Ferienanlage Lotte Jeju Resort auf Jeju-do
Gewölbte Dachschalen aus Stahlbeton, bedeckt mit Vulkansteinen
Jeju-do ist eine subtropische Insel vor der Südspitze Koreas, mit viel üppigem Grün, weitläufigen Sandstränden und zahlreichen Vulkankratern aus schwarz-braunem Lavagestein, die an seinen Ursprung erinnern. Ein idealer Urlaubsort also, und deshalb ist hier die Ferienanlage Lotte Jeju Resort angesiedelt, für die namhafte Architekten, darunter Dominique Perrault und Yi Jongho, jeweils eine Reihe von Art Villas entworfen haben. Auch Kengo Kuma schuf mehrere Ferienhäuser, die er Jeju Ball nennt und die sich mit ihrer besonderen, der vulkanischen Umgebung abgeschauten Form und Materialität, von der eher modernen Architektursprache der übrigen Villen abheben.
Gallerie
Aus bestimmten Blickwinkeln erinnert die Gruppe von Gebäuden an eine hügelige Felsen-Topografie. Ihre gewölbten Dächer sind nämlich mit porösen, dunklen Lavasteinen bedeckt, wie sie überall auf der Insel vorkommen. Teilweise reichen die Traufen bis zum Erdboden, sodass die Häuser nahtlos mit der Landschaft zu verschmelzen scheinen. Durch die Südhanglage des Resorts verfügt jedes der Häuser über einen Ausblick aufs Meer. Einige der Ferienhäuser am Fuß der Anlage sind zweigeschossig und besitzen je einen auskragenden Wohnraum im Obergeschoss mit Panoramafenster. Bei der Mehrzahl handelt es sich jedoch um einstöckige Bungalows. Deren Eingang liegt jeweils im Norden auf der Hangseite und ist in den elliptischen Grundriss eingeschnitten. Er führt in einen zentralen Essraum, an den eine offene Küche angrenzt. Von hier gehen ein Gästezimmer mit Bad und Terrasse sowie ein Raum für Teezeremonien ab. In den auf der Südseite gelegenen Wohnbereich führen, das abfallende Gelände nutzend, mehrere Stufen hinab. Eine raumhohe und -breite Glasfassade öffnet ihn zu einer weiteren Terrasse nebst Wasserbecken und Whirlpool. Zu beiden Seiten des Wohnraums gibt es einen Schlafraum, wiederum jeweils mit Bad und Terrasse. Die Terrassen liegen geschützt in orthogonalen Einschnitten in die Kuppelform der Häuser.
Die Materialpalette ist bewusst begrenzt, Farben und Oberflächen wiederholen sich und sind vom Innen- in den Außenraum fortgeführt. Zum Beispiel wurden die Seitenwände der Terrassen mit Platten aus dem gleichen dunkelgrauen Vulkanstein verkleidet, der auch das Dach bedeckt, und dieses Material im Inneren wieder aufgegriffen. Auch die Bodenbeläge aus sandfarbenen Fliesen oder Holz setzen sich im Außenraum fort. Besonders markant ist die Untersicht des gewölbten Daches: Sie ist mit einem Gitterwerk aus Holzlatten bedeckt. An den Gebäudeeinschnitten, wo das Dach über die Glasfassaden auskragt und einen vor der Sonne schützenden Dachüberstand bildet, läuft das Holzgitter scheinbar nahtlos weiter. Dieses Detail war Kuma besonders wichtig. Oberhalb der Holzlattung liegen die Lavasteine auf einem Metallgitter auf, sodass das Licht zwischen ihnen hindurch gefiltert in die Wohnräume einfällt. Die charakteristische Porosität des ungewöhnlichen Materials auf dem Dach soll dadurch für die Besucher sinnlich wahrnehmbar werden.
Dach
Die gewölbten Dächer der Ferienhäuser bestehen aus
Stahlbetonschalen, die mit einer wasserfesten Membran
abgedichtet sind. Diese wird von einer Mörtelschicht abgedeckt und
geschützt. Darauf sind, wiederum in einem Mörtelbett, die
Jeju-Vulkansteine verlegt. Auf der Unterseite des Dachs ist eine
braune Holzfaserdämmung angebracht, die in den Innenräumen hinter
dem Holz-Gitterwerk sichtbar bleibt.
Für die über die Glasfassaden auskragenden Traufen wurde ein spezielles Detail entwickelt: Die Betonschale bildet den Sturz, verschmälert sich dahinter mittels einer Stufe und endet dann. An der Kante ist mit Stahlschwertern ein Edelstahlgitter in der Verlängerung der gebogenen Dachuntersicht angebracht. Darauf liegen Lavasteine auf, gehalten durch vertikale Reihen von Stahllamellen. Unterhalb des Metallgitters sind die kreuzweise verlaufenden Holzlatten auf das gleiche Niveau wie im Innenraum abgehängt. Zur Traufe hin verjüngt sich der Dachaufbau, sodass die Dachschalen trotz der massiven Eindeckung filigran wirken.
Um im Inneren liegende Bereiche wie den Tea Room mit
Tageslicht zu versorgen, durchstoßen hier und da
rechteckige Dachfenster die Gerölldächer. Die Abdichtung ist bis
unter den Abdeckrahmen geführt und wird durch eine Betonschräge mit
darüberliegendem Abdeckblech geschützt, die das Eindringen von
Wasser durch das Fenster verhindern sollen. Im Innenraum läuft die
Holzlattung unterhalb des Fensters weiter, wodurch ein im
Tagesverlauf wechselndes Schattenspiel entsteht. -sm
Bautafel
Architekten: Kengo Kuma & Associates, Tokio
Projektbeteiligte: DA Group Urban Design & Architecture, Seoul (Architekten vor Ort); Mirae Structural Engineers (Tragwerksplanung); Yungdo Engineers (TGA-Planung); Lotte Engineering & Construction, Seoul (Bauunternehmen); Kingsmen Korea, Seoul (Innenausbau); Eagon Windows & Doors (Fensterbau)
Bauherr: Lotte Jeju Resort, Seoul
Standort: 170, Sanroknam-ro No.1241, Seogwipo-si, Jeju
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Kengo Kuma & Associates, Tokio