste Fassadenfläche zur kleinen Gasse.
Die Enge scheint die Planer nicht gestört, sondern beflügelt zu haben. So befinden sich z.B. die Fenster im Wohnzimmer tief am Boden: Einerseits schirmen sie den Innenraum von den heißen New Yorker Sonnenstrahlen ab, andererseits reflektiert der polierte Zementfußboden im Inneren die direkten Sonnenstrahlen und sorgt für eine angenehme indirekte Belichtung mit Tageslicht. Nur dort, wo die Küchenzeile auf die Hoffassade trifft, wurde die Glasfläche bis zur Decke nach oben verlängert - so vergrößert sich der Raum optisch weit nach außen.
Bauherren und Architekten verzichteten auf die Nutzung des Flachdaches aus ökologischen Gründen - trotz der Raumknappheit wollten sie die begrünte Fläche lieber dem städtischen Ökosystem zur Verfügung stellen, hier sollen sich Vögel und kleinere Tiere zurückziehen können.
Schiefer
Nur die Fassade zum eigenen Hof erhielt eine Haut aus Schiefer, das
Material prägt den kleinen abgeschlossenen Außenraum jedoch
entscheidend. Die Wand ist in sieben vertikale Streifen unterteilt,
die durch U-Profile aus Edelstahl voneinander getrennt sind. In
diesen Profilen befinden sich zementgebundene Platten, auf denen
die 20 cm hohen und 90 cm langen Schieferplatten an ihrer oberen
Kante aufgenagelt wurden. Da die oberen Schiefer die
darunterliegenden Steine mit ca. 5 cm überdecken, sind die
Nagelköpfe in der Ansichtsfläche nicht zu sehen.
Der statisch relevante Edelstahlrahmen ist als hängende Konstruktion an das Dachtragwerk angebunden, nur so konnten das durchgehende Fensterband im Erdgeschoss stützen- bzw. schieferfrei bleiben. Anders im OG: Vor den oberen Fenstern läuft die Fassade vollständig durch, allerdings mit horizontal verdrehten Schieferplatten, die nun wie Sonnenschutzlamellen wirken. Der Name des Steins lautet Vermont black, drei seiner Kanten sind gesägt, der sichtbare, vorne liegende Rand wurde spaltrau belassen.
Die besondere Wand bringt eine ungewöhnliche und dennoch
unaufdringliche Textur in die Hofgestaltung, ein weiterer Grund für
die Materialwahl liegt - auch für die amerikanischen Architekten -
in der Zeitlosigkeit des Materials: „We wanted to use a material
that felt old and modern at the same time.“
Bautafel
Architekt: Christoff:Finio Architecture, New York
Projektbeteiligte: Alcon Builders Group, New York (Bauunternehmer)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2008
Standort: West Village, New York
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de