Casa na Gateira in Penela
Trockenmauer aus vielfarbigem Schiefer
Als einen erholsamen Gegenpol zum Londoner Stadtleben ließ sich ein britisches Ehepaar in Portugal die Casa na Gateira errichten. Der Zweitwohnsitz auf einem Hügel bei Gateira, einer winzigen Ortschaft in der Gemeinde Penela, bietet viel Raum unter freiem Himmel, Ruhe und Weitläufigkeit. Die Pläne dafür lieferten Camarim Architekten aus Lissabon, die das Bauwerk als „Wanderweg in den Naturraum“ oder auch „Haus der Landschaft“ bezeichnen. Umgeben von Weinbergen, Pinien und Olivenbäumen, eröffnet das Hanggrundstück den Panoramablick bis zur Serra da Estrela, dem höchsten Gebirge des portugiesischen Festlandes.
Gallerie
Die dramatisch geformte Landschaft ist geprägt durch eine seltene Balance zwischen Natur, Ackerbau und traditioneller Architektur, deshalb sollte der bauliche Eingriff so gering wie möglich ausfallen. Wie ein zweifach gefaltetes, kantiges Band schmiegt sich das hell verputzte Wohnhaus an den Hang und folgt dessen Verlauf mit flach geneigten, terrassierten Dächern. Erschlossen wird es über den höchstgelegenen Teil an seiner Westseite. Der Eingang ist über eine Treppe erreichbar und liegt zurückversetzt in einer langen Mauer aus trocken vermauerten Schieferbruchsteinen, wie sie für diese Region typisch sind. Weitere Stufen führen hinab ins Herz des Hauses, wo sich ein beinahe quadratischer Wohn- und Essraum über zwei Ebenen erstreckt. Schlaf- und Badezimmer sind seitlich angegliedert, ihre Konturen der Topografie angepasst. Schmale Flure mit wenigen Stufen führen dorthin, die Schlafzimmer liegen jeweils auf eigenem Niveau und verfügen über direkten Zugang ins Freie. Der Wohnraum öffnet sich mit großen Glasschiebetüren gen Osten zur Terrasse, die ebenerdig zum Pool überleitet. Dessen Einfassung setzt den bandartig-geknickten Grundriss des Hauses als Abgrenzung fort.
Das Dach und die dem massiven Betonbau vorgelagerten Terrassen sind mit poliertem Betonestrich ausgeführt; die Außenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem mit einer Oberfläche aus Mikrozement. Die Lamellen der zumeist raumhohen Fensterläden bestehen aus Iroko, einem widerstandsfähigen afrikanischen Tropenholz. Aus poliertem Betonestrich sind auch die Böden im Innenraum. An den Decken bleibt Sichtbeton als tragende Struktur ablesbar, während die Wände mit Gips verputzt oder mit Kork bekleidet sind.
Die enge Verknüpfung des Bauwerks mit dem Erdboden birgt energetische Vorteile, da die immense thermische Masse sich nutzen lässt, um Überhitzung und starke Auskühlung im Verlauf eines Tages und der Jahreszeiten auszugleichen. Ein Patio zwischen Wohnraum und Elternschlafzimmer schafft ebenfalls einen passiven Wärmeausgleich. Als erhöhter Außenraum gegenüber dem zuunterst angeordneten Pool sorgt er für einen aufsteigenden Luftstrom und kühlt das Haus während der Frühlings- und Sommermonate. In der Herbst- und Winterzeit hingegen ist dieser Punkt aufgrund der Dämmung gut geschützt.
Schiefer
An der westlichen Eingangsseite
des in die Landschaft gebetteten Wohnhauses stellt eine 20 cm
starke, trocken vermauerte Wand aus Schieferbruchsteinen den
materiellen Bezug zum Baugrund her (viele Weinbaugebiete im
portugiesischen Hinterland sind durch Schieferböden geprägt, der
Naturstein als traditionelles Baumaterial weit verbreitet). Die
Schiefermauer ist mit 2 cm Abstand vor die Fassade gesetzt und über
Stahlanker punktuell mit der Betonstruktur verbunden. Das Mauerwerk
schließt bündig mit dem Flachdach ab, sodass es wie eine Tarnung
des hellen Betonbaus erscheint. Von der Straße kommend, ist
zunächst nur die Schieferwand sichtbar, deren kleine Tür- und
Fensteröffnungen an ein traditionelles Bauwerk denken lassen.
Insofern trägt der vielfarbige, in hellem Sand, kräftigem Ocker,
hellem Grau, dunklem Blaugrau und Kupfer fast als bunt zu
bezeichnende Schiefer maßgeblich zur Einbindung des Bauwerks in
seine Umgebung bei. Auch der kleiner, intimer Patio zwischen
Elternschlafzimmer und Wohnraum ist an Boden und Rückwand mit
Schiefer bekleidet – in diesem Fall handelt es sich um etwa 2
cm starke Riemchen mit umlaufend gesägten Kanten und
spaltrauer Ansichtsfläche. (us)
Bautafel
Architekten: Camarim Arquitectos, Lissabon
Projektbeteiligte: Vasco Correia, Patrícia Sousa (Projektleitung); Tiago Garrido, Jonas Grinevicius, Christoph Schwander (Mitarbeiter Architekturbüro)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort: Gateira, Penela, Portugal
Bildnachweis: Nelson Garrido, Porto; Camarim Architects, Lissabon
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de