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Atelier Klostergasse in Bregenz
Nicht von dieser Welt
Eine kleine Parzelle nahe des Bregenzer Bahnhofs ist der Standort des Ateliers Klostergasse von Bernardo Bader. Der Architekt entdeckte das Grundstück bei Spaziergängen durch die Stadt; damals stand darauf noch eine außer Dienst gestellte Trafostation, die zunehmend verfiel. Aufgrund der geringen Größe der Parzelle hatte es bisher kaum Interessenten dafür gegeben, sodass Bader es für sein Bauvorhaben erwerben konnte.
Gallerie
Hart an der Kurve
Beim Neubau nutzte er – Architekt und Bauherr in einer Person – die
verfügbare Fläche geschickt aus und platzierte das Atelierhaus nah
an die Straße, die an dieser Stelle in einer leichten Kurve
verläuft. Das Gebäude ist dadurch schon von weitem zu sehen und
aufgrund seiner kompakten Form, der dunklen Farbe und der Höhe von
immerhin vier oberirdischen Stockwerken sehr präsent. „Beinah
unwirklich“ erscheine der viergeschossige Bau dadurch, schreibt das
Architekturbüro.
Zwischen den mächtigen Verwaltungsbauten und den Wohngebäuden aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die die Umgebung prägen, wirkt er tatsächlich fast, als sei er vom Himmel gefallen und akkurat kurz vor der Straße zum Stehen gekommen. Dass sich in die starre Hülle mit den fast geschosshohen, breiten Öffnungen ein flexibles Nutzungskonzept hüllt, lässt sich dabei nicht vermuten.
Rahmen für Veränderung
Bernardo Bader hat den Bau so geplant, dass darin sowohl gewohnt
als auch gearbeitet werden kann. In den unteren beiden Geschossen
ist im Moment das Architekturbüro untergebracht, in den oberen
beiden Etagen befinden sich drei Wohnungen. Alle Stockwerke werden
über eine halbgewendelte Treppe und einen Aufzug im Eingangsbereich
erschlossen. Auch die lichten Höhen von circa drei bis 3,20 Metern
lassen die flexible Nutzung der Geschosse zu.
Im Inneren sind der Bereich des Erschließungskerns und die Decken in Sichtbeton ausgeführt; die innen gedämmten Außenwände zeigen zu den Räumen hin eine Bekleidung aus naturgekalkten Fichtenholzbrettern. Dazu kombinierte das Planungsteam im Bereich des Architekturbüros Regale aus rohem Stahl, einfache Leuchten und einen Sichtestrichboden.
Beton: Eisenoxidschwarze Fassade
Der Rohbau des Gebäudes ist komplett in Ortbeton
ausgeführt. Für die sichtbaren Betonflächen ließ das Planungsteam
mit Eisenoxidschwarz pigmentierten Beton verwenden, um eine
anthrazitfarbene Nuance zu erreichen. Die Fassaden wurden mit einer
Stahlrahmenschalung geschalt. Für das spätere Erscheinungsbild
entscheidend war die Auswahl relativ schmaler und hoher Elemente.
Geschalt und betoniert wurde geschossweise; die Decken liegen dabei
auf dem Erschließungskern und sieben innenliegenden, thermisch von
der Fassade getrennten Stützelementen auf, die sich nach der
Fertigstellung hinter der Holzbekleidung verbergen. Zusätzlich
wurden die Deckenstirnseiten punktuell mit Rundstählen in den
Außenwänden verankert. Die Fassaden wurden abschließend
hydrophobiert.
Raumsparende skulpturale Treppe
Besonders arbeitsintensiv war die Herstellung der halbgewendelten
Treppe. Diese entstand aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf
einer relativ kleinen Grundfläche. Dass sie dennoch alle Blicke auf
sich zieht und räumliche Qualität entfalten kann, ist vor allem der
Geometrie des Treppenauges und der plastischen Textur der
Treppenunterseite zu verdanken.
Die für das Treppenauge verwendete Schalung
wurde aus abgerundeten Kanthölzern und Brettern gezimmert und
geschossweise nach oben versetzt. Die Unterseite des Treppenlaufs
wurde aus schmalen, sägerauen Holzlatten erstellt, die händisch in
der nötigen, sich zum Treppenauge hin verjüngenden Form
zugeschnitten wurden. -chi
Bautafel
Architektur: Bernardo Bader Architects, Bregenz
Projektbeteiligte: Mader & Flatz ZT, Bregenz (Tragwerksplanung); Haller Bau, Sulzberg (Bauunternehmen); Ludwig Schneider Elektroplanung, Egg (Elektroplanung); Elektro Willi, Andelsbuch (Elektroinstallationen); Lothar Künz ZT, Hard (Bauphysik); Siegried Steurer Installationen, Andelsbuch (Gebäudetechnik); Vigl & Strolz, Schoppernau (Estrich); Schwendinger + Fink, Wolfurt (Spengler); Eberle Metall, Hittisau (Schlosserarbeiten); Jürgen Haid, Krumbach Malerarbeiten); Böhler Fenster, Wolfurt (Fenster); Berthold Sonnenschutz, Rankweil (Sonnenschutz); Michael Moosbrugger, Au (Unterkonstruktion Innenausbau); Helmut Fink, Au (Holzbekleidung)
Bauherrschaft: Bernardo Bader, Bregenz
Standort: Klostergasse 9a, 6900 Bregenz, Österreich
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Dornbirn; Bernardo Bader Architects, Bregenz
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