Umbau: Le Hangar Habité bei Rennes
Von der Scheune zum Wohnhaus mit Solardach
In Chantepie, einem Vorort der bretonischen Hauptstadt Rennes, befindet sich Le Hangar Habité. Dass die ausgediente Lagerhalle und einstige Scheune nicht abgerissen wurde, sondern zum „bewohnten Schuppen“ wurde, ist einem Einfall des Eigentümers zu verdanken. Heute steckt unter dem ausladenden, flachgeneigten Satteldach ein Doppelhaus mit 215 Quadratmetern Fläche für zwei Familien, geplant vom Pariser Büro Haddock Architecture.
Gallerie
Seit seiner Entstehung hat das heutige Doppelhaus bereits verschiedene Nutzungsetappen hinter sich: Zunächst als Scheune inmitten von Feldern errichtet, wurden die Räume später von einem Gewerbebetrieb als Lagerhalle genutzt. Diese Transformationen gingen einher mit dem Urbanisierungsprozess von Chantepie, das sich von einem Dorf zu dem heutigen Vorort mit rund 10.000 Einwohnern entwickelte. Auf die Idee, das Gebäude erneut umzunutzen, kam der Eigentümer angesichts seines bevorstehenden Ruhestands, der die Lagerhalle überflüssig machte. Mit dem Projekt beauftragte er das Büro Haddock Architecture aus Paris.
Lowtech und Hightech
Bei den Umbaumaßnahmen blieben
neben der Eichenholzkonstruktion die Giebelwände und Teile der
Rückwand aus Mauerwerk erhalten. Sie bilden nun das Skelett des
neuen Wohngebäudes und seines Solardachs, unter dem die bewohnten
Gebäudekörper eingestellt sind. Dabei war dem Planungsteam nicht
nur wichtig, möglichst viele Ressourcen aus dem Bestand zu nutzen,
sondern auch die frühere Nutzung sichtbar zu lassen und eine
spielerische Verbindung zwischen dem ehemaligen Lowtech-Gewerbebau
und der Hightech des heutigen Wohnungsbaus herzustellen.
Neugestaltung von Südfassade und Dach
An der Südseite
wurde die Außenwand des Bestands abgebrochen und durch eine
Holzrahmenkonstruktion ersetzt. Die neue südliche Außenwand wurde
etwas eingerückt, wodurch ein überdachter Vorbereich entstand. Ihre
Lebendigkeit erhält die Fassade durch den Wechsel von geschlossenen
Bereichen mit Kastanienholzverschalung und durchlässigen mit hohen
Glastüren, vor denen sich bei Bedarf Schiebeläden schließen lassen.
Unverkleidet blieb die Holzrahmenkonstruktion hingegen bei den zwei
Wintergärten, von denen einer am Westenende und ein zweiter als
Eingangsbereich zwischen den beiden Wohnbereichen angeordnet ist.
Als thermische Übergangszonen erstrecken sie sich über die gesamte
Gebäudetiefe und werden allein mithilfe der Wärmerückgewinnung der
Lüftungsanlagen in den beiden Wohnungen beheizt. Neben den
Wohnungen erschließen die Wintergärten auch zwei Schuppen, die an
der Gebäuderückseite angebaut wurden. Hier befinden sich Tanks mit
einem Fassungsvermögen von jeweils 300 Litern, mit denen das vom
Dach ablaufende Regenwasser gesammelt wird.
Zweigeschossige Wohneinheiten
Die Innenräume
strukturieren komplett neue Wände, die ebenfalls als
Holzrahmenkonstruktionen ausgeführt wurden. Die Grundrisse sind
zwar ähnlich, aber zu nicht 100 Prozent deckungsgleich und bieten
jeweils Platz für eine drei- bis vierköpfige Familie. Das
Erdgeschoss umfasst jeweils einen großzügigen zweigeschossigen
Wohnraum mit offener Küche, der sich zum Garten hin öffnet.
Außerdem befinden sich auf dieser Ebene ein bis zwei Schlafzimmer
und ein Bad. Das Obergeschoss wird über Holztreppen aus Douglasie
erschlossen, die mit dem Küchenblock eine gestalterische Einheit
bilden. Oben verfügen beide Häuser über eine offene Galerie und ein
geräumiges Schlafzimmer, das mit Dachflächenfenstern belichtet
wird. Die unteren, horizontalen Dachbinder des Satteldaches
verlaufen hier auf Hüfthöhe, sodass das Planungsteam sie auch als
Brüstung für die Galerie einsetzen. Für die notwendige
Absturzsicherung sorgen gespannte Drahtseilnetze.
Satteldach zur Nutzung von Regenwasser und
Sonnenenergie
Bei der Konstruktion des Daches standen ein
ressourcenschonender Umgang mit Wasser und Wärme und die Erzeugung
regenerativer Energie im Vordergrund. So ist die südliche
Dachfläche mit Photovoltaik-Modulen bedeckt, die zusammen 11 kWp
(Kilowatt Peak) erbringen sollen. Für die nördliche Dachfläche
wurde eine Deckung aus Wellblech gewählt – ein Material, das Bezug
nimmt auf die vorherige Nutzung als Lagerhalle. Davon ausgenommen
sind lediglich die beiden Dächer der Wintergärten, die mit
Polycarbonat-Stegplatten gedeckt sind. Das vom Dach ablaufende
Regenwasser wird aufgefangen und gelangt in Sammeltanks. Durch sein
Solardach, eine effiziente Lüftungsanlage und gute Dämmung
unterschreitet das Doppelhaus den zur Bauzeit geltenden
französischen Energiestandard RT2012 um die Hälfte.
Dachaufbau von außen nach innen (gedämmter Bereich)
- Hinterlüftete Solardachpaneele geklammert, Monocristalline Module auf EPDM-Trägern (Süd-Fläche)
- Wellblech, hinterlüftet (Nord-Fläche)
- Lattung
- Konterlattung
- Unterspannbahn
- Aufdachdämmung
- Sparrenlage mit Zwischensparrendämmung
- Dampfbremse
- Gipskarton-Platten weiß gestrichen
Bautafel
Architektur: Haddock Architecture, Paris
Projektbeteiligte: CBTP Géotechnique, Ploufragan (Geotechnik); Thézé Construction, Mouazé (Bauunternehmen), BARP ELEC, Chantepie (Heizung, Sanitär- und Elektroinstallationen); Coupé Couverture, Landivy (Dacharbeiten); Atelier Palam, Paris (Tischlerarbeiten)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2021
Standort: 35135 Chantepie, Frankreich
Bildnachweis: Charles Bouchaïb, Tours (Fotos); Haddock Architecture, Paris (Pläne)