Bungalow in Herdecke
Glasflächen und Dynamische Schieferdeckung
Die Stadt Herdecke ist Teil des Ruhrgebietes, sie gehört insofern zu einem Konglomerat mal dichter, mal weniger dichter städtischer Strukturen. Gelegen zwischen Dortmund, Hagen und Witten, definiert der geschwungene Verlauf der Ruhr die Ausdehnung des Ortes, der von Stauseen im Westen und Osten flankiert ist. Die Altstadt ist von Fachwerkhäusern geprägt, und Schiefer ist ein traditionell häufig verwendetes Deckmaterial. Im Ortsteil Ahlenberg, der sich im Übergang zum Stadtgebiet von Dortmund befindet, nutzte der Architekt Dirk Wiegand die Grundmauern eines Bungalows aus den 1960er-Jahren, um eine grüne Oase zu schaffen.
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Alte Basis – neues Haus
Der Altbau hätte eigentlich abgebrochen werden sollen: Er war dunkel und verschachtelt, die Bausubstanz stark in die Jahre gekommen. Dann aber hätte ein Neubau gemäß städtischer Baurichtlinien direkt an die Straße rücken müssen, und der Charme des Grundstücks wäre in den Augen des Architekten verloren gegangen. So blieben das vorhandene Kellergeschoss und Reste des alten Mauerwerks als Basis des neuen Entwurfes erhalten. Gestalterische Kompromisse waren damit nicht verbunden, und ein nicht unbeträchtlicher Anteil Grauer Energie ließ sich auf diese Weise nutzen.
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Wasser zwischen Innen- und Außenraum
In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Christian Kögler entstand ein geradlinig-moderner Flachbau, der sich mit raumhohen Verglasungen dem privaten Grünraum zuwendet, während die Fassaden zu den Nachbargrundstücken relativ geschlossen sind. In den teils üppig bewachsenen Garten ist ein Wasserbecken eingelassen, welches zwischen Innen- und Außenraum vermittelt. Es füllt eine Einbuchtung des Wohnraums und ist teilweise überdacht. An dieser Stelle ist ein Oberlicht in den Dachaufbau integriert. In dem Becken leben Kois, japanische Karpfen, und der Schnitt der umgebenden Sträucher und Bäume ist von Zen-Gärten inspiriert.
So entstand ein geschützter Innen- und Außenraum von hoher Intimität. Der nach Nordwesten orientierte Wohnraum erhält von drei Seiten Tageslicht und bildet das Herzstück des Hauses. Die Glasfront bietet freien Ausblick in den Garten, das quadratische Oberlicht über dem Wasserbecken sorgt auch im Innenraum für Helligkeit. Ein weiteres, kreisrundes Oberlicht über dem Eingangsbereich ist gleichfalls eingebunden in das extensiv begrünte Flachdach.
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Schieferfassade als Dynamische Deckung
Edle Materialien, starke Kontraste und wenig Farbe bestimmen den Innenraum ebenso wie das Äußere des Gebäudes. Ausgewählte Möbel, dunkle, großformatige Bodenfliesen aus Feinsteinzeug sowie maßgefertigte italienische Tapeten prägen das Wohnzimmer – vor allem aber die kontemplative Aussicht. Nahezu rahmenlose Verglasungen heben sich von der Schieferfassade ab, die als Dynamische Deckung ein lebhaftes, wechselhaftes Bild erzeugt. Der umlaufend mit einer Lattung aus rötlichem Zedernholz bekleidete Flachdachaufbau bildet bandartig einen ruhigen Abschluss und naturnahen Farbkontrast.
Die verschieden hohen und breiten Rechtecksteine der
Schieferfassade sind klar horizontal ausgerichtet. Sie überlappen
sich mit bruchrauen Kanten und zeigen je nach Witterung,
Feuchtigkeit, Licht und Oberflächenbeschaffenheit variierende
Farbnuancen von Hellgrau über Blaugrau bis Anthrazit und Schwarz.
Aufgebaut sind die Außenwände aus Stahlbeton mit einer
außenseitigen 18 cm starken Dämmschicht aus Mineralwolle. Auf einer
belüfteten Unterkonstruktion (vier Zentimeter Abstand) sind die
Schiefersteine angebracht. Die Höhenüberdeckung beträgt ebenfalls vier
Zentimeter, die Platten sind mit mindestens zwei Schiefernägeln auf
der Schalung befestigt. Die Fugen sind mit Metallstreifen
hinterlegt: So entsteht ein kontrastreiches Fugenbild, ohne dass
Gefahr besteht, dass bei Schlagregen Wasser in die Konstruktion
eindringt. -us
Bautafel
Architektur: Dirk Wiegand, Dortmund
Projektbeteiligte: Christian Kögler, Schwelm (Landschaftsarchitektur); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer InterSIN, blaugrau)
Bauherr/in: Privat
Baujahr: 2022
Standort: Herdecke
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen
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