Zirkuläres Mauerwerkssystem
Mauerwerks-Stecksystem aus zementfreiem Beton
Mit der immer größer werdenden Notwendigkeit von
kreislauffähigen Baulösungen kommen auch bewährte
Konstruktionstechniken wie das Mauerwerk nicht um einen Wandel
herum. Die Wiederverwendung von Mauerwerksziegeln ist jedoch durch
schwer entfernbare Mörtelreste mit einem hohen Arbeitsaufwand und
damit auch Ressourcen verbunden. Der Bedarf kann so nur bedingt
gedeckt werden. In der Regel werden Abbruchziegel daher
zerkleinert und für den Straßenbau oder ähnliches eingesetzt
(Downcycling). Wie massive Konstruktionen einfach und zirkulär
umgesetzt werden können, zeigt das noch recht junge, thüringische
Unternehmen Polycare mit seinem neuartigen Mauerwerkssystem
Sembla.
Gallerie
Die zementfreien Mauerwerksblöcke erinnern optisch an herkömmliche Betonsteine. Sie bestehen aus Geopolymerbeton und puzzolanischen Bindemitteln. Somit sind sie zu hundert Prozent mineralisch und verbrauchen bis zu siebzig Prozent weniger Kohlenstoffdioxid in der Herstellung als zementhaltige Lösungen. Die Blöcke werden auf einer stationären Brettmaschine hergestellt und im feuchten Zustand entformt. Durch das Verdichten und „Stanzen“ der Blöcke werden hohe Materialfestigkeiten erreicht (Druckfestigkeit von 80 MPa). Nach dem Entformungsprozess werden die Blöcke zur Aushärtung auf Regalen bei Raumtemperatur gelagert. Ein energieintensiver Brennvorgang ist nicht notwendig.
Gallerie
Mauern ohne Mörtel
Klebemittel wie Mörtel benötigt das System nicht. Das System
benötigt keine Klebemittel wie Mörtel. Die Module werden einfach
gestapelt und mit Schwalbenschwanzverbindern aus Holz oder Stahl
fixiert. Die Wandkonstruktion orientiert sich am Baurichtmaß und
hat ein Raster von 12,5 Zentimetern. Sie eignet sich sowohl für
Neubau- als auch für Bestandsinnenwände. Die Bausteine können
einschalig verbaut werden, aber auch zu zwei- oder dreischaligen
Wandkonstruktionen geschichtet werden, um individuelle
Anforderungen an Brand- und Wärmeschutz sowie an die statischen
Eigenschaften der Wände zu erfüllen. Eine einschalige
Wandkonstruktion mit einem U-Wert von 0,4 W/mK bietet bereits den
siebenfachen Wärmeschutz im Vergleich zu einer herkömmlichen
Innenwand aus Ziegeln mit demselben Rohbaumaß. Dies wird durch den
hohlen Kern der Module ermöglicht, der mit Schüttdämmstoffen wie
Holzwolle, Zellulose und Mineralgranulat gefüllt werden kann, um
das Dämmverhalten der Wand einfach zu steuern. Das Mauerwerksystem
ist für die Gebäudeklasse 4 ausgelegt und somit für Bauwerke mit
einer Höhe von bis zu 13 Metern geeignet. Der Verzicht auf
chemische Verbundmittel macht das System wegweisend für den
zirkulären Massivbau.
Gallerie
Über Polycare
Polycare gründete sich 2010 als Reaktion auf das verheerende Erdbeben in Haiti. Gerhard Dust und Gunther Plötner suchten damals nach einer Möglichkeit, bezahlbare, langlebige und komfortable Häuser aus lokal verfügbaren (Sekundär-)Rohstoffen ohne teure Ausrüstung zu bauen. In den darauffolgenden Jahren war das Unternehmen vor allem im südlichen Afrika aktiv und baute gemeinsam mit lokalen Akteuren einige Gebäude aus Polymerbeton. Aber auch in Europa gibt es bereits Polyblock-Bauten, darunter das Gartenhaus des Domaine de Boisbuchet in Frankreich. Die ersten Produktgenerationen basierten auf einer Art Legostein-Prinzip. Basierend auf den gesammelten Erfahrungen und weiteren Forschungen und entstand nun die gänzlich neue Produktlinie Sembla, die die Vorgänger vollständig ersetzt. Im Frühjahr 2024 wird das erste Auftragsprojekt in Deutschland umgesetzt. Ende des Jahres soll eine größere Produktionsstätte in Nordrhein-Westfalen entstehen.
Wer sich einen Eindruck des engagierten Teams von Polycare
verschaffen möchte und erfahren, was jeden einzelnen von ihnen
motiviert, sollte sich das unten eingebettete Video
ansehen.
Video
Bauwerke zum Thema
Tipps zum Thema
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de