Haus am Buddenturm in Münster
Unterschiedliche Baufluchten als gestaltgebendes Element
Weithin sichtbar ragt der Buddenturm in den Himmel über Münster.
Bei dem dreißig Meter hohen Bauwerk, das im Jahr 1150 als Wehrturm
errichtet wurde, handelt es sich um den ältesten noch erhaltenen
Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. In direkter Nachbarschaft zu
dem prägnanten Wahrzeichen reiht sich ein neues Wohnhaus mit
Steildach und monolithisch wirkender Gebäudehülle aus dunklen
Ziegeln in die dichte Bebauung am Rand der Münsteraner Altstadt.
Geplant hat es das ortsansässige Büro Hehnpohl Architektur.
Gallerie
Moderner Neubau in historischer Nachbarschaft
In der Buddenstraße stehen die Häuser dicht an dicht. So wies
das verfügbare Grundstück gleich drei Baufluchten auf, dazu kamen
noch die Baulinien der west- und östlich angrenzenden Häuserzeilen.
Die Architekten machten diese Fluchten zu einem wesentlichen
Gestaltungselement der straßenseitigen Fassade. In der Form
korrespondiert der schmale Baukörper mit steilem Satteldach
mit den Bestandsbauten. Zwei schräg verlaufende Versprünge in der
ansonsten eher geschlossenen Straßenfront gliedern die Fassade und
erinnern an die Auskragungen mittelalterlicher Fachwerkhäuser.
Hauseingang und Garageneinfahrt bestehen aus glänzenden, leicht
unterschiedlich geformten Kupferpaneelen, die keine Einblicke ins
Innere erlauben. Die Fenster darüber sind im ersten Obergeschoss
als Eckverglasung mit tiefem, im zweiten mit geringerem
Fassadeneinschnitt ausgeführt. Beide Einschnitte ermöglichen den
Blick entlang der Straße zum Buddenturm.
Das Haus ist in Massivbauweise errichtet worden, die Außenwände
sind zweischalig mit Kerndämmung ausgeführt. In Anlehnung an die
historische Altstadt entschieden sich die Architekten für eine
Mauerwerksfassade aus Vormauerziegeln. Das Steildach weist
keinerlei Dachüberstand auf, was die monolithische Wirkung des
Baukörpers verstärkt. Gedeckt wurde es wie die Nachbarhäuser mit
roten Ziegeln.
Licht von oben
Durch drei Dachflächenfenster über den Traufkanten und am
First
sowie ein rückseitiges Giebelfenster gelangt Tageslicht in
die oberen Geschosse und durch kleine Lichtschächte auch in die
unteren Ebenen. Das Wohnhaus ist über vier Etagen organisiert. Im
Parterre befinden sich ein Flur, ein Multifunktionsbereich und die
Garage, rückwärtig geht es in einen nach Südosten gelegenen
Innenhof. In der ersten Etage sind der Wohn- und Essbereich mit
Küche sowie eine Dachterrasse mit Blick in den Hof und auf die
Observantenkirche angeordnet. In den beiden Geschossen darüber gibt
es einen weiteren Wohnbereich sowie die Arbeits- und Schlafzimmer
mit Bädern. Das Dach ist als Massivdachkonstruktion ausgeführt.
Durch den Verzicht auf ein herkömmliches Tragwerk und den offen
gestalteten Dachraum erhält die oberste Etage eine überhohe
Deckenhöhe mit unverstelltem Blick bis unter den First.
Das Gebäudeinnere ist sich zum Teil recht verwinkelt. Durch den Tageslichteinfall von oben entstehen so mitunter sphärische Stimmungen. Heller Parkettboden, Sichtbetondecken und -wände prägen die Räume außerdem.
Bautafel
Architektur: hehnpohl architektur, Münster
Projektbeteiligte: Wiening Ingenieurgemeinschaft, Warendorf (Statik, Wärme- und Schallschutz); Wienerberger, Hannover (Vormauerziegel)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: Buddenstraße, 48143 Münster
Bildnachweis: hehnpohl architektur bda, Münster