Glass Cube in Bad Driburg
Rahmenlose Glasfassade mit transparenter Bedruckung
Nach der Verwirklichung temporärer Architekturen und der Entwicklung virtueller Architekturkonzepte ist der Glass Cube das erste permanente Bauwerk, das die Architekten 3deluxe realisiert haben. Auf einer Fläche von 1.200 m² verteilt auf zwei Etagen, erlaubt eine offene Grundrissgestaltung die flexible Nutzung von Ausstellungs-, Arbeits- und Erholungsbereichen sowie Seminar- und Konferenzräumen.
Gallerie
Die bauliche Struktur des Hauses besteht aus zwei formal kontrastierenden Elementen: Einem geometrisch stringenten Hüllvolumen auf quadratischem Grundriss von 36 x 36 m und einer mittig in den Innenraum eingestellten Freiform. Diese wellenförmig geschwungene weiße Wandfläche umschließt einen introvertierten Ausstellungsbereich und begrenzt auf ihrer anderen Seite einen Umgang entlang der Glasfassade. Im Innern sind Unter- und Obergeschoss durch einen von Stegen durchkreuzten Luftraum miteinander verbunden. Bei Betreten des Gebäudes öffnet sich der Raum somit nicht nur in horizontaler Ebene, sondern ebenfalls nach oben und unten.
Glas
Auf der Glasfassade bildet eine transparente Bedruckung der
Glasfassade grafisch verfremdete Elemente ab, die der Architektur
und der umgebenden Landschaft entlehnt wurden. Der Entwurf
verschmilzt Mittelformataufnahmen mit Computervisualisierungen des
Innenraums. Die Technologie des in beide Richtungen vollflächig
transparenten Druckes wurde in diesen Dimensionen erstmalig
umgesetzt.
Dazu wurden je Seite 18 Isolierglasscheiben mit den Abmessungen 2 x 6 m direkt nebeneinander angeordnet. Die Innenscheibe besteht aus Verbund-Sicherheitsglas 2 x 10 mm Floatglas, bei dem eine der Verbundfolien mit hochauflösendem Digitaldruck versehen ist. Die Außenscheibe besteht aus 12 mm Floatglas und ist mit einer Sonnenschutz-Beschichtung versehen. Großer Wert wurde auf eine pfostenfreie, glatte Innen- und Außenansicht über die Gesamthöhe des von 6 m gelegt.
Da die Spannweite von 6 m zu sehr großen Verformungen der
Scheibe geführt hätte, haben die Tragwerksplaner einen in der
Glasfuge versteckten Stab zwischen den Scheiben angeordnet, der mit
70 kN vorgespannt wurde. Dieser Stab wurde in der Dachscheibe des
Gebäudes und den Kellerwänden verankert. Stab und Isolierglas
sind über einen Spezialmechanismus miteinander verbunden. Im
Isolierglas ist eine U-Schiene in den Randverbund
integriert, in die kleine Kragarme eingreifen, die an dem Stab
befestigt sind. Um keine Zwangsbeanspruchung in den Scheiben
hervorzurufen, sind die Befestigungen in der U-Schiene vertikal
verschieblich. Wegen der geringen Spannlänge von nur 6 m mussten
die Stäbe jeweils über ein Paket von Tellerfedern im Gebäude
verankert werden. Dadurch wird gewährleistet, dass die Vorspannung
des Stabes sich auch bei Vertikalverformungen des Daches, z.B. aus
Kriechen und Schwinden des Betons nicht reduziert. Auch an den
Gebäudeecken wurde auf Pfosten verzichtet und Ganzglasecken mit
tragendem Silikon realisiert.
Bautafel
Architekten: 3deluxe, Wiesbaden
Projektbeteiligte: Steinkemper, Paderborn (Tragwerksplanung Rohbau); Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung Fassade); Metallbau Renneke, Hövelhof (Fassadenbau); Shapers KG, Mönchengladbach (Wegnetz Außenanlage); Laackmann Trockenbau, Bad Driburg (Trockenbau); Kessler Innenausbau, Heinrichsthal (Möbelbau); Rosskopf & Partner AG, Obermehler ('Genetics')
Bauherr: Glaskoch B. Koch Jr. GmbH, Bad Driburg
Fertigstellung: Mai 2007
Standort: Bad Driburg
Bildnachweis: Emanuel Raab, Wiesbaden / 3deluxe
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