Klimaaktive Ziegelfassaden
Verbessertes Mikroklima durch bewässerte Vollziegel
Dass der Sommer in der Stadt wärmer ist als in ländlichen
Gebieten, lässt sich durch den sogenannten Wärmeinseleffekt
erklären. Die starke Überhitzung urbaner Umgebungen wird in immer
mehr Ländern zu einem weitreichenden Problem, das in Anbetracht des
Klimawandels und der fortschreitenden Verdichtung der Städte weiter
zunehmen wird. Auf dieser Grundlage und um dem Problem
entgegenwirken zu können, erforscht die Studie Climate Adaptive
Brick der Professur für Entwerfen und Gebäudehülle an der TU
München die potenzielle Verbesserung des urbanen Mikroklimas durch
bewässerte Ziegelfassaden.
Gallerie
Ziegelsteine verfügen über gute klimawirksame Aspekte
Ziegelbauten erfreuen sich schon viele Jahre großer Beliebtheit,
Tendenz steigend. Die Vorteile des künstlichen Steins sind nicht zu
verachten: Er ist robust und langlebig, wasserresistent und weist
eine hohe Tragfähigkeit auf. Hinsichtlich ihrer Schall- und
Wärmedämmeigenschaften wurden Ziegelsteine mit den Jahren immer
weiter optimiert, wobei allerdings weniger Aufmerksamkeit auf ihre
klimawirksamen Aspekte gelegt wurde.
Studien zufolge kann die Hitzeausstrahlung, die von stark
isolierten und reflektierenden Oberflächen ausgeht, durch den
Einsatz von Ziegelfassaden mit geringer Reflexion um 26 Prozent
gesenkt werden. Eine weitere Studie belegt, dass die
Oberflächentemperatur einer nassen Ziegelwand um fünf Grad kälter
ist als die Umgebungstemperatur.
Feldexperiment zeigt deutliche Ergebnisse bei Oberflächentemperaturmessung
Um die hygrothermischen Zusammenhänge, also den gekoppelten
Wärme- und Feuchtetransport zu ermitteln, wurden im Rahmen der
Forschungsarbeit die Oberflächentemperaturen und die Intensität der
Verdunstungskühlung bei Ziegeln unterschiedlicher Dichte und Farbe
gemessen. Dabei wurden verschiedene Arten der Bewässerung unter
wechselnden Umgebungsbedingungen zu unterschiedlichen Tageszeiten
erprobt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Oberflächentemperaturen
der nassen Ziegel durch die Verdunstungskühlung
durchschnittlich sieben Grad unter denen von trockenen Steinen
liegen. Auch die Farbe beeinflusst die Temperaturkurve: Laut
Testergebnissen besteht eine Differenz von etwa 5,4 °C zwischen
dunklen und hellen Farben. Die niedrigsten Temperaturen erzielte
allerdings ein roter Ziegelstein mit Löchern, was auf seine geringe
Dichte, die starke Wasseraufnahmefähigkeit und damit auch der
stärksten Verdunstungskühlung zurückzuführen ist.
Somit belegt die Studie, dass die Ziegeleigenschaften wie
Porosität, Wasserabsorptionsverhalten und Farbe in Kombination mit
dem Effekt der Verdunstungskühlung dazu eingesetzt werden können,
die Oberflächentemperaturen von Gebäuden zu senken und dem Problem
der Wärmeinseln entgegenzuwirken. Derzeit wird daran gearbeitet,
ein Bewässerungssystem zu entwickeln, das in den Aufbau von
Ziegelfassaden integriert werden kann. -si
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