Rattenfallenverband für besseren Hitzeschutz
Nachhaltig konzipiertes und einzigartiges Wohnhaus in Indien
Durch seine kostengünstigen, mit wenigen und meist
wiederverwendeten Materialien errichteten Bauten hat der englische
Architekt Laurie Baker (1917-2007) seine Wahlheimat Indien stark
geprägt. Generationen von Architekturschaffenden ließen sich von
seiner Bauweise, die trotz niedriger Kosten, qualitativ hochwertig
und ästhetisch virtuos daherkommt, inspirieren. So auch das
indische Büro Wallmakers für seinen Entwurf eines privaten
Wohnhauses in der Stadt Trivandrum. Das Team nutzte einen von Baker
entwickelten Mauerwerksverband, um geschwungene Wände zu entwerfen,
die dem Haus auf dem beengten Grundstück in der dicht bebauten
Nachbarschaft mehr Privatsphäre verleihen.
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Rattenfallenverband aus traditionellen Ziegeln
Die geschwungenen Ziegelwände, die durch Decken aus
Stahlbetonschalen verbunden sind, verleihen dem Gebäude den Namen
Pirouette House. Dank der Ost-West-Ausrichtung wirken sie
wie ein Trichter, der den Wind einfängt, damit das Haus optimal
quergelüftet wird. Der von Baker übernommene Verband nennt
sich Rattenfallenverband (engl. Rat trap bond). Bei dieser
Technik wird jeder zweite Stein quer nach innenragend vermauert.
Dadurch bildet sich ein vertikaler Luftraum zwischen den
Ziegelschichten, der die Anzahl benötigter Steine verringert und
den Wärmewirkungsgrad der Mauerwerkswände erhöht und damit vor
Überhitzung schützt. In dem 22 Zentimeter breiten Luftraum können
problemlos Armierungseisen, Elektro- und Wasserleitungen verlegt
werden. Für das Mauerwerk kamen traditionelle Steine mit den Maßen
21 x 7 x 5,5 cm aus den Ziegelöfen von Trivandrum zum Einsatz.
Damit wird das lokale Handwerk unterstützt, das schrumpft, da die
Leute vermehrt auf maschinell hergestellte Ziegel
zurückgreifen. Die geschwungenen Wände lassen intime Nischen
entstehen, in die man sich zurückziehen kann.
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Weniger Materialeinsatz und konsequente Wiederverwendung
Die Stahlbetonschalen des Dachs weisen eine waffelartige
Struktur auf. Dank derer können sie bei nur 2,5 Zentimeter Stärke
ebenso viel Last aufnehmen (1.200kg/m2) wie herkömmliche
Stahlbetonplatten. Damit benötigen sie rund vierzig Prozent weniger
Zement und dreißig Prozent weniger Stahl.
Außerdem wurden Elemente wie Gerüstbaustangen aus der Bauphase
oder Restholz konsequent wiederverwendet. Aus den Gerüstbaustangen
kreierten die Architekturschaffenden die Treppe und
Sichtschutzwände. Die Stufen der um einen Baumpfahl gewendelten
Treppe setzen sich aus jeweils fünf gekürzten Gerüststangen
zusammen. Richtung Osten und Westen gibt es keine geschlossenen
Wände. Hier wurden Gerüststangen horizontal zwischen die
Mauerwerkswände gespannt und dazwischen Schilfrohr vertikal
eingeflochten, wodurch sowohl das Tageslicht als auch unerwünschte
Einblicke gefiltert werden. Das Restholz nutzten die Architekten
als Bodenbeplankung. Damit ist das Pirouette House eine Verbeugung
vor dem Oeuvre Laurie Bakers und dessen Prinzipien des nachhaltigen
Bauens.
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