Wohnhaus Ke12 in Memmingen
Dreifensterhaus mit Mansarddach
Gallerie
Inmitten der Memminger Altstadt entstand nach Plänen des
ortsansässigen Büros Soho Architektur ein neues Wohnhaus als Ersatz
für ein altes Gebäude. Das nach seinem Standort in der Kempter
Straße 12 benannte Objekt Ke12 beinhaltet zwei Wohneinheiten
mit je 154 m², die sich jedoch nicht wie bei einem gewöhnlichen
Doppelhaus von außen ablesen lassen.
Wie sein Vorgängerbau bietet das Wohnhaus Platz auf vier Etagen und
fügt sich mit seiner Geschossigkeit und Dachform (Mansarddach) in die vorhandene Bebauung
ein – hebt sich mit seiner reinweißen Fassade zur Straße hin
aber von den umliegenden Altbauten ab. Die Lochfassade mit ihrem
geschossweisen Versatz der Giebelwand interpretiert auf moderne
Weise die typische Fassade eines Dreifensterhauses neu. Im
Gegensatz zum schlichten Weiß der Ostfassade ist die Hoffassade mit
dunklem, schwarz gefärbtem Holz bekleidet, wie dies auch bei
anderen Häusern der Altstadt zu finden ist.
Die Besonderheit des Wohnhauses zeigt sich erst im Inneren, denn
durch die Beschränkungen der Baulücke entstanden hier quasi zwei
Häuser in einem: Jede Wohneinheit erstreckt sich über vier
Geschosse vom Erdgeschoss bis unter das Dach, allerdings liegen die
Räume nicht direkt übereinander, sondern versetzt zueinander.
Aufgrund der gegenläufig angeordneten Treppen im Kern des Gebäudes,
wechseln die Wohnungen innerhalb des Geschosses die Seiten, d.h.
sie orientieren sich abwechselnd zur Straße und zur Hofseite hin
(siehe Schnitt Abb.15). Dieser Richtungswechsel eröffnet im 2. und
3. OG zusätzliche Belichtungsmöglichkeiten für Bäder und
Dachterrassen von Süden und Westen her, während im EG und 1. OG nur
eine Belichtung von Osten und Westen möglich ist. Der Zugang zu den
Wohneinheiten erfolgt über separate Eingänge im EG.
Mit diesem Neubau entstand ein Gebäude, das den Anforderungen des
Denkmalschutzes in der Memminger Altstadt entspricht und mit
Gartenhof, Balkon und Dachterrasse „die Annehmlichkeiten des
Wohnens auf dem Lande in die Stadt bringt“. Aufgrund eventueller
Nutzungsänderungen wurde das statische System so konzipiert, dass
die Räume frei unterteilbar sind. Zur Kempter Straße hin können
zwischen den Fensterachsen jeweils Wände angeschlossen werden, um
ohne großen Aufwand nach Bedarf drei kleinere oder zwei größere
Zimmer zu erhalten. Die Wände zu den Nachbarhäusern hin sind
gemauert. Aus Schallschutzgründen sind Treppenkern und Decken
hingegen betoniert. Die gegenläufigen Treppen wurden handwerklich
in Ortbeton geschalt.
Ebenfalls aus Beton ist die mit großen Öffnungen versehene
Außenwand zum Garten hin. Sie ist wärmegedämmt und mit einer
Holzfassade abgeschlossen, deren Farbe und Brettschalung in
Anlehnung an das gegenüberliegende Haus MuUgn, ebenfalls von Soho
Architektur, gewählt wurde. Die Ostfassade zur Kempter Straße hin
besteht aus 49 mm starkem Mauerwerk, das mit italienischem
Kalkspachtel verputzt wurde.
Im Innenraum sind alle Wände verputzt und erhielten einen weißen
Anstrich. Während der Boden im Eingangsbereich (mit Garderobe und
Platz zum Fahrradabstellen) ein Zementestrich ist, sind die übrigen
Bodenbeläge aus sägerauer, unbehandelter Weißtanne. In den
innenliegenden Bäder kommen Mosaikfliesen in jeweils einem Farbton
zum Einsatz.
Dach
Das als Holztragwerk konstruierte Dach zeigt die klassische Kontur
eines Mansarddaches, wurde aber gegenüber traditionellen Dächern
dieser Art deutlich erhöht. Der Kniestock beginnt erst bei 1,50 m,
um mehr Platz im Innenraum des Dachgeschosses zu schaffen. Das DG
verfügt zudem pro Wohnung über eine eingeschnittene, nicht
einsehbare Dachterrasse, die nach Süden beziehungsweise
Nordwesten hin orientiert ist.
Dachaufbau (von außen nach innen):
- Biberschwanzdeckung
- Dachlattung 30 x 50 mm
- Konterlattung 30 x 50 mm
- Rispenband, aussteifend
- Rinne, an Lattung und DWD-Platte befestigt
- Notrinne, Abklebung bis Unterdach
- Regensicheres Unterdach, DWD-Platte, 16 mm
- Sparren, 1,20 x 2,40 mm, dazwischen Wärmedämmung (Zellulose, 240 mm)
- OSB-Platte, dampf-luftdicht verklebt, 15 mm
- Ausgleichs-/Installationslattung 50 x 60 mm (zusätzliche Dämmung der Installationsebene Zellulosedämmplatten 50 mm)
- Gipskarton F60, 15 mm
Bautafel
Architekten: Soho Architektur, Memmingen
Projektbeteiligte: Gerhard Pahl, Kempten (Tragwerksplanung); Fuchs Holzbaulösungen, Kettershausen (Holzbau/Holzfassade); Denz Fenster, Weitnach (Fensterbau); Maler Miller, Gutenzell (Außenputz), Gerhard Huber, KIssing (Einbaumöbel); Maritha Zinth, Immenstadt (Außenanlagen)
Bauherrin: Mona Warth, Memmingen
Fertigstellung: 2011
Standort: Kempter Straße 12, 87700 Memmingen
Bildnachweis: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen