Wohnhaus Ty Pren in Trallong
Lärchenholz und Schiefer aus zweiter Hand
Auf einer Seite war das Vieh untergebracht, auf der anderen Seite wohnten Menschen – so waren die traditionellen Langhäuser seit dem Mittelalter im britischen Wales organisiert. Der schmale, langgestreckte Grundriss wurde später durch einen Zwischenboden und schließlich durch ein weiteres Stockwerk mit Schlafräumen ergänzt. Eine moderne Adaption des historischen Wohnhauses findet sich seit 2011 im kleinen südwalisischen Ort Trallong: Ty Pren, Haus aus Holz, nennen die Londoner Architekten Feilden Fowles schlicht ihr 20 Meter langes und sechs Meter schmales Gebäude. Lärchenholz prägt das Gebäude an drei Seiten, die Nordfassade und das Dach sind mit Schieferplatten bekleidet.
Gallerie
Das Wohnhaus liegt an einem Hang nördlich des Brecon Beacons Nationalparks, mit weitreichendem Blick gen Süden in die walisische Landschaft. Der Eingang an der Westseite führt zu einer linearen Erschließungsachse durch das gesamte Gebäude. Linker Hand bietet eine Servicewand in der Breite von einem Meter Platz für Garderobe, Treppenlauf, Wärmespeicher und ein kleines Bad, rechter Hand eröffnen sich im Anschluss an einen abgeschlossenen Sanitärbereich Räumlichkeiten zum Kochen, Essen, Wohnen und Schlafen. Im Obergeschoss sind drei weitere Schlafzimmer und ein großes Bad untergebracht, der zentral gelegene Essplatz erstreckt sich über zwei Geschosse.
Bauherren und Architekten legten Wert auf ein nachhaltiges Gebäudekonzept. Zur passiven Nutzung der Solarenergie wurden die Sonnenstände analysiert und die Fassaden dementsprechend geöffnet bzw. verschlossen: 30% der Süd- und nur 5% der Nordfassade sind verglast. Tiefe Fensterlaibungen und Schiebeläden im Süden verhindern eine übermäßige Sonneneinstrahlung im Sommer, während bündige Nordfenster eher das kompakte Bauvolumen betonen. Der Solareintrag im Winter konnte so maximiert, die Überhitzung im Sommer minimiert werden. Nur in den beiden kältesten Monaten des Jahres heizt ein kleiner Scheitholzkessel (8KW) zusätzlich.
Um die sogenannte graue Energie zu minimieren, die zur Errichtung des Gebäudes aufgewendet wird, kamen vorwiegend lokale Baumaterialien zum Einsatz. So besteht die Fassadenbekleidung aus dem Holz von acht Lärchen, gefällt auf einem nahegelegenen Grundstück. Damit sich dieses Holz nach 25 Jahren prognostizierter Lebensdauer problemlos austauschen lässt, wurden acht kleine Lärchen an gleicher Stelle gepflanzt. Sie erbringen das Material für eine neue Fassade, und das unbehandelte Altholz wandert in den Scheitholzkessel.
Schiefer
Das Satteldach und die Nordfassade sind vollständig mit Schiefer
aus zweiter Hand eingedeckt: Auf dem Grundstück befanden sich
verfallene Gebäude mit alter walisischer Schieferdachdeckung; diese
Steine wurden vorsichtig geborgen, gereinigt, zugerichtet und für
das neue Dach wiederverwendet. Die Fassadenschiefer entstammen der
Deckung eines alten Hauses südlich des Nationalparks.
Die Dachdeckung besteht aus ca. 50 x 25 cm großen, rechteckigen
Schieferplatten, das Format der Fassadensteine ist mit ca. 63 x 53
cm etwas größer. Die Schiefer weisen nur 5 cm Höhenüberdeckung und keinerlei Seitenüberdeckung
auf, sie wurden traditionell genagelt. Das Deckbild ist geprägt von
durchlaufenden horizontalen Fugen, mit einem halben Steinversatz.
Wand- und Dachflächen sind ähnlich aufgebaut, die Fassaden sind
vorgehängt und hinterlüftet. Auch im Dach befindet sich die
wasserführende Ebene unterhalb der Holzlattung, die zur Befestigung
der Steine dient.
Durch die geringen bzw. gar nicht vorhandenen Überdeckungen wäre
eine derartige Dachkonstruktion in Deutschland nicht
fachregelgerecht, außer ein regensicheres Unterdach würde
eingebaut. Auch an der Fassade müsste die Höhenüberdeckung
vergrößert und dem Steinformat angepasst werden.
Bautafel
Architekten: Feilden Fowles, London
Bauherren: Gavin und Vina Hogg, Trallong
Fertigstellung: 2011
Standort: Trallong, Powys LD3, Wales
Bildnachweis: David Grandorge, London; Feilden Fowles, London
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