Stadthaus in Berlin-Pankow
Grüne Haut aus Biberschwanzziegeln
Biberschwänze in 8.350 verschiedenen, schillernden Grüntönen bedecken nicht nur das Dach, sondern auch die Fassade eines Wohnhauses in Berlin. Das kleine Gebäude schmiegt sich auf einem tiefen Baugrundstück im Bezirk Pankow an die Brandwand eines benachbarten Hinterhauses und bewahrt damit eine Baulücke in erster Reihe für eine spätere Bebauung.
Gallerie
Brandt + Simon Architekten realisierten das Haus in einer Bauzeit von etwa einem halben Jahr. Mit 160 m² Nutzfläche bietet es genügend Platz für eine Familie mit Kleinkind, die nach einer erschwinglichen und ökologischen Lösung für ihre Wohnbedürfnisse gesucht hatte. Konstruiert ist das Gartenhaus mit einer Grundfläche von nur 50 m² als Holzständerwerk auf einer Betonplatte. Die 18 cm dicken Außenwände wurden aufgedoppelt und mit Zellulose ausgeflockt, so dass sie den modernen Anforderungen hinsichtlich Raumklima und Dämmeigenschaften im städtischen Umfeld entsprechen.
Bei der Fassade entschieden sich die Planer für eine flexible Bekleidung der Holzkonstruktion und umhüllten das Haus vollständig mit einer konventionellen Dachdeckung. Über die Fugen der Biberschwanzeindeckung können die Bewegungen der Holzkonstruktion kompensiert werden. Die immergrünen Dachziegel bieten dauerhaften Schutz vor Witterungseinflüssen und treten mit den Bäumen der Umgebung in einen Dialog. Die Farbgebung des Ziegel-Mosaiks reicht von Dunkelgrün in Bodennähe bis zu hellem Grün unter dem Dach. Sie basiert auf einer einzigen Musterfolge, die gespiegelt und gedreht wie die Ranken von Efeu an der Fassade emporwandert. Im Kontrast dazu stehen die strahlend weißen, großzügigen Innenräume. Allein in der Bibliothek wurde auf große Fensterflächen verzichtet, indirektes Licht fällt hier durch viele kleine Fenster mit tiefer Leibung in Wänden und Dach, da Stellflächen für die Bücher der Vielleser benötigt wurden.
Das 850 m² große Grundstück soll noch in einen grünen Garten verwandelt werden.
Dach
Auch wenn die Architekten die Fassade als „Dach in der Senkrechten“ interpretieren, handelt es sich bei der eigentlichen Überdeckung des Hauses um eine Kombination aus Steil- und Flachdach in Anlehnung an die Nachbargebäude.
Aufbau im Bereich des Flachdachs:
- 110 mm extensives Gründach oder
- 60 mm Vegetationsschicht über Substrat, Filtervlies, 25 mm Dränschicht, Schutzvlies
- Dachabdichtung: zweilagige Bitumenbahn
- 22 mm OSB-Platten
- 360 mm Dachträger im Mittel mit Zellulosedämmung
- Dampfbremse, zusätzlich mit OSB-Streifen befestigt
- 27 mm UK- und Installationsebene
- 12,5 mm Gipsfaserplatten, Oberfläche gespachtelt + geschliffen
Aufbau im Bereich des Steildachs:Biberschwanzziegel, Doppeldeckung
- 40/60 mm Dachlatte
- 24/48 mm Konterlattung
- Unterdachbahn, diffusionsoffen
- 22 mm Unterdachplatte
- 360 mm Dachträger mit Zellulosedämmung
- Dampfbremse, zusätzlich mit OSB-Streifen befestigt
- 27 mm UK- und Installationsebene
- 12,5 mm Gipsfaserplatten, Oberfläche gespachtelt + geschliffen
Bautafel
Architekten: Brandt + Simon Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: CMIB Frank Niehues, Berlin (Statik); Creaton, Wertingen (Hersteller Dachziegel); Wildenhayn, Altlandsberg (Holzbau, Dachdecker, Trockenbau)
Standort: Berlin-Pankow
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2009
Bildnachweis: Michael Nast, Güstrow