Magdas Hotel in Wien
Hellgraues Linoleum, Teppiche in verschiedenen Farben und ein bunter Möbelmix
Nur wenige Gehminuten vom Wiener Prater entfernt, können
Besucher der österreichischen Metropole ein stylish und
gleichzeitig heimelig gestaltetes Quartier beziehen: Magdas
Hotel im Bezirk Leopoldstadt war einst ein Seniorenheim und
wurde im Rahmen eines Social-Business-Projekts der Wiener Caritas
und des Architekturbüros AllesWirdGut wieder zum Leben erweckt.
Nach dem Motto „außergewöhnliche Situationen erfordern
außergewöhnliche Maßnahmen“ und Bezug nehmend auf die
Flüchtlingssituation, entwickelten die Beteiligten ein Konzept für
ein Hotel, das Touristen und Geflüchteten gleichermaßen eine
Unterkunft bietet.
Gallerie
Insgesamt verfügt das Hotel auf 4 Etagen über 78 Zimmer in 5
Kategorien. Zusätzlich gibt es 2 Wohngemeinschaften für 20 bis 25
Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Österreich geflüchtet sind.
Das Hotel bietet ihnen eine vorübergehende Bleibe und einen
Arbeitsplatz, denn junge Asylbewerber aus ca. 15 Nationen stellen
den Großteil seines Personals. Sie werden von Hotel- und
Gastronomieprofis angeleitet – vom Melting Pot aus verschiedenen
Sprachen und Kulturen, profitieren alle Beteiligten.
Die Bausubstanz des ca. 6.500 Quadratmeter großen Gebäudes aus
den 1960er Jahren konnte größtenteils erhalten werden. Die
Sanierung umfasste im Wesentlichen das Anpassen an die aktuellen
Sicherheitsstandards. Alle Zimmer sind mit Mobiliar aus Caritas
Beständen, Hotelauflösungen, privaten Spenden und schrägen
Fundstücken eingerichtet, was dem Haus einen besonderen, fast
heimischen Charme verleiht. Vorhandenes traf auf Gefundenes, wurde
gemixt und neu interpretiert: Alte Sperrholzschränke wurden in
Schreibtische verwandelt, zersägte Stühle wachsen aus der Wand und
dienen als Nachttisch, ausrangierte Zuggepäckablagen bilden Regale.
Bunt bemalte Wände sind mit neuen Teppichen und Gardinen
kombiniert, harmonisch aufeinander abgestimmt und geben jedem Raum
ein eigenes Gesicht. Ebenfalls neu sind Betten, Matratzen und
Bettzeug sowie Duschen und Toiletten. Der ehemalige Speisesaal im
Erdgeschoss ist Eingangsbereich, Lobby für die Gäste, Bar und
Restaurant für Besucher sowie Wohnzimmer für die jungen
Geflüchteten.
Finanziert wurde das 1,5-Millionen-Euro-Projekt von der Caritas
und einer Crowdfunding-Kampagne, durch die zusätzlich 57.000 Euro
zusammenkamen. Angestellte, Nachbarn und Studenten der nahen
Akademie der bildenden Künste halfen, das Haus auszuräumen, zu
renovieren und neu einzurichten – auch zahlreiche Unternehmen
unterstützten das Projekt.
Boden
Passend zur schlichten Einrichtung wurde in den Appartements und
Suiten hellgraues Linoleum als Bodenbelag gewählt und auf rund 500
Quadratmeter verlegt. Die zwei Meter breiten Bahnen wurden fugenlos
auf dem mineralischen Untergrund verklebt. Die Entscheidung für
Linoleum fiel aus vielerlei Gründen: Linoleum zeichnet sich u.a.
durch seine hohe Verschleißfestigkeit und die damit verbundene
lange Lebensdauer aus. Dank einer speziellen Oberflächenvergütung sind die Böden einfach zu
reinigen und pflegen.
In den Standardhotelzimmern und Fluren kommen Teppiche in
verschiedenen Farben zum Einsatz. Passend zum jeweiligen Mobiliar
sind sie mal rot, ockerfarben, dunkelblau, fliederfarben oder
blaugrün und sorgen für die notwendige Trittschalldämmung. Im Foyer
und den Gemeinschaftsbereichen wurden die Böden hellgrau gefliest.
Im Garten bietet eine Plattform aus unbehandelten Holzbohlen einen
Platz zum Beisammensein.
Bautafel
Architekten: AllesWirdGut Architektur, Wien
Projektbeteiligte: Gmeiner Haferl Bauingenieuer, Wien (Statik/Tragwerksplanung); Buchegger Baumanagement, Wien (Örtliche Bauaufsicht); Zencon, Wien (Gebäudetechnikplanung); 3:0 Landschaftsarchitektur, Wien (Freiraumplanung); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Linoleumboden)
Bauherr: Caritas Erzdiözese Wien
Fertigstellung: 2015
Standort: Laufbergergasse 12, 1020 Wien, Österreich
Bildnachweis: AllesWirdGut Architektur/Guilherme Silva Da Rosa, Wien
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