1965 gegründet und zunächst in einem alten Handelshaus verortet,
vergrößerte sich die Architektskolen Aarhus über die
Jahrzehnte auf zuletzt zehn verschiedene Standorte. Im Jahr 2015
fassten das dänische Forschungsministerium, die „Danish Building &
Property Agency” und die Stadt Aarhus gemeinsam mit den
Verantwortlichen der Hochschule den Entschluss, die Einrichtungen
an einem neuen Standort zu vereinen. Das Kopenhagener
Architekturbüro ADEPT entwarf Dänemarks ersten Neubau einer
Architekturfakultät.
Gallerie
Sie planten die Architekturschule Aarhus im Stadtzentrum auf dem
Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs und orientierten sich am
industriellen Charakter des Areals. Als „Labor” soll das Gebäude
dem Studieren und Erforschen dienen: Prägend sind rohe Materialien,
sichtbare technische Leitungen und industrielle Details. Wie
selbstverständlich vollzieht sich der Übergang zum angrenzenden
Institute for X – einer selbst organisierten, kreativen
Gemeinschaft für Start-ups und Kultur.
Überdimensioniertes Regal
Mit vier Geschossen, die gen Osten großflächig abgetreppt sind
und Dachterrassen ausbilden, lässt der Neubau an ein
überdimensioniertes Regal denken. Im Erdgeschoss mit den
Werkstätten und Lagerräumen dominiert noch Sichtbeton. In den
oberen Etagen ist eine Stahlstruktur mit großen Glasflächen gefüllt
und erzeugt einen strengen Wechsel einsehbarer und nicht
einsehbarer Bereiche.
Die Intention der Architekten war es, Lehre und Architektur
nicht länger hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen,
sondern sichtbar und zugänglich für die Gemeinschaft. Fassade,
Dachterrassen und Galerieebenen im Gebäude sollen für Transparenz
sorgen.
Setzkasten, mit Leben gefüllt
Die Regalstruktur wiederholt sich im Innern, wo sich die
Mediathek als eingestellte Holzkonstruktion über mehrere Etagen
erstreckt. Praksis Arkitekter aus Svendborg haben diese konzipiert.
Zum Teil wurde dabei das Regalsystem eines nahe gelegenen
historischen Gebäudes wiederverwendet.
Ähnlich einem Setzkasten fügen sich die Funktionseinheiten wie
Hörsäle, Büros, Treppen- und Sanitärkerne in die gerasterte
Struktur, die wiederum offene Lern-, Arbeits- und
Ausstellungsbereiche gliedert. Die Planer von ADEPT geben nur die
Grundstruktur vor: Ganz im Sinne eines Labors bzw.
Experimentierraums wird sie flexibel gefüllt, variiert, geändert,
verworfen, korrigiert und dadurch mit Leben gefüllt.
Gallerie
Brandschutzaspekte
Die „New Aarch“ genannte Architekturschule stellte vielerlei
Herausforderungen an die Brandschutzplanung. Deren Grundprinzipien
– Brandvermeidung und sichere Entfluchtung im Brandfall –
gestalteten sich schwierig in dem öffentlichen Gebäude: Zum einen
aufgrund der hohen Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer, zum anderen
aufgrund der Galerieebenen und Werkmaterialien.
Brandlast
Ein zentraler Aspekt der Architektenausbildung ist die Arbeit am
Modell – weshalb die „New Aarch“ über zahlreiche Werkstätten,
Materiallager und Ausstellungsflächen verfügt. Brennbare
Materialien wie Holz, Kunststoff, Klebstoffe, Lacke und dergleichen
finden sich in großen Mengen. Neben den Werkstätten sind auch die
Ausstellungsflächen mit den sogenannten Mock-ups in Bezug auf die
Brandlast zu beurteilen.
Die Brandlast ist das auf eine bestimmte Grundfläche (z.B.
Brandabschnittsfläche in Quadratmeter) bezogene Wärmepotenzial
aller auf ihr vorhandenen brennbaren Stoffe wie Wand- und
Bodenbekleidungen, Möbel, Einbauten oder – wie im Falle der
Architekturschule – Modellbaumaterial und
Ausstellungskonstruktionen. Um die kritische Brandlast im Brandfall
einschätzbar und kontrollierbar zu halten, wurde diese auf 1.600
MJ/m² begrenzt. Dieser Wert entspricht ca. 80 kg Holz pro
Quadratmeter Raumgrundfläche. Grundsätzlich wurden Bereiche zur
Holz- und Metallbearbeitung aus Brandschutzgründen in separaten
Gebäudebereichen untergebracht.
Werkstätten und Lager sind mit Sprinkleranlagen ausgerüstet.
