Wohnhaus in Ljubno
Moselschiefer in Slowenien
Es wurden schon ein paar Architekturtouristen auf den Straßen von Ljubno ob Savinji gesehen, einem kleinen Ort in den slowenischen Alpen mit lediglich 1.155 Einwohnern. Anschauenswert sind gleich drei neue und unkonventionelle Gebäude, die hier in den letzten Jahren vom Architekturbüro Superform aus Ljubljana gebaut wurden.
Gallerie
Das neueste Gebäude von Marjan Poboljsaj und Anton Zizek besteht eigentlich aus zwei alten: Äußerlich sind die beiden unterschiedlichen Volumen nach wie vor gut ablesbar geblieben, innenräumlich werden sie aber gemeinsam genutzt. Im östlichen Haus befinden sich die Schlafräume, die Küche, Garderoben und ein Jacuzzi. Es stellt Raum für die eher introvertierten Nutzungen zur Verfügung, was durch die hölzerne, zum Teil sehr geschlossen wirkende Fassade auch außen ablesbar wird. Das westlich gelegene Gebäude bietet dagegen viel Platz für die weniger privaten Bereiche, hier befindet sich ein großer fließender Raum, der sogenannte „Schalen“ zum Wohnen, Essen oder auch Arbeiten anbietet. Der inhaltlichen Trennung entsprechend liegt vor dem Wohnraum auch eine große Südterrasse. Die Bezeichnung als Villa ist auch der Größe geschuldet, den Bauherren stehen nun 420 m² zur Verfügung.
Die ursprüngliche Idee der Umnutzung entstand aus den engen behördlichen Vorgaben, in unmittelbarer Nähe zum historischen Dorfkern bestand wenig architektonischer Spielraum für die Planer. Auch die gewählten Materialien stellen einen direkten Bezug zur umgebenden Bebauung dar. Schiefer und Holz gelten im Ort als die traditionellen Baustoffe, schon fünf Jahrhunderte ist Ljubno als Mittelpunkt der Holzflößerei bekannt. Aus diesem thematischen Zusammenhang scheint auch die Schiffsmetapher zu stammen, die entstehen sollte. „On the deck into life“ nannten die Architekten ihr Projekt und der Landschaftsplaner Matej Kucina setzte diese Idee auch mit seiner Gartengestaltung um. Parallel zum nahegelegenen Fluss schuf er verschiedene Räume: Holzterrassen, Pool, Fischteich, Schilf- und Rasenflächen sind wellenförmig voneinander getrennt.
Schiefer
Alle Dachflächen der Gebäude sind mit Schiefer eingedeckt. Gewählt
wurde eine klassische Schuppendeckung mit Moselschiefer, die sich
auch in Teilen der Fassade wiederfindet. Dort soll der Schiefer vor
allem den maritimen Eindruck unterstützen.
Das Sockelgeschoss des Wohnhauses ist mitsamt der bullaugenartigen Eingänge deutlich angeschrägt, das gesamte Volumen erweitert sich nach oben und bildet eine V-Form, die durchaus einem Schiffsrumpf ähnelt. Das Gebäude schließt sogar seitlich leicht angeschrägt ab, auch diese Bewegung folgt der Schiffsform. Die Schuppendeckung an der Fassade unterstützt durch ihr Deckbild deutlich diesen Schiffseindruck: Bei der gewählten rechten Deckung zeigen die gebogenen Rücken der Schiefer in „Fahrtrichtung“ und zeichnen so die schräge Hauskante nach. Auch die Unterseite der Terrasse verstärkt mit ihrem Aussehen den Eindruck, sodass sich die Schuppendeckung leicht als wellenförmig interpretieren lässt.
Das Material Schiefer wurde in diesem Gebäude sehr vielfältig verwendet: Mit der Regeldachneigung auf dem Schrägdach, sehr wenig geneigt auf dem Flachdach, an großen Fassadenflächen und unter auskragenden Volumen. An den vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden und Warmdachkonstruktionen kam jedoch immer dieselbe Schuppe zur Ausführung. Die Vielseitigkeit des Materials zu zeigen, lag möglicherweise nicht in der Absicht der Architekten, ist aber eindeutig am Gebäude abzulesen.
Bautafel
Architekt: Superform, Marjan Poboljsaj, Anton Zizek, Ljubljana
Projektbeteiligte: Meta Zebre, Ljubljana (Mitarbeit); Bruto, Matej Kucina, Ljubljana (Landschaftsarchitektur); Izolacija-Kern, Radomlje (Dachdecker); Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen (Schiefer)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2009
Standort: Ljubno ob Svinji
Bildnachweis: Miran Kambic, Ljubljana; Superform, Marjan Poboljsaj, Anton Zizek, Ljubljana
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de