Hauptsitz GS1 Portugal in Lissabon
Kunstvolle Betonscheiben als neue Hülle
Äußerlich verrät der Bau nichts von seiner Vergangenheit: Mit einer neuen Zick-Zack-Fassade aus im Wechsel angeordneten, vertikalen Betonscheiben und Glas verwandelten Promontório Architects ein unscheinbares zweigeschossiges Bürohaus aus den 1980er-Jahren in ein repräsentatives Verwaltungsgebäude. Auf einem Campus für innovative Unternehmen in Lissabon dient es heute der Beratungsagentur GS1 Portugal als Hauptquartier. Blickfang ist ein markantes Relief auf den schräg gestellten Betonscheiben, die den Baukörper an drei Seiten fassen. Entwickelt hat es der Künstler Alexandre Farto – auch bekannt unter dem Namen Vhils.
Gallerie
Während das Erdgeschoss mit den Showrooms und einem Auditorium
für halböffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann, ist das
erste Obergeschoss als offene Bürolandschaft gestaltet. Nach dem
Raum-im-Raum-Prinzip sind hier Boxen und Zylinder eingestellt, in
denen Einzelbüros, kleine Konferenzräume und Toiletten
untergebracht sind. Das neu aufgesetztes Staffelgeschoss beherbergt
einen Konferenzraum, einen Speisesaal und eine Kaffeebar mit
Verbindung zur Dachterrasse.
Beton
Auf 49 Betonscheiben mit Abmessungen von jeweils 778 x 137 x 30 cm
hat der Künstler Vhils ein Relief verwirklicht, das seine Kritik an
Informationschaos und „visuellem Lärm“ ausdrücken soll. Je nach
Ansichtswinkel nimmt der Betrachter es vollständig oder in
Abschnitten wahr, abhängig vom Tageslicht tritt die Struktur mal
mehr, mal weniger deutlich hervor. Über dem Haupteingang
konkretisiert sie sich zu einem überdimensionalen Auge. Das Relief
entstand durch in die Schalung eingelegte Styroporelemente, die nach
Vorgaben des Künstlers per Hand aus verschieden dicken Platten
geschnitten und zusammengesetzt wurden.
Die neue Fassade wurde vor den bis auf den Rohbau
zurückgeführten Bestand gestellt. Im Inneren wurden gemauerte
Ausfachungen ebenso entfernt wie nicht tragende Wände. Durch die
weitgehend freigelegte Konstruktion treten die alten
Betonkassettendecken sowie das schlichte Stützenraster in den
Vordergrund, Kabelführungen und Lüftungstechnik sind nun sichtbar.
Das rohe Erscheinungsbild kontrastiert mit neu eingefügten
Elementen, die mit Linoleum, Kork und Textilien bekleidet sind.
Eine räumliche Verbindung und Offenheit zwischen den Etagen
entsteht durch zwei kreisrunde Deckendurchbrüche: Einer dient als
Lichthof, in den anderen setzten die Architekten die gewendelte
Haupttreppe. Ein ebenfalls kreisrund eingehauster Aufzug erlaubt
die barrierefreie Erschließung des Gebäudes. chi
Bautafel
Architekten: Promontório Architects, Lissabon
Projektbeteiligte: Alexandre Farto aka VHILS (Fassadenkunst); Tétris, Lissabon (Innenausstattung)
Bauherr: GS1 Portugal, Lissabon
Standort: Estrada do Paço do Lumiar, Campus do Lumiar, Edifício K3, 1649-038 Lissabon, Portugal
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Fernando Guerra | FG+SG, Lissabon
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