Wohnhaus RPFV in Santo Tirso
Schieferplatten als Vormauerschale
In einer Gegend, die vom Weinbau geprägt ist, und einer
Landschaft, in der Schieferböden keine Seltenheit sind, erscheint
ein terrassiertes Wohnhaus mit Schiefermauern nicht ungewöhnlich.
Das RPFV House in der nordportugiesischen Gemeinde Santo
Tirso ist dennoch besonders: Es schmiegt sich auf drei Ebenen in
einen steil abschüssigen Hang und gründet auf den Überresten eines
Altbaus mit Tenne und Kornkammer. Damit gelang es den Architekten
vom Büro NØARQ, die Straße über das oberste Geschoss des Hauses mit
dem offenen Ackerland am Ende des nach Osten kontinuierlich
abfallenden Grundstücks zu verknüpfen.
Gallerie
Der Vorgängerbau, der dem neuen Gebäude zum Teil als Basis dient, hatte Wände aus Schiefer; Obergeschoss und Tenne waren mit Schiefer gedeckt. Erhalten blieben das Untergeschoss und die Schieferplatten des Dreschbodens. Der Neubau aus Stahlbeton stützt sich auf bestehendes Gemäuer und bildet zusätzlich eigene tragende Wände aus. Den weitaus größten Anteil der insgesamt 643 Quadratmeter Bruttogeschossfläche hat die mittlere Eingangsebene. Sie umschließt einen rechteckigen Hof auf der unteren Etage, während das oberste Geschoss darüber abgewinkelt auskragt und an anderer Stelle den Eingangsbereich überdacht. Die Bewohner gelangen über eine schmale Treppe hangabwärts zum Hauseingang. Auf der anderen Seite einer von der Straße begehbaren Dachterrasse führt eine Rampe mit sanftem Schwung hinab zur Garage.
Der Eingang führt in eine großzügige Diele; Treppe und Aufzug
sind hangseitig angeordnet. Linkerhand öffnet sich ein Wohnraum und
mündet in einen Essbereich, der übereck zur Küche weiterleitet. Die
Räume richten sich zum Hof. An der Nordseite verbindet ein schmaler
Gang die Garage mit der Küche. Die Schlafräume und Bäder befinden
sich im obersten Geschoss, während die unterste Ebene vor allem
soziale Funktion hat: Ein weiterer großer Wohnraum ist hier zum
Garten mit Terrasse und Pool ausgerichtet.
Schiefer
Die kantigen, dynamisch ins Tal vorstoßenden
und eigenwillig gestapelten Volumen sind umhüllt von dunklem
Schiefer, der von schmalen Betonstreifen an Boden und Decke gefasst
wird. Es sind zehn Zentimeter tiefe Vormauerschalen aus ebenso
breiten Schieferplatten unterschiedlicher Länge und Stärke, die mit
sauberen Kanten dicht an dicht gefügt sind. Die Schieferfassade ist
eine Reminiszenz an das Bruchmauerwerk, aus dem die Wände des
Altbaus im Untergeschoss bestehen.
Auch die (Dach-)Terrassen, Zuwegungen sowie teilweise Attiken
sind mit Schiefer ausgeführt. Auf unterster Ebene blieben die
großen, hellen Platten des alten Dreschbodens erhalten, verlegt mit
breiten Fugen im Römischen Verband. In der mittleren Etage bedecken
schmale, lange und dunkle Schiefer den Boden (Überlängenverband),
die ähnlich wie das Mauerwerk unregelmäßig verzahnt sind. Die von
der Straße aus zugängliche Dachterrasse hat einen Belag aus
großformatigen rechteckigen Platten, die reihenweise im Wechsel
hoch- und querformatig verlegt sind. Nicht als Terrasse genutzte
Dachflächen sind begrünt oder mit Schiefersplitt bedeckt.
-us
Bautafel
Architekten: NØARQ, Porto
Projektbeteiligte: Hugo Araújo, André Oliveira, Joana Leite Pinto, Luís Lima, Daniel Viana, Juliana Costa (Mitarbeiter Architekturbüro); Conceito recente, Porto (Bauunternehmen); A400 – Francisco Bernardo, Diogo Drumond (Statik); A400 – Tânia Matos (Hydraulik); GPIC – Alexandre Martins (Elektro, Telekommunikation und Sicherheitstechnik); BBG – Hyline, Esposende (Geländer); Topmarmi, Santo Tirso (Naturstein); Gonçalo Serra Lobo, Braga (Schließanlagen)
Bauherr: RP und FV, Santo Tirso
Fertigstellung: 2018
Standort: Santo Tirso, Portugal
Bildnachweis: Fernando Guerra, Lissabon
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