Einfamilienhaus in Grevenbroich
Symmetrische Deckung an Dach und Fassade
Die Idee, ein kleines Einfamilienhaus mit Satteldach durch eine zweite Haut zu sanieren, ist nicht neu. Es gibt gebaute Beispiele u.a. mit Hüllen aus Zink und Holz, Bitumbahnen oder Faserzement (siehe Surftipps). Architekt Jon Patrick Böcker hat sein eigenes Wohnhaus in Grevenbroich bei Düsseldorf mit einem ähnlichen Konzept saniert, die zweite Fassade besteht bei seinem Objekt aus Schiefer.
Gallerie
Der Altbau aus dem Jahr 1947, verfügte über 80 m² Wohnfläche, einen trockenen Keller mit Stampfbetonwänden und 24er-Bimssteinmauerwerk darüber. Eingebunden in eine Siedlung mit gleichmäßiger Bebauungsstruktur, sollte die Kubatur nach der Sanierung erhalten bleiben, die Nutzfläche jedoch vergrößert und das gesamte Wohnhaus energetisch auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden.
Die Erweiterung des Gebäudes vollzog der Architekt durch einen Anbau im Erdgeschoss und eine Gaube im Obergeschoss. Beide orientieren sich zum Garten, so dass die Straßenfassade bis auf den Eingangsbereich in der ursprünglichen Form erhalten blieb. Das zuvor 45 m² große EG bietet durch den weit ausladenden Anbau viel Platz für zusätzlichen Wohnraum, im OG erweitert die Gaube ein Schlafzimmer. Insgesamt stehen nun 148 m² Wohnfläche zur Verfügung. Die Anbauten sind durch einen Materialwechsel deutlich gekennzeichnet: ihre äußere Hülle besteht aus sibirischem Lärchenholz und nicht aus Schiefer.
Als entscheidendes Entwurfskriterium galt sowohl bei der Holz- als auch bei der Schieferfassade, dass kein überflüssiger Zierrat entstehen sollte, keine Dachüberstände, keine Fensterbänke, keine Rinnen, keine Erker. Die beiden kritischen Punkte bei einem solchen Ansatz liegen meist in dem fehlenden Dachüberstand, den nicht jedes Fassadenmaterial geduldig erträgt, und in der nach innen geführten Entwässerung. Eine mangelhafte Ausführung dieser Punkte kann schwere Folgeschäden nach sich ziehen. Besteht die Fassade jedoch aus robustem Naturstein, wird ein Dachüberstand nicht benötigt. Architekt Böcker führte zudem die integrierte Entwässerung zwischen beide Fassaden. So entstand genügend Platz für dicke Dämmschichten und eine breite, lotrechte Konstruktion, die bestandsimmanente Unebenheiten ausgleicht.
Schiefer
Die neue Schieferfassade sollte sich nicht vollständig dem Bestand
anpassen, sondern in sich lotrecht und absolut orthogonal sein. Zur
Ausführung kam eine Symmetrische Deckung mit
Hinterschnitttechnik. Die spaltrauen spanischen Schieferplatten
sind 30 x 60 cm groß, 1 cm dick und weisen eine blaugraue Färbung
auf. Während der besonders sorgfältigen Planungs- und
Vorbereitungszeit wurde der Bestand ausgemessen und so in die
Planung integriert, dass möglichst wenig Schiefer zu schneiden war.
Bis auf einige minimal verschobene Fenster konnte die alte
Fassadenaufteilung bestehen bleiben. Auf die 24 cm
Bimsstein-Außenwände folgen im Querschnitt nun 22 cm tiefe,
L-förmige Aluminiumprofile mit 16 cm Mineralwolle (035), die
genügend Spielraum bieten für die um 4 cm variierenden
Bestandswände. Die Aluminiumkonstruktion über einer isolierenden
Unterlage wurde mittels Laser genau eingemessen. Davor befindet
sich eine zweite, wesentlich dünnere Aluminiumkonstruktion als
Traggerüst für die Schiefer. Die Platten sind mithilfe von Hinterschnittankern verdeckt befestigt.
Das Dach erhielt eine neue Pfettenkonstruktion mit 20 x 10 cm
dicken Sparren. Es ist ausgestattet mit einer 20 cm dicken
Vollsparrendämmung (MW 035) und der obligatorischen Dampfbremse.
Eine Vollverschalung bildet die Unterlage für eine während der
Bauphase notwendige Behelfsdeckung und die Konterlattung. Oberhalb dieser Konterlatten
folgt das für diese Dachkonstruktion erforderliche, wasserdichte
Unterdach. Es besteht aus einer 1,5 mm dicken PVC-Abdichtungsbahn
auf Polyestervlies-Trennlage. Die Befestigungspunkte für die
Aluminium-Unterkonstruktion der Schieferdeckung sind auf den
Konterlatten montiert und befinden sich oberhalb der
wasserführenden Schicht. Die Halter selbst liegen auf einem
Nageldichtband und Neoprendichtungen sichern die Verschraubung
(siehe Abb. 10 -12).
Dieser Aufbau ermöglicht eine vollständig verdeckt geführte
Regenrinne. Durch 1 cm große Fugen zwischen den Schiefern auf dem
Dach läuft anfallendes Regenwasser auf die darunterliegende,
wasserführende Schicht und von dort zur Regenrinne im Traufbereich.
Sie besteht aus einem 15 x 15 cm großen Verbundblech und wurde
gänzlich in das wasserdichte Unterdach integriert. Sollte die Rinne
irgendwann verschmutzen, lassen sich die davorliegenden Schiefer
der Fassade leicht entfernen, um sie zu reinigen. Zur Ausbildung
der Details gehörte seitens der Planer und Ausführenden ein
Bisschen Mut, denn sie sind durch die Fachregeln des Deutschen
Dachdeckerhandwerks (noch) nicht gedeckt.
Bautafel
Architekt: Jon Patrick Böcker, Grevenbroich
Projektbeteiligte: DDM Markus Janßen, Jüchen (Dachdeckung); Rathscheck Schiefer, Mayen (Intersin Schiefer)
Bauherr: Jon Patrick Böcker, Grevenbroich
Fertigstellung: 2011
Standort: Grevenbroich
Bildnachweis: Jon Patrick Böcker, Grevenbroich, Rathscheck Schiefer, Mayen, Markus Janßen, Jüchen
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