Wochenendhaus in Kumano-cho
Umlaufender Gang mit quadratischen Schieferplatten
Während sich traditionelle japanische Wohnhäuser für gewöhnlich nach Süden öffnen, lässt ein Wochenendhaus in der zur Präfektur Hiroshima gehörenden Region Kumano-cho an keiner Seite den direkten Einblick zu. So genießt die Familie trotz der dicht ans Grundstück stoßenden Nachbarhäuser die von ihnen gewünschte Privatsphäre.
Gallerie
Mit seinem flach geneigten und dunkel gedeckten Walmdach, dessen weite Überstände am Ende scharfkantig zulaufen, hebt sich das Gebäude deutlich von seinen Nachbarn ab. Wenige Farben und Materialien sowie klare Linien und schmale, fein ausgearbeitete Fassadenöffnungen vermitteln Ruhe und Zurückhaltung. Die Wände sind weiß verputzt, das metallgedeckte Dach ist anthrazitfarben, Schiebeläden, Fenster- und Türrahmen bestehen aus hellem, rötlich schimmerndem Holz. Die kunstvoll geschnittenen Bäume und Sträucher im Vorgarten unterstützen das Bild eines traditionellen japanischen Hauses – reduziert auf das Wesentliche, hochwertig im Detail.
Auf rechteckigem Grundriss richten sich zwei mit Tatami-Matten
ausgelegte Räume nach Westen und sind durch wechselseitig offene
Einbauschränke separiert. Angedockt sind ein Arbeitsraum und ein
WC. Gänzlich davon abgesetzt und ringförmig von einem Gang
umschlossen ist der große, zweigeteilte Wohnraum. Hier kommt die
Familie zusammen, hier wird gekocht und gegessen. Östlich schließt
ein Schlafraum mit kleinem Bad an. Durch Türen und Fensteröffnungen
entstehen ausschließlich diagonale Sichtbezüge. Zu dem reduzierten
Farb- und Materialspektrum der Gebäudehülle gesellen sich im
Inneren hellgrauer Sichtbeton, sandfarbene Tatami-Matten, schmale
Bambusstützen, ein teils dunkler Holzboden sowie dunkelgraue
Schieferplatten als Bodenbelag der ringförmigen Umfassung. An der
Westseite bildet diese den Eingangsbereich und ist durch
Schiebetüren abgetrennt, an den übrigen Seiten ist es ein umlaufend
überdachter Gang, den die Architekten als „Ring of Stone Floor“
bezeichnen.
Schiefer
Die quadratischen
Schieferplatten auf dem Gang sind acht Millimeter dünn und diagonal
zur Laufrichtung im Quadratverband verlegt. Sie sind eingebettet in
eine Mörtelschicht (20 mm) über der Stahlbetondecke (150 mm) und
einer Dämmschicht (30 mm).
Der Naturstein Schiefer wird in Japan abgebaut und dort
traditionell als Dachdeckung oder Bodenbelag verwendet. Beim
Wochenendhaus harmoniert er mit den anderen verbauten Materialien:
Farblich ähnelt er dem anthrazitfarbenen Metalldach, sodass er
dessen Überstand am Boden abbildet. Robust und
witterungsbeständig wie er ist, eignet er sich als Bodenbelag für
den Innenbereich ebenso wie für die Terrasse. (us)
Bautafel
Architekten: Araki + Sasaki architects, Chōfu
Projektbeteiligte: Akira Suzuki / ASA (Statik)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2017
Standort: Kumano-cho, Hiroshima, Japan
Bildnachweis: Shinkenchiku-sha, Tokio
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