Ehemaliger Bauernhof in Uiffingen
Mit Schiefer neu interpretiert
Wenn es die Jugend vom Dorf in die Städte zieht, hat das häufig einen Leerstand im Ort zur Folge. Gelegentlich eröffnet es aber auch neue Möglichkeiten, da alte Gebäude oft preiswert zu kaufen sind. Das Land Baden Württemberg bezuschusst z. B. im Rahmen des "Entwicklung Ländlicher Raum-Programms" (ELR) Abriss-, Neu- und Umbaukosten für alte Bauernhöfe. Auf diese Weise soll neues Leben in alten Dörfern entstehen.
Gallerie
So auch in dem kleinen Dorf Uiffingen zwischen Würzburg und Heilbronn, ein Bauherr kaufte einen alten, nicht mehr bewohnten Bauernhof, ließ ihn größtenteils abreißen und errichtete auf Teilen der alten Grundmauern sein modernes, energiesparendes Einfamilienhaus.
Der aus der Region stammende Architekt Bruno Blesch entwarf ein Gebäude, das die typischen Gestaltungsmerkmale ländlicher Architektur aufnimmt und mit modernen Mitteln neu interpretiert. Anstelle des komplett abgerissenen Mittelteils der Hofanlage entstand ein geschützter Innenhof, der Südteil dient heute als Wirtschaftsgebäude mit Garagen und großzügigen Abstellräumen und auf dem Fundament des nördlich gelegenen Wohnhauses entstand ein Neubau. Dieser scheint mit einem Schieferdach und der Schieferfassade wie aus einem Material zu bestehen. Städtebaulich folgt er mit seinen Abmessungen und der Geometrie weitgehend dem abgerissenen Gebäudes der ehemaligen Anlage.
Der grundsanierte Natursteinsockel wurde um zwei Betonwände ergänzt und trägt das komplett neue Einfamilienhaus. Dieses bietet auf zwei Ebenen insgesamt 118 m² Wohnfläche und im Untergeschoss nach ländlicher Tradition rund 50 m² Wirtschaftsfläche. Der Neubau entspricht dem KfW-60-Standard und benötigt laut Bauherrn pro Jahr für Warmwasser und Heizung nur vier Kubikmeter Holz-Pellets.
Schiefer
Von Anfang an stand fest, dass
der Neubau den gleichem Werkstoff an Dach und Wand aufweisen
sollte. Als Alternative zu großformatigen Plattenwaren konnten sich
Bauherr und Architekt schnell auf Schiefer als Material
einigen.
Auf dem Dach kam eine Rechteck-Doppeldeckung im Format 50 x 25 cm zur Ausführung. Die Fassaden erhielten als Verblendung eine Variable Rechteck-Deckung mit Kreuzfugenraster in zwei Formaten: 50 x 25 cm und 25 x 25 cm. Die verschiedenen Formate kamen zur Ausführung, weil der bestehende Bruchseinsockel nicht rechtwinklig war und die Fassade dementsprechend angepasst werden musste. Während die Südfassade zum geschützten Innenhof großzügig verglast ist, zeigen sich die drei übrigen Seiten des Gebäudes zurückhaltend geschlossen.
Das formal sehr reduziert gestaltete Wohnhaus bietet gleich mehrere überzeugende Planungsaspekte: So zum Beispiel die eindrucksvolle Gebäudekubatur als architektonische Antwort auf städtebauliche Gegebenheiten, die schlichten Proportionen der Fassadenöffnungen oder auch die Kombination der drei Materialien Schiefer (Fassade), Beton bzw. Bruchstein (Sockel) und sägeraues Holz (Grundstücksbegrenzung).
Bautafel
Architekten: Bruno Blesch, Boxberg
Projektbeteiligte: Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen (Schieferherstellter); Firma Linke und Rissland, Neustadt am Rennsteig (Schieferausführung)
Bauherr: Richard Köhler, Ahorn-Berolzheim
Fertigstellung: 2006
Standort: Boxberg-Uiffingen
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen; Bruno Blesch, Boxberg
Fachwissen zum Thema
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