Zentrale eines Betonherstellers in Südtirol
Atmosphärischer Umbau
Wo die orangen Fahrmischer nach Bozen, Brixen oder Waidbruck ausströmen, steht ein stiller Markenbotschafter: ein aufgeständerter, geknickter Betonriegel, der auf einer ebenfalls geknickten Basis und kegelförmigen Füßen auflagert. Hier, am Rande von Klausen, befindet sich die Firmenzentrale von Beton Eisack, einem Südtiroler Hersteller von Fertigbeton. Pedevilla Architects nahmen sich dem Inneren des rund zwanzig Jahre alten Bestands an, das seit 2022 wieder zugänglich ist.
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Das Städtchen Klausen liegt unten im Tal des Eisacks, an dessen Westufer 1978 zunächst ein kleiner Kiesverarbeitungsbetrieb gegründet wurde. Mittlerweile verkauft das nach dem Fluss benannte Unternehmen Sand, Kies, Schotter, Steine, Erden und recycelte Baustoffe und bietet Aushub- und Abbrucharbeiten an. Darüber hinaus ist Beton Eisack auch im Baustoffrecycling und Abfallwirtschaft tätig sowie an Forschung und Entwicklung beteiligt.
Das Gesicht gewahrt
2003 wurde der neue Firmensitz fertiggestellt: Das auffällige Bürogebäude hatten die Architekten Armin Blasbichler und Matthias Rainer entworfen. Es markiert den Eingang zum Firmengelände, das sich unweit der Auffahrt zur Brennerautobahn in eine Flussbiegung schmiegt. Durch die Windschutzscheibe werden sicherlich schon die an der Stirnseite ausgesparten Buchstaben des Firmenschriftzugs zu sehen sein. Die charakteristische Außenhülle galt es zu erhalten und die Struktur um zusätzliche Räumlichkeiten, Büroflächen sowie einem Bereich für Seminare und Veranstaltungen zu ergänzen – wofür der Betonhersteller 2020 Pedevilla Architects beauftragte. Zugleich sollte der vor Ort entwickelte und produzierte Beton eine Bühne bekommen.
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Atmosphärisches Inneres
Eine wesentliche Veränderung ist bereits außen sichtbar: Heute empfängt ein wuchtiges, kegelförmiges Treppenhaus mit Spritzbetonoberfläche die Besucher*innen. Es befindet sich unter der mittigen Knickstelle des glatten Baukörpers. Hier befand sich früher ein großes Bodenloch. Über die Kreisbogentreppe im Kegel gelangt man ins zweite Obergeschoss.
Rechts schließt ein atmosphärischer Empfangsraum an, der sich um einen verglasten, rechteckigen Innenhof herumlegt und in ein Auditorium übergeht. Es verfügt über imposante, pyramidal geneigte Decken, die von hunderten kreisrunden Öffnungen perforiert sind. In der anderen Gebäudehälfte sind Großraum- und Einzelbüros mit verschiedenen Besprechungsmöglichkeiten für Mitarbeitende und Führungskräfte untergebracht. Dazwischen liegt ein zweites Treppenhaus – die vormalige Haupttreppe mit Zugang zur Durchfahrt. Die Stufen erschließen auch das oberste Geschoss mit weiteren Büroräumen und einem kleinen, quadratischen Innenhof.
Die dunklen Raumecken, grauen Betonoberflächen und geneigten Decken sowie die schwarzen Fensterprofile und Türen lassen das Ergebnis des Umbaus eher streng und düster wirken. Dem entgegen verbessern die neuen Innenhöfe sowie mehrere Oberlichter die Tageslichtsituation hinter der nur sparsam mit Fenstern versehenen Bestandsfassade und machen somit die Arbeitsumgebung angenehmer. Abgeschirmt vom Betonwerk und der nahen Autobahn sind die beiden Höfe außerdem schallgeschützte Freiräume für die Mitarbeitenden.
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Beton: Firmenzentrale als Showroom
Sind das etwa Algen und Moose, die sich bereits im Beton festgesetzt haben? Oder kommt der Grünstich durch die Bildbearbeitung zustande? Das ist keine optische Täuschung, sondern hat mit den Pigmenten des Leichtbetons zu tun, der aus dem Eisack-Sortiment stammt. Die Firmenzentrale ist also zugleich Showroom für die verschiedenen betontechnologischen Möglichkeiten des Unternehmens. Dazu gehören auch die raumakustisch wirksamen Öffnungen in den Betondecken, hinter denen Kabel und Leitungen der Haustechnik verschwinden. Viele Wandoberflächen zeigen Sichtbetonqualität. An einigen Stellen wurde Spritzbeton, der normalerweise zur Hangsicherung dient, als Innenputz verwendet. Er kam ebenso als Dachdeckung zum Einsatz. Als Bodenbelag wurde Terrazzo mit faustgroßen Steinen verlegt. -ml
Bautafel
Architektur Bestand 2003: Armin Blasbichler und Matthias Rainer
Architektur Umbau 2022: Pedevilla Architects, Bruneck
Projektbeteiligte: Beton Eisack (Hersteller Beton und Terrazzo)
Bauherr*in: Beton Eisack
Standort: Spitalwiese 14, 39043 Klausen, Italien
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Gustav Willeit (Fotos); Pedevilla Architects (Pläne)
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