Instandsetzung Schulgebäude Plantahof in Landquart
Belichtet, aufgestockt und gedämmt
Der Plantahof ist eine über 120 Jahre alte Schweizer Institution, deren zentrales Ziel die Vermittlung landwirtschaftlicher Kenntnisse und bäuerlicher Hauswirtschaft ist. Die dazugehörigen Gutsbetriebe, Hofläden und Regionalbüros sind heute auf verschiedene Orte im Südosten des Landes verteilt. Der Hauptsitz des Plantahofes befindet sich nach wie vor in der Gemeinde Landquart, die östlich des Rheins im Kanton Graubünden liegt. Zur ausgedehnten Anlage gehört unter anderem eine Schule, die nach Plänen von Grigo Pajarola Architekten zwischen 2019 und 2021 saniert und aufgestockt wurde.
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Neben der Schule und dem historischen Hauptgebäude, welches als Tagungszentrum dient, befinden sich auf dem Gelände ein Hofladen, eine Sennerei, eine Schreinerei, ein Bienenhaus und eines für Weinbau, eine Gästeunterkunft, eine Mensa und Caféteria mit dazugehöriger Küche, ein Bildungscenter für Landtechnik sowie ein etwas abgelegener Großviehstall. Über das Areal verteilt sind Parkplätze. Zu Fuß ist das zentrale Haupthaus mit Empfang in rund zehn Minuten vom Bahnhof Landquart erreichbar.
Aufstockung und Sanierung
Im August 2019 begannen die Arbeiten an dem aus den 1960er-Jahren stammenden Schulhaus. Über einen Umkleidetrakt ist es mit einer Turnhalle verbunden, welche in den ausgehenden 1970er-Jahren errichtet und ebenfalls instandgesetzt wurde. Die in der Höhe gestaffelten Flachbauten einschließlich einer Aula sowie einer von der Sanierung ausgenommenen Hausmeisterwohnung sind als zusammenhängender Gebäudekomplex typisch für ihre Entstehungszeit. Das Team unter der Leitung von Sonja Grigo erweiterte das zentrale Schulgebäude um drei Klassenräume im Obergeschoss. Dank einer veränderten Raumstruktur mit neuen Nutzungen bietet das Untergeschoss neben Lager- und Technikräumen einen Fitnessraum, einen Freizeitraum, eine Küche mit Hauswirtschaftsraum und Fachräume für Ackerbau. Die Unterrichtsräume und Büros befinden sich auf den beiden oberen Etagen.
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Die ursprünglich orangefarbene Schindelfassade aus Faserzement wurde ebenso rückgebaut wie der äußere Teil eines zweischaligen Mauerwerks. Diesen ersetzt ein neues Einsteinmauerwerk, das der inneren Schale vorgesetzt ist und von einem Sichtbetonsockel getragen wird. Vorfabrizierte Betonelemente untergliedern die hochformatigen Fensterreihen. Sämtliche Vertikallasten werden über die Fassade ins Erdreich abgetragen. Nach Abschluss der Umbauarbeiten im Sommer 2021 zeigt sich ein stimmiges Erscheinungsbild mit Hinweisen auf die Vergangenheit: Gedeckt weiße Putzflächen sind oben gefasst durch ein breites, grünes Band, welches die Kubaturen hervorhebt. Vertikale Elemente aus Sichtbeton, Stützen und Vordächer akzentuieren die Fassaden. Auch der Sockel ist in Sichtbeton ausgeführt, während ein schmaler Dachrand aus Metall die Attika markiert.
