Villa am Genfer See bei Lausanne
Symmetrische Deckung an Dach und Fassade
Zur vielbefahrenen Route de Lausanne am Nordostufer des Genfer Sees zeigt sich die Villa weitgehend verschlossen: Nur das schallgeschützte Obergeschoss und das asymmetrisch geneigte Dach, beide durchgehend schiefergedeckt, ragen über die kleine Begrenzungsmauer hinaus. Das Wohnhaus östlich des schweizerischen Lausanne steht auf einem schmalen Uferstreifen am Fuße des Weinbergs von Lavaux. Es fügt sich in eine Reihe von Einfamilienhäusern, deren Grundstücke rückwärtig durch die Straße begrenzt sind. Geplant hat es Florian Ferrari vom Architekturbüro Andres et Ferrari aus dem nahen La Croix-sur-Lutry.
Gallerie
Das rund 600 m² große Grundstück misst zwischen Fahrbahn und Ufermauer nur knapp 22 Meter, auf denen fast sechs Meter Höhenversatz zu überbrücken waren. Der Zugang erfolgt von der Straße ebenerdig ins obere Geschoss, in dem sich die Rückzugs- und Schlafräume befinden. Eine breite Treppe führt in das gemeinschaftlich genutzte untere Geschoss, das sich mit großen Verglasungen zur Terrasse und dem See nach Südwesten öffnet. Hier befinden sich die Küche, ein Wohn- und Esszimmer, ein kleines Büro, ein Sanitärkern mit Garderobe sowie vier Keller- und Technikräume. Letztere sind hangseitig angeordnet, während die Küche und der offene Wohn- und Essraum einen grandiosen Seeblick bieten. Die Brüstungen an Terrasse und Balkon sind gläsern ausgebildet.
Schiefer
Das Erscheinungsbild der Villa ist entscheidend geprägt durch die
Gleichbehandlung von Dach und Fassade. Ihre Hülle aus 60 x 30 cm
großen Schieferplatten (blaugrauer, spaltrauer Intersin-Schiefer) bildet einen weithin
sichtbaren Kontrast zu den umliegenden Häusern. Dach und Fassaden
wurden als Symmetrische Deckung mit Klammertechnik
ausgeführt; die Schiefersteine haben eine Stärke von einem
Zentimeter.
Das Dach ist glatt und durchgehend um 15° geneigt, es beeinträchtigt den Ausblick von der Straße auf den See kaum. Auffallend ist die asymmetrische Form: Die Firstlinie verläuft leicht diagonal, die Traufen steigen an der Straßen- und Seeseite gegenläufig an. Regenrinnen sind verdeckt angeordnet, Dachüberstände fehlen ganz und die Fensteröffnungen sind – mit Ausnahme der Glasschiebetüren zur Seeseite – als Lochfassade ausgebildet. Alle Fassadenöffnungen fügen sich in das Raster der Schieferplatten: Jedes Fenster, jede Tür und auch die Loggia entsprechen einem Vielfachen des Plattenformats, nur die Steine an Ortgängen und Traufen mussten angepasst werden.
Die Werksteinfassade mit offenen Kreuzfugen setzt sich auf dem leicht geneigten Dach fort, das zusätzlich mit einem wasserdichten Unterdach ausgeführt wurde. Der Dachaufbau besteht aus einer typischen Flachdachkonstruktion mit Dampfsperre, 18 cm Dämmung aus XPS und einer zweilagigen Bitumenabdichtung. Darauf wurde eine trapezförmige Aluminium-Unterkonstruktion montiert, deren lange Schrauben die Dämmung durchdringen und an der Betondecke befestigt sind. Die Unterkonstruktion ist nochmals mit einer Bitumenbahn abgedeckt und mit der zweilagigen Bitumenabdichtung verschweißt (siehe Abb. 24). Mit U-förmigen Haltern sind darauf die Aluminium-Tragprofile montiert, die mit Edelstahlklammern die einzelnen Schiefersteine halten. Das Regenwasser läuft durch die offenen Fugen der Deckung auf das wasserdichte Unterdach und wird in einer von außen nicht sichtbaren Kastenrinne abgeführt.
Das äußerlich prägende Material setzt sich auch im Innenraum
fort – die Böden in Küche und Wohnraum sind mit Schieferfliesen
gleicher Herkunft im Format 60 x 30 cm belegt.
Bautafel
Architekten: Florian Ferrari, Andres et Ferrari Architectes, La Croix-sur-Lutry
Projektbeteiligte: Cofal Société Coopérative, Le Mont-sur-Lausanne (Dachdeckung und Fassadenbekleidung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2013
Standort: Lausanne
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen; Ferrari Architectes, La Croix-sur-Lutry
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