Wohnhaus Pliscia 13 und Ferienhaus Chalet La Pedevilla bei Enneberg
Modernes Wohnhausensemble mit traditionellem Bezug
Gallerie
Zwischen den über 3.000 Meter hohen Bergen der Dolomiten
erstreckt sich das Südtiroler Gadertal mit seinen zahlreichen, für
die Region charakteristischen Weiler. Dicht beieinander liegenden
Paarhöfe prägen die kleinen Dörfer, sie bestehen zumeist aus einem
Wohn- und Wirtschaftshaus und sind ein fester Bestandteil der
ladinischen Baukultur. Aus regionalem Holz und zumeist ohne
Stützmauern errichtet, wurden sie in die zum Teil steil abfallenden
Hänge gebaut. Am Rande eines solchen Weilers entstand in der
Gemeinde Enneberg ein energieautarkes Wohnensemble, welches sich
trotz seiner fast schwarzen Fassade behutsam in die Umgebung
einfügt. Geplant wurde es von den Brüdern Armin und Alexander
Pedevilla, die im nahegelegenen Bruneck gemeinsam ein
Architekturbüro haben. Zwar griffen sie alte traditionelle Elemente
auf, interpretierten sie aber neu und setzten sie mit einer
eigenen, modernen Formensprache um.
Wie die traditionellen Wohnhäuser besteht das neue Ensemble aus
zwei kompakten Baukörpern: dem Wohnhaus Pliscia 13 und dem
etwa halb so großen Ferienhaus Chalet La Pedevilla.
Mit kleinem Abstand und leicht versetzt zueinander angeordnet, sind
sie mit ihren Giebeln zur südwestlich verlaufenden Straße
ausgerichtet. Im freien Raum zwischen den beiden Häusern liegen die
Zugänge. Nach Südwesten öffnen sich die fast schwarzen,
holzverkleideten Fassaden beider Häuser in jeder Etage mit großen
Fenstern und/oder windgeschützte Loggien. Abgesehen von den
Dachgeschossen sind alle anderen Seiten nahezu fensterlos, weil in
den Hang gebaut.
Der Zugang zum 180 m² großen Wohnhaus erfolgt im Obergeschoss,
dahinter gehen Wohn-, Koch- und Essbereich fließend ineinander
über. Das Wohnzimmer ist zweigeschossig ausgebildet, sodass sein
Volumen bis unter die Dachschrägen reicht. Dementsprechend
erstreckt sich das Dachgeschoss nur über die Hälfte seiner
eigentlichen Fläche. Ein in die Wand eingelassenes Regal trennt
beide Etagen voneinander, dient aber aufgrund seiner lichten,
lamellenartigen Struktur dennoch als Verbindung. Die drei
Schlafzimmer der Bewohner befinden sich im Erdgeschoss. Technik-
und Sanitärräume sowie das Treppenhaus sind in einem schmalen
Streifen entlang der fensterlosen Nordostfassade angeordnet. Das 94
m² große Ferienhaus ist ähnlich aufgebaut: Während die erste Ebene
ebenfalls dem Wohnen und Kochen vorbehalten ist, wird im
Dachgeschoss geschlafen. Im Erdgeschoss sind keine weiteren
Wohnräume angeordnet; hier erstreckt sich die 70 m² große Garage
nebst Technikzentrale.
Die Außenwände sind aus Beton mit Zuschlägen aus Dolomitgestein
hergestellt und mit einer dunklen, vertikalen
Lärchenholzbrett-Schalung bekleidet. Eine dazwischen liegende 20
bis 26 Zentimeter starke Dämmschicht aus Steinwolle sorgt für den
notwendigen Wärmeschutz. Die fast schwarze Farbe des Holzes wurde
mit einer wasserlöslichen Imprägnierung auf Acrylharzbasis
erreicht. Das Innere beider Häuser ist alles andere als dunkel,
denn hier tritt der sehr helle, fast weiße Sichtbeton nahezu
überall in Erscheinung. Wände, Decken und ein Teil der Böden
bestehen daraus, ihre Oberflächen sind matt glänzend. Einen
angenehm warmen Kontrast bilden Fenster, Möbel, Türen und Böden aus
massiver, unbehandelter Zirbelkiefer. Über die großen Fenster
gelangt Tageslicht ins Innere, ihre geschickte
Positionierung machen Verschattungselemente überflüssig.
Die Beheizung des Gebäudeensembles erfolgt über Geothermie, eine
zusätzlich installierte kontrollierte Wohnraumlüftung versorgt die
Gebäude mit Frischluft. Den anfallenden Wasserbedarf beider Häuser
deckt eine eigene Quelle ab, die rund 100 Meter vom Haus entfernt
aus einem Felsen entspringt. Auch die Stromversorgung des
Gebäudeensembles erfolgt regenerativ mittels Photovoltaik.
Dach
Die 40 m² große PV-Anlage konnte recht unauffällig
in die Dachfläche des Chalets integriert werden. Der dunkle Farbton
der Module wurde dem fast schwarzen Holz angepasst. Denn wie die
Fassaden, sind auch die Satteldächer von Wohn- und Ferienhaus mit
einer hinterlüfteten Konstruktion aus dunkler
Lärchenholzbrett-Schalung verkleidet. In Anlehnung an die
traditionelle ladinische Baukultur haben beide Dächer, wie die
benachbarten beieinander liegenden Paarhöfe, eine Neigung von
30°.
Die 64 cm starke Dachkonstruktion ist von außen nach innen wie
folgt aufgebaut:
- 2,5 cm starke vertikale, sägeraue Holzschalung aus gebeizter Lärche, mit einer Breite von 16cm
- 3,5 cm Traglattung
- 6,0 cm vertikale Konterlattung mit Hinterlüftung
- diffusionsoffene Abdichtung
- dazwischen kreuzweise Lattung
- 30,0 cm Steinwolle mit WLG 035
- 22,0 cm Stahlbetondecke in Sichtbetonqualität
Bautafel
Architekten: Pedevilla Architekten, Bruneck
Projektbeteiligte: Ingenieurteam Bergmeister, Brixen (Statik); Elektro Leitner, Bruneck (Elektroplanung und -ausführung); Fa. Peintner, Bruneck (Planung und Ausführung Heizung Sanitär); Geom Ursino Valerio, Gossensaß (Sicherheitskoordinierung); Fa. Nagà, Wengen (Bautischler)
Bauherr: Armin Pedevilla
Fertigstellung: 2013
Standort: Strada Pliscia 13, 39030 Plisa
Bildnachweis: Gustav Willeit, Corvara