Wohnhaus in Sulzberg
Satteldach mit integrierten Solarkollektoren und Photovoltaikmodulen
Gallerie
Die kleine österreichische Gemeinde Sulzberg auf dem Rücken des
gleichnamigen Berges überblickt aus rund 1.000 Meter Höhe in
südlicher Richtung den Bregenzerwald und das Panorama des
Vorarlbergs. Die traditionelle bäuerliche und bis heute die
Landschaft prägende Hausform des Bregenzerwaldes ist das mit
Holzschindeln verkleidete Wälderhaus, ein Einhof, der Wohn- und
Wirtschaftsgebäude in einem ist. Auch wenn die Viehhaltung samt
Vorrats- und Geräteaufbewahrung heute kaum noch zum Neubauprogramm
gehören, wird dieser Typus im zeitgenössischen Wohnhausbau als
vorbildlich und entwicklungsfähig betrachtet.
Das Wohnhaus am Hang, das der Architekt Juri Troy in Größe,
Dachform und Materialität an den örtlichen Vorbildern orientiert
entwarf, beherbergt neben der Familienwohnung des Bauherrn
beispielsweise drei Einliegerwohnungen mit entsprechend zahlreichen
Garagenplätzen. Die traditionelle Hausform eines einfachen
gestreckten Blockbaus mit Satteldach variierte er zu einem kompakten
Baukörper mit geknickten Giebelflächen, in dem die verschiedenen
Funktionen nicht hintereinander gereiht, sondern übereinander
gestapelt sind. Den Schopf des Bregenzerwälderhauses, einem
verandaartigen Vorbau an der meist nach Süden weisenden Traufseite,
transformiert er zu eingeschnittenen verglasten Veranden.
Das Hauptgeschoss mit der Wohnung des Bauherrn wird im Norden vom
oberen Hang erschlossen, die Einliegerwohnungen haben den
gemeinsamen Eingang an der entgegen gesetzten Seite, wo aufgrund
des Geländeabgangs zwei Hanggeschosse ausgebildet wurden. Um einen
zentralen Erschließungskern mit durchgehender Treppe herum sind
dann im ersten Untergeschoss nach Süden, Osten und Westen die drei
Zweizimmerwohnungen mit jeweils eigenen Veranden angeordnet. Im
darüber liegenden Hauptgeschoss und im Dachgeschoss gruppieren sich
um die Treppe die Räume der Familie. Auch hier gibt es
loggienartige Einschnitte und eine verglaste Veranda in drei
Himmelsrichtungen.
Das Haus ist analog zum traditionellen Blockbau in
Holzmassivbauweise errichtet worden und hat eine
Fassadenverkleidung aus Weißtannenschindeln, wie es in der Region
seit dem 19. Jahrhundert üblich ist. Die Fenster sind durch zurück
versetzte Holzpaneele zu langen Bändern zusammengefasst und
verlaufen teilweise über Eck. Auch im Inneren des Hauses dominiert
heimisches Holz: für die Böden und Wand- sowie Dachverkleidungen
fand zugunsten eines minimalen CO2-Verbrauchs vorwiegend heimisches
Material aus der direkten Umgebung Verwendung.
Das nachhaltige Energiekonzept des Gebäudes beinhaltet eine
Beheizung durch die Fernwärme des örtlichen Biomasseheizwerks und
die Stromerzeugung für Warmwasser und elektrische Energie durch
eine großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die südliche
Hanglage und die hohe Zahl von Sonnenstunden in der Region sorgen
für eine optimale Ausnutzung der Sonnenkollektoren auf gut 15
Quadratmetern und der flächenintegrierten Photovoltaikmodule auf
insgesamt 112 Quadratmetern.
Dach
Das Bregenzerwälderhaus ist traditionell mit einem durchgehenden
Satteldach gedeckt, das ursprünglich mit 18 bis 22 Grad recht
flach geneigt war und im 19. Jahrhundert mit bis zu 45 Grad auch
deutlich steiler ausgebildet wurde. Das Satteldach des Wohnhauses
am Hang hat eine Dachneigung von 26 Grad und ist dort, wo es keine
Dachflächenfenster hat, vollständig mit
Sonnenkollektoren und Photovoltaikmodulen bedeckt. Die
Solar-Elemente sind maßgefertig und in Größe und Abmessungen auf
die Fenster abgestimmt. Ebenso sind Traufe, First, Ortgang und
Regenrinne Sonderanfertigungen, aus dem Material Kupfer.
Dachaufbau von außen nach innen:
- Solarmodule
- 4 cm Unterkonstruktionslattung/Alu
- 8 cm Hinterlüftungslattung
- Nageldichtung
- Unterdachbahn
- 10 cm druckfeste Holzfaser-Dämmplatte
- 20 cm druckfeste Holzfaser-Dämmplatte
- 10,8 cm / 9,5 cm Massivholzdecke
Bautafel
Architekten: Juri Troy Architekten, Wien/Bregenz
Bauherr: privat
Projektbeteiligte: Alpina Bau- und Holzemenete, Hard (Holzbau, Fenster, Innenausbau); Haller Bau, Sulzberg (Baumeister); Elektro Kirchmann, Langen bei Bregenz (Elektro); Fischer Böden, Hard (Bodenbeläge); Solar System Technik, Schlins (Photovoltaik); Hepp Walter, Dornbirn (Lüftung); Heizfink, Sulzberg (Installationen)
Fertigstellung: 2014
Standort: 6934 Sulzberg, Österreich
Bildnachweis: Juri Troy Architekten, Wien/Bregenz und Studio 22, Lustenau