Firmensitz in Gemert
Verspiegelte Isolierverglasungen
Für den mittelständischen Telekommunikationsanbieter KeenSystems entstand in der Kleinstadt Gemert unweit von Eindhoven ein Firmensitz in einer recht ungewöhnlichen Lage: Abseits des städtischen Geschehens balanciert der gläserne Neubau auf einem Lärmschutzwall an einer Umgehungsstraße zwischen Wohngebieten des Ortes. Diese Standortwahl war vor allem deshalb möglich, da in dem Firmensitz lediglich die Softwareentwicklung und -wartung stattfinden soll und eine physische Nähe zur Stadt oder einem High-Tech Campus daher nicht notwendig ist.
Gallerie
Der extrovertierte Neubau, ein Entwurf vom ortsansässigen Architekturbüro Denkkamer, besteht aus zwei gestapelten, zueinander verdrehten Volumen aus Glas; ein drittes Volumen verbirgt sich unterirdisch im Hügel. Der größere der beiden sichtbaren Quader liegt auf dem Lärmschutzwall auf und kragt weit über diesen hinaus, während der kleinere Körper den oberen Abschluss bildet und sich durch die Drehung leicht über die Ränder des Hauptvolumens hinausschiebt. Der Hauptzugang zum Gebäude befindet sich im ersten Obergeschoss und kann über einen Weg erreicht werden, der sich vom Parkplatz aus über den auslaufenden Schallschutzwall nach oben schlängelt.
Funktionale und designorientierte Nutzung
Jede der drei Etagen des Neubaus hat seine spezifische Funktion, die sowohl innen als auch außen ablesbar ist. Während im eingegrabenen Erdgeschoss Dienstleistungs- und Lagerräume sowie ein Entspannungs- und Videospielebereich vorgesehen sind, bildet das 1. Obergeschoss den Hauptteil des Firmensitzes und beherbergt gebündelt alle Büroräumlichkeiten, um einen regen fachlichen Austausch zwischen den Angestellten zu begünstigen. Dabei wurde die Ausrichtung des Körpers so gewählt, dass Blicke während der Arbeit durch die raumhoch verglasten Fassaden auf den begrünten Teich und das umgebende Ackerland schweifen können. Das zweite Obergeschoss, welches als verspiegelter und leicht in der Höhenachse verdrehter Quader aufgesetzt ist, beherbergt den Konferenzraum und die Kantine mit angrenzender Dachterrasse.
Innovativer Charakter des Neubaus
Als Firmensitz sollte der Neubau nicht nur eine hochwertige und funktionelle Arbeitsumgebung bieten, sondern gleichzeitig als Aushängeschild für das Unternehmen fungieren. Daher gehörte es zum Ziel des architektonischen Entwurfs, der im Hause produzierten Technologie durch konstruktive Präzision und eine ausgesuchte Materialwahl Ausdruck zu verleihen.
Die Auskragung der Büroebene konnte dank einer Fachwerkstruktur aus Stahl umgesetzt werden, die im Inneren unverhüllt vor der Glasfront liegt und passend zur Innenraumgestaltung, die von viel Glas, schwarzem Stahl sowie rohen Betondecken geprägt ist, ebenfalls schwarz gefärbt ist. Einen Blickfang bildet hier eine raumbildende Treppe in knalligem Orange, die die beiden oberen Geschosse miteinander verbindet. Farblich darauf abgestimmt, sind die Aluminiumprofile der Vorhangfassade kupferfarben eloxiert und mit verspiegelten, raumhohen Gläsern ausgefacht.
Auch die technischen Werte des Gebäudes überzeugen durch ein besonderes Heiz- und Belüftungskonzept: Durch die Ausrichtung der Längsfassade nach Süden und Norden variieren die Wärme- und Kühllasten in den jeweiligen Räumen. Dank eines intelligenten Klimatisierungssystems findet ein Wärme- und Kälteaustausch zwischen den verschiedenen Räumen statt. So können Räume auf der Nordseite von der Wärme der Südräume profitieren und umgekehrt.
Effektive Isolierverglasungen
Die als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgebildeten
Fassadenkonstruktionen sind mit raumhohen und breiten
Mehrscheibenisolierverglasungen ausgefacht. Während im 1.
Obergeschoss absturzsichernde 3-fach Isolierverglasungen mit
Wärmeschutzschicht zur Ausführung kommen, ist der Fassadenbereich
im 2. Obergeschoss mit 2-fach Isolierverglasungen ausgebildet,
wobei diese auf Position 2 mit einer verspiegelten Beschichtung ausgeführt ist.
Liegt die Lichttransmission in der Büroebene noch bei 66 %, wurde diese durch den Einsatz der Beschichtung im oberen Gebäudekörper gezielt auf 24 % reduziert. Gebäudeecken sind als Ganzglasecken ausgebildet, wobei die vertikalen Anpressleisten in eloxierter Lisenenoptik ausgeführt sind. Die Glasaufbauten bestehen aus thermisch entspanntem Floatglas, Teilvorgespanntem Glas und Einscheibensicherheitsglas. Wo erforderlich, kam auch Verbundsicherheitsglas zur Anwendung. Die Wärmedurchgangskoeffizienten der Isolierverglasungen variieren je nach Glasaufbau zwischen Ug = 0,5 W/(m²K) (3-fach Verglasung) und Ug = 1,0 W/(m²K) (2-fach Verglasung). Die Scheibenzwischenräume sind mit Argon gefüllt.
Bautafel
Architektur: Denkkamer Architectuur & Onderzoek, Gemert
Projektbeteiligte: Scheuten Glas, Venlo (Verglasung); Vorsselmans, Wuustwezel (Fassadenkonstruktion); Schüco International, Bielefeld (Profilsystem Fassade); Alumet, Etten-Leur(Anodisierung); Archimedes Bouwadvies, Eindhoven (Tragwerksplanung)
Bauherrschaft: KeenSystems, Gemert
Fertigstellung: 2020
Standort: Molenrand 1, 5421VZ Gemert, Niederlande
Bildnachweis: Denkkamer Architectuur & Onderzoek, Gemert; René de Wit; Ad de Rooij
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
BauNetz Wissen Glas sponsored by:
Saint-Gobain Glass Deutschland