Wohnhaus in Tullnerbach
Schiefer als Farbkontrast im Innenraum
Nur 16 km von Wien entfernt, ist die 2.500 Einwohner zählende
Gemeinde Tullnerbach mit ihren historischen Villen eine beliebte
Wohnalternative. Der österreichische Architekt Gernot Bittlingmaier
baute dort für eine dreiköpfige Familie ein neues Wohnhaus.
Westlich des Neubaus befindet sich das im Landhausstil gestaltete
Elternhaus der Bauherren, im Osten die Erschließungsstraße,
nördlich und südlich stehen ortsübliche Einfamilienhäuser. Das
gesamte Gelände ist leicht geneigt. Je nach Himmelsrichtung tritt
das neue Einfamilienhaus sehr unterschiedlich in Erscheinung: Zur
Straße zeigt es sich als geschlossener, dreigeschossiger Quader,
zum Garten zeichnet sich das verputze Haupthaus ebenfalls ab, wird
aber durch einen eingeschossigen, gläsernen Riegel ergänzt. Dieser
Glaskörper bietet fast 70 m² für den ineinander übergehenden Wohn-
und Essbereich. Das herausragende Entwurfselement aber ist eine
lang gestreckte Nord-Süd-Terrasse, die sich quer durch das Haus
zieht und direkt am Pool endet. An der Schnittstelle von dieser
Terrasse mit dem gläsernen Wohnraum befindet sich das „Herzstück",
der zentrale Treffpunkt der Familie.
Gallerie
Die Schlaf- und Rückzugsbereiche für Eltern und Kind sind im
Haupthaus untergebracht, ein geschlossener Innenhof im Süden
gewährleistet zudem einen blickgeschützten Außenraum. Innenräumlich
beschränkten sich Architekt und Bauherren auf wenige Farben und
Materialien: weiße Wände und Möbel, dunkle Böden aus Mooreiche und
Schiefer. Eine Küchenwand, die Eingangstür und
eine der Grundstücksmauern bilden mit ihrer rubinroten Farbe die
einzigen Farbakzente.
Das Haupthaus wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem allseitig umschlossen. Um
den homogenen Eindruck zu verstärken, achtete Bittlingmaier
insbesondere auf die Details der Öffnungen. Zur Ausführung kamen
eingeputzte Fensterkonstruktionen mit sprossenloser
Überstandsverglasung. Sie weisen zur bewitterten Außenseite nur
Glasflächen auf, ein speziell geformter Blindstock dient als
Montageelement für den Fensterrahmen, als Anschlag für den
Außenputz und zusätzlich als Dichtebene für den Fensterflügel. Der
anthrazitgraue Außenputz wurde mit kleinen dunklen
Siliciumcarbid-Kristallen ausgestattet, die das Sonnenlicht
reflektieren und die Fassade je nach Lichteinfall unterschiedlich
schimmern lassen. Auf diese Weise soll nicht nur ein deutlicher
Bezug zu den umliegenden dunkelgrauen Satteldächern hergestellt,
sondern auch ein Kontrast zur strengen Form des Volumens gesetzt
werden. Die dunkle Farbgebung steht - laut Architekt - zusätzlich
in harmonischem Kontrast zur grünen Umgebung.
Schiefer
Neben den dunklen Holzböden, den hellen Wänden und Möbeln, ist
Schiefer das dritte prägende Material des Einfamilienhauses. Die
Fußböden im Eingangsbereich und in den Nassbereichen wurden mit dem
dunklen Naturstein ausgelegt. Die Platten sind direkt auf den
Heizestrich verklebt worden. Als primären
Grund für seine Materialwahl gab der Architekt das Farbkonzept des
Innenraumes an. Alle belasteten bzw. begehbaren Flächen, wie zum
Beispiel die Böden, Installationswände im Sanitärbereich und die
Treppen sind dunkel gehalten - also mit Schiefer oder (als Material
für die Wohnbereiche) mit Mooreicheholz versehen, alles andere ist
weiß.
Für die Verwendung im Innenraum ist Schiefer deshalb besonders
geeignet, weil er über hohe Biegezugfestigkeitswerte verfügt und in geringen
Dicken verlegt werden kann. Er besitzt natürliche hydrophobe
Eigenschaften und ist wasserdicht gegenüber seinem Untergrund.
Außerdem gilt er als sehr schmutzunempfindlich und ist - der
Fassade und den Fensterflächen ähnlich - leicht zu pflegen.
Bautafel
Architekten: Gernot Bittlingmaier, Graz
Projektbeteiligte: Sto, Stühlingen (Dämmung Therm Classic); Erich Marker, Pottenstein (Fassadenarbeiten)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2006
Standort: Tullnerbach
Bildnachweis: Sto, Stühlingen; Gernot Bittlingmaier, Graz
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de