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Öffnungen, Schallabsorber und Raumlüftung
Im Inneren zielte die Planung ebenfalls darauf ab, wesentliche Charaktereigenschaften zu stärken und die Zugänge zu einzelnen Räumen herauszuarbeiten. Dies gelang unter anderem durch neue Öffnungen und schalldämpfende Türelemente mit Oberlichtern, die das Tageslicht bis in die Flure lassen. Dort sind die Türen von Sitznischen flankiert, deren Bänke und Seitenteile aus Naturstein bestehen. Auch diese sind durch Innenfenster belichtet und in Szene gesetzt. Die Wände und akustisch ertüchtigten Decken sind im gesamten Schulhaus weiß gehalten. In den Fluren ersetzte Gussasphalt die in die Jahre gekommenen Kunststeinböden. Das Parkett in den Unterrichtsräumen hingegen blieb bestehen. Die vollständige energetische Sanierung mit Einführung einer kontrollierten Raumlüftung bot Anlass für gestalterische Veränderungen. So sind Lüftungskanäle sichtbar in die Klassenzimmer integriert.
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Brandschutz
Das neue Brandschutzkonzept ermöglichte Verglasungen ohne Brandschutzanforderungen. Das Treppenhaus für die vertikale Entfluchtung ist als ein Brandabschnitt ausgelegt. Die Korridore bilden zusammen mit den Schulzimmern eine Nutzungseinheit, also einen Brandabschnitt. Die Schulgebäude sind angebunden an die Brandmeldeanlage des gesamten Plantahofes.
Erdgeschoss
Im Erdgeschoss des Haupttraktes befinden sich fünf Klassenräume, drei Büros, Sanitärräume und ein Materialraum. Die maximale Fluchtweglänge zum Treppenhaus, welches als separater Brandabschnitt mit einem Feuerwiderstand von El 30 ausgeführt ist, beträgt 30 Meter. Die südwestlich des Unterrichtstraktes gelegene Aula ist für maximal 200 Personen ausgelegt. (Not-)Ausgänge befinden sich an den Längsseiten im Vorfeld der Bühne. Der östliche führt ins Foyer, der andere über einen Windfang ins Freie. Auch die nördlich positionierte Turnhalle verfügt über (Not-)Ausgänge an beiden Längsseiten sowie zwei Rauch-Wärme-Abzüge (RWA) im oberen Hallenbereich, jeweils einen Quadratmeter groß. Ein Ausgang ist mit dem Flur des südöstlichen Gebäudetraktes verbunden, der wiederum an zwei Seiten ins Freie führt.
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Obergeschoss
Das Obergeschoss ist durch Aufstockung um eine Raumspange erweitert. Dort befinden sich insgesamt sieben Klassenräume, zwei kleine Gruppen- bzw. Besprechungsräume, sanitäre Anlagen, ein Technikraum und ein neuer Aufzug. Die Wände und Türen des Technikraums sind mit einem Feuerwiderstand von mindestens 30 Minuten ausgeführt, die Türen mit einem Türschließer versehen, welcher an einen Brandmelder gekoppelt ist. Die Entfluchtung im Brandfall erfolgt über das Treppenhaus bei einer maximalen Fluchtweglänge von 30 Metern.
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Untergeschoss
Im Untergeschoss befindet sich gegenüber vom Treppenhaus ein Ausgang ins Freie (nach Norden). Diese Querverbindung ist mit Wänden und Türen in El 30 abgeschottet, die Türen sind mit Türschließern ausgestattet, deren Funktion abhängig von der Brandmeldeanlage gesteuert wird. Der maximale Fluchtweg aus einem Sanitärbereich des westlichen Gebäudeteils beträgt 33 Meter zum Mittelteil mit Ausgang und Treppenhaus. -us
Bautafel
Architektur: Grigo Pajarola Architekten, Chur
Projektbeteiligte: Sonja Grigo (Projektleitung); Sonja Grigo, Franco Pajarola, Jana Mulle, Julia Weder, Evelyn Bolliger (Mitarbeit Architekturbüro); GG Architektur, Bad Ragaz (Bauleitung, -management); Emch + Berger Graubünden, Chur (Bauingenieure); Oecotec Landquart (HLS-Planung)
Bauherr*in: Kanton Graubünden, vertreten durch das Hochbauamt
Fertigstellung: 2021
Standort: Kantonsstrasse 17, 7302 Landquart, Schweiz
Bildnachweis: Grigo Pajarola Architekten; Fotografin: Seraina Wirz, Zürich
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