Hier sind die Mindestabstände des Lagermaterials zu den
Sprinklerköpfen definiert und einzuhalten, damit deren Funktion im
Brandfall sichergestellt bleibt: Für Möbel beträgt die maximale
Stapelhöhe beispielsweise 2,60 Meter, für Papier in Rollen 1,20
Meter, für Modellbauplatten aus Kunststoffschaum ebenfalls 1,20
Meter.
Flucht- und Rettungswege
Zentraler Aspekt des vorbeugenden Brandschutzes ist die
Entfluchtung des Gebäudes im Brandfall. Ab einer Nutzerzahl von
mehr als 150 Personen gelten in Dänemark besondere Anforderungen an
Versammlungsräume, analog zur deutschen
Versammlungsstättenverordnung (VStättVO). Diese enthält Vorgaben
hinsichtlich der maximalen Länge von Fluchtwegen, der notwendigen
Anzahl voneinander unabhängiger Rettungswege, Mindestbreiten von
Fluren, Treppenanlagen und dergleichen.
Mit durchschnittlich 600 Studierenden und 108 Beschäftigten lag
in der Führung der Flucht- und Rettungswege ein Schwerpunkt des
Brandschutzkonzeptes – eine komplexe Aufgabe angesichts der teils
über mehrere Ebenen offenen Raumorganisation.
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Das Brandschutzkonzept sieht grundsätzlich für jeden
Raum bzw. Bereich zwei unabhängige Rettungswege vor. Lediglich
kleinere Besprechungsräume bilden eine Ausnahme mit nur einem
Rettungsweg. Diese wurden mit zusätzlichen
Sprinkleranlagen, Rauchmeldern und akustischen Warneinrichtungen
versehen.
Vier feuerfeste Treppenhauskerne und zwei an der Fassade
liegende, offene Treppenanlagen dienen der vertikalen Entfluchtung.
Innerhalb des Brandschutzkonzepts wurden die Treppenbreiten
individuell nach dem maximalen Personenaufkommen berechnet und
betragen maximal 1,75 Meter.
Fluchtwegkorridore bilden die horizontale Rettungssystematik:
Diese wurden mindestens 1,30 Meter breit ausgeführt. Türen von
Räumen für weniger als 150 Personen haben eine lichte Breite von
mindestens 0,77 Metern. Bei Räumen für mehr als 150 Personen und
deren Fluchtwege gilt für die Haupttüren eine Mindestbreite von
1,20 Metern. Ausgangstüren von Räumen größer 150 m² oder für mehr
als 50 Personen müssen in Richtung des Fluchtweges öffnen.
Die maximale Länge von Fluchtwegen ist nach dänischem Regelwerk
in Versammlungsstätten auf 25 Meter begrenzt und wurde im
Brandschutzkonzept rechnerisch und grafisch nachgewiesen (s. Abb.
32).
In Räumen für mehr als 50 Personen gibt es immer zwei
Fluchtwegrichtungen, für Bereiche mit über 150 bis 349 Personen
immer drei Fluchtwege. Die vier Etagen der eingestellten
Holzkonstruktion der Mediathek sind intern durch Treppen verbunden,
die als erster Fluchtweg dienen. Von jeder Etage aus sind außerdem
Korridore zu einem anderen Fluchtwegsystems des Gebäudes
erreichbar. Über die Innentreppe der Mediathek ist somit
gewährleistet, aus jeder Etage in zwei Richtungen zu entkommen oder
zu anderen Fluchtwegen des Gebäudes zu gelangen.
Bautafel
Architektur: ADEPT, Kopenhagen Projektbeteiligte: Martin Krogh, Martin Laursen, Anders Lonka, Simon Lyager Poulsen, Tatyana Eneva, Hans Andersen, Rune Knudsen, Krasimir Krumov, Jakob Eggen, Nanna Dahl, Anthony Delporte, Jesper Skjoldborg, Marie Glad, Sylvester Ellekaer Michaelsen, Michala Lietavova, Irene Garcia Aparicio, Camilla Klingenberg, Jens Arnar Arnarson, Telma Ribeiro, Paul Lieser, Ann Bertholdt, Julie Lindskov (Mitarbeitende Architekturbüro); tri-consult, Viby (Generalplaner) Bauherr: Danish Building and Property Agency, Kopenhagen Fertigstellung: 2021 Standort: Exners Plads 7, 8000 Aarhus, Dänemark Bildnachweis: COAST Rasmus Hjortshøj, Kopenhagen
Sie sind in ihrer Länge beschränkt. Sie sollten so breit sein, dass sie den Erfordernissen aufgrund der körperlichen Konstitution der Nutzer gerecht werden.
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