Einfamilienhaus in Cochem
Schieferdach mit feuchtevariabler Dampfbremse
Wie viele kleine Ortschaften an der Mosel folgt die Gemeinde Cochem dem kurvigen, schwungvollen Flussverlauf. Ihr Wohnhaus an einem Hang mit Aussicht auf dieses landschaftsprägende Gewässer entwarf die Architektin Alexandra Faßbender natürlich selbst. Mit ihrer Familie wohnt sie nun in einem teilweise gestaffelten, bis zu dreigeschossigen Gebäude unter einem Dach aus Schiefer.
Gallerie
Das Untergeschoss ist eingebettet in den Hangverlauf, orientiert sich nach Nordwesten und bietet Platz für zwei Büros, einen Fitnessraum, Lager und Technikbereiche. Das Erdgeschoss weist die größte Grundfläche auf, eine Garage als wichtiger Bestandteil nimmt viel Raum ein. Sie ist neben den Wohnräumen in den Hang geschoben und mit einem begrünten Flachdach ausgeführt. Der Haupteingang liegt im Südwesten zwischen Garage und Wohnräumen, eine schmale Zone mit Nebennutzungen trennt die Bereiche. Als Durchgang von der Garage zum Wohnhaus dient eine begehbare Garderobe. Die Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss zum Kochen, Essen und Wohnen orientieren sich ebenfalls hangabwärts zum schönen ruhigen Moseltal.
Im Obergeschoss befinden sich drei Schlafräume: Zwei für die Kinder und ein großer für die Eltern mit separatem Ankleide- und Badezimmer. Auch ein offener Spielraum ist dort untergebracht, der sich großflächig in Südostrichtung öffnet. Die Verglasungen sind mit großformatigen Kinderfotos als Sicht- und Sonnenschutz versehen.
Dach
Die Dachkonstruktion weist die Besonderheit auf, dass sie
überwiegend nach innen trocknen kann und soll: Auf 4 cm
Untersparrendämmung folgen eine feuchtevariable Dampfbremse
(sd-Wert zwischen 0,3 und 5 m), 20 cm Vollsparrendämmung, eine
Vollschalung (2,4 cm) und eine Kunststoffbahn als wasserdichtes Unterdach
(sd-Wert = 27 m). Die hierauf angebrachte Konterlattung wurde
eingeschweißt, direkt darüber Latten im Plattenraster montiert.
Eine Symmetrische Deckung aus Schiefer bildet den Abschluss, die
Steine haben das Format 60 x 30 cm, bei einer Stärke von 1 cm. Die
Schiefer sind mit Edelstahlklammern befestigt, Spenglerschrauben
verbinden die Klammern mit der Unterkonstruktion. Moosgummis sorgen
für eine Lagersicherung der Schieferplatten. Schiefer im
Format 60 x 30 cm und mit einer Stärke von 1 cm decken eine Fläche
von 160 m² ein
Die Feuchtigkeit der Raumluft diffundiert in der Heizperiode von
warm (+20 °C) nach kalt (z. B. -10 °C) in die Dachkonstruktion. Im
Sommer diffundiert vorhandene Feuchtigkeit umgekehrt von außen nach
innen. Statistisch gesehen gibt es in Cochem pro Jahr mehr warme
als kalte Tage, also auch mehr Tage, an denen die Diffusion von
außen nach innen verläuft. Diesem Trocknungsverhalten trägt die
feuchtevariable Dampfbremse Rechnung, da sie einen variablen
sd-Wert
besitzt. Bei einer trockenen Konstruktion ist der sd-Wert höher und
liegt z. B. bei 5 m. Ist die Dachkonstruktion feucht, sinkt er auf
bis zu 0,3 m und die Dampfbremse „öffnet“ sich. Eine feuchte
Konstruktion kann demnach rein rechnerisch 5/0,3 = 16,7-mal besser
trocknen, als eine trockene Konstruktion feucht werden. Beide
Faktoren zusammen – dass es mehr warme als kalte Tage in Cochem
gibt, und dass dieses Dach über eine rechnerisch 16,7-mal bessere
Trocknung als Feuchteaufnahme verfügt – führen zu der Einschätzung,
dass dieses Dach vorwiegend von außen nach innen trocknen wird. Im
Norden Norwegens beispielsweise, also in einer Region mit mehr
kalten als warmen Tagen, würde dieser Dachaufbau wahrscheinlich
nicht funktionieren. Aber Cochem liegt ja an der Mosel.
Bautafel
Architekt: Alexandra Faßbender, Cochem
Projektbeteiligte: Stefan Hofmann Bedachungen, St. Johann (Dachdeckung); Saint-Gobain Isover, Ladenburg (Hersteller Dampfbremse); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schieferdeckung)
Bauherr: Alexandra Faßbender, Cochem
Fertigstellung: 2012
Standort: Cochem
Bildnachweis: Alexandra Faßbender, Cochem und Rathscheck Schiefer, Mayen