Verkehrspolizeiinspektion Aschaffenburg-Hösbach
Fassadenrelief aus gesäuertem Weißbeton
Für nahezu alle anderen Neubauten ein Ausschlusskriterium, ist die unmittelbare Nähe zur Autobahn für die Verkehrspolizeiinspektion Aschaffenburg-Hösbach ein großer Vorteil. In dem von Bez + Kock Architekten aus Stuttgart entworfenen und geplanten Gebäude sind die Dienststellen von Autobahnpolizei und Verkehrspolizei zusammengefasst.
Gallerie
Den Höhenunterschied des an einem leichten Hang gelegenen, lang
gestreckten Neubaus gleicht ein dunkel verputztes, fensterloses
Sockelgeschoss aus. Die Fassade der beiden oberen Geschosse bilden
großformatige, weiße Betonfertigteile. In Längsrichtung werden
sie durch Fensterbänder mit blechverkleideten Zwischenelementen in
Grau ersetzt.
Von der südlich verlaufenden Erschließungsstraße her ist der Bau zunächst in seiner ganzen Länge wahrnehmbar. Der Zugang erfolgt dann von der westlichen Stirnseite, wo das Sockelgeschoss komplett im Boden verschwindet. An dieser Stelle kragt die obere Etage um einige Meter über das Erdgeschoss hinaus und schafft eine geschützte Eingangssituation. Ein niveaugleicher Zugang in das Sockelgeschoss ist vom Polizeihof im Norden möglich. Dort befinden sich Garagen, Hafträume, Umkleiden, Lagerräume sowie die Haustechnik. Den Hof fassen ein parallel angelegtes Nebengebäude sowie dunkle Betonstelen.
Der Haupteingang mündet in einem durch Oberlichter erhellten Treppenhaus, das die drei Etagen offen miteinander verbindet. Erdgeschoss und Obergeschoss des Hauptgebäudes sind als Dreibund organisiert – mittig ist eine Nebenraumschiene angeordnet. Die an die Flure angrenzenden Wände der Büros wurden als tragendes, bruchraues Kalksandsteinmauerwerk in Sichtqualität ausgeführt. Den westlichen Abschluss des Obergeschosses bildet ein großer Unterrichtsraum. Das offene Treppenhaus als Pausenbereich dient.
Dank des gewählten Dämmstandards ist der Wärmebedarf für das Gebäude minimal. Die Anforderungen der gültigen EnEV werden um über 30 Prozent unterschritten. Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe sowie eine Solaranlage für Warmwasser runden das anspruchsvolle Energiekonzept ab.
Beton
Der Sockel sowie die Decken wurden in Ortbeton
erstellt. Die tragenden Außenwände der beiden oberen Geschosse sind
als werkseitig vorgefertigte Sandwichelemente realisiert, die in
die Ortbetondecken eingebunden wurden. Die einzelnen Elemente sind
dabei geschosshoch ausgebildet beziehungsweise – im Bereich der
Fensterbänder – in Brüstungshöhe ausgeführt.
Auf die tragende Stahlbetonschale folgen 20 cm Dämmung, als
äußerer Abschluss eine Fassade aus Weißbeton.
Für das scharfkantige Relief der Hülle, das wie eine horizontale
Faltung wirkt, wurden vorab zahlreiche Muster erstellt. Die
Weißbetonoberfläche ließen die Planer zweimal säuern. Da so die
Gesteinskörnungen sichtbar sind, wirken die Elemente aus der Nähe
betrachtet nicht mehr rein weiß. Die Fernwirkung bleibt davon aber
unbeeinflusst. Hier sorgt das Relief mit seinem feinen Licht- und
Schattenspiel für Lebendigkeit.
Die Ost- und Westseite des Polizeihofes umgeben Stelen aus
dunkel pigmentiertem Beton. Sie wurden grob gestrahlt, um eine raue
Oberfläche zu erhalten, die mit der des verputzten
anthrazitfarbenen Sockels des Gebäudes korrespondiert.
-chi
Bautafel
Architekten: Bez + Kock Architekten Generalplaner, Stuttgart (Martin Bez, Thorsten Kock mit Michael Gaisser, Hojoong Chang, Benjamin Trosse, Heidrun Rossmüller-Wetzel, Jing Zhao)
Projektbeteiligte: Hessdörfer + Seifert Architekten, Karlstadt (Bauleitung); OSD, Frankfurt (Tragwerksplaner); Dressler Bau, Aschaffenburg (Betonfertigteile)
Bauherr: Freistaat Bayern, Staatliches Bauamt Aschaffenburg
Standort: Aschaffenburger Str. 7, 63768 Hösbach
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: bild_raum / Stephan Baumann, Karlsruhe
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