Wohnhaus Ty-Hedfan in Pontfaen
Schieferfassade als Rechteck-Doppeldeckung
Als Ty-Hedfan bezeichnen die Londoner Architekten Featherstone Young ihr Wohnhaus im walisischen Pontfaen – als schwebendes Haus. Die speziellen örtlichen Gegebenheiten des steil abfallenden Grundstücks am Flussufer des Ysgir hatten unmittelbaren Einfluss auf die Anordnung des zweiflügeligen Gebäudes. Mit seinem Gründach verschwindet der westliche Teil des Hauses parallel zum Flussverlauf quasi im Hang; der andere Flügel verläuft rechtwinklig dazu und kragt weit über den Uferbereich hinaus. Mit der Anordnung der Baukörper entsprachen die Architekten nicht nur der Topografie, sondern auch einem gesetzlichen Bebauungsverbot entlang der Uferzone in einer Breite von sieben Metern.
Gallerie
Die 223 m² Wohnfläche des Einfamilienhauses teilen sich gleich im nördlichen Eingangsbereich: Linker Hand und gen Westen befindet sich der Gästeflügel mit zwei Schlafzimmern, Bädern und einem Arbeitszimmer. Er ist über eine Treppe nach unten zu erreichen. Dieser Gebäudeteil lässt sich abtrennen, sodass er weitgehend unbeheizt bleibt, wenn niemand zu Besuch ist. Seine Südseite schiebt sich in den Hang, belichtet wird er über drei großzügige, asymmetrisch geschnittene Oberlichter sowie die raumhohe Verglasung zum Garten.
Rechter Hand vom Eingang eröffnet sich der zweigeschossige Wohnflügel, dessen auskragender Kopf nach Norden weist. Auf dem Eingangsniveau befinden sich die Küche, ein Essbereich, ein geräumiger Balkon und am Ende der Auskragung das hohe Wohnzimmer. Der Wohnraum ist weitgehend verglast und bietet einen schönen Blick in die bewaldete Flusslandschaft, zum Garten und anliegenden Balkon. Dieser unterbricht die langgestreckte Wohnfläche und zieht sich tief in das Gebäudevolumen hinein. Zwei kleine Räume für die Garderobe und als Nebenraum der Küche, dienen bei Bedarf als zusätzliche Schlafräume. Im Obergeschoss befinden sich zwei weitere Schlafzimmer mit einer angegliederten Badenische, separatem Bad und WC.
Mit den beiden langgestreckten Grundrissen orientierten sich die Architekten an der traditionellen walisischen Form des Langhauses. Auch bei den Fassaden griffen sie auf lokal gebräuchliche Materialien zurück: Zum Einsatz kommen Schiefer und Holz, eine massive Wand zur Wärmespeicherung entstand als Sichtmauerwerk aus regionalem Sandstein. Der Wohntrakt ist als Stahlkonstruktion mit Holzausfachung errichtet, um die Lasten der Auskragung aufzunehmen, bekleidet ist er mit Schiefer. Der Gästeflügel wurde als Betonkonstruktion erstellt und mit einer Holzfassade versehen.
Schiefer
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade das Wohntraktes ist
vollständig mit spanischem Schiefer in Rechteck-Doppeldeckung bekleidet. Befestigt
wurden die Schiefer im Format 50 x 25 cm mit Kupfernägeln, an
besonders beanspruchten Stellen mit rostfreien Stahlschrauben.
Diese Fassadenbekleidung zieht sich auch auf die
Dachfläche hinauf, bedeckt aber nur kleine Teile des Schrägdachs.
Sarah Featherstone und Jeremy Young entschieden sich für spanischen
Schiefer, weil dieser dem walisischen farblich und ästhetisch am
nächsten kommt. In Wales wird kein Schiefer mehr abgebaut, obwohl
die Region für ihre Schiefervorkommen bekannt ist.
Der Wandaufbau umfasst den tragenden Stahlrahmen mit dämmender
Holzausfachung, darauf folgt eine imprägnierte Sperrholzplatte mit
einer dampfdiffusionsoffenen Membran. Den äußeren Abschluss
bilden eine Lattung mit Konterlattung zur Hinterlüftung und
Anbringung der rechteckigen Schiefer.
Bautafel
Architekten: Featherstone Young Architects, London
Projektbeteiligte: J. Osborne & Son, Builth Wells (Bauunternehmung); Cupa Pizarras, Carballeda De Valdeorras (Schiefer)
Bauherr: Sarah Featherstone und Jeremy Young, London
Fertigstellung: 2010
Standort: Pontfaen, Wales
Bildnachweis: Tim Brotherton, London; Featherstone Young Architects, London
Fachwissen zum Thema
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