Firmenzentrale Scott Sports in Giviziez

Sensorische Hüllendynamik

Nicht nur Fahrradfans ist die Marke Scott ein Begriff. Das Schweizer Unternehmen zählt zu den bekanntesten Herstellern der Branche. Dabei fing einst alles mit einem neuartigen Skistock an: 1958 baute ihn der amerikanische Firmengründer und Skirennfahrer Ed Scott erstmals aus Aluminium und damit viel leichter und stabiler als die üblichen Modelle aus Stahl, Holz oder Bambus. Etliche Jahre und einige Expansionen später ist Scott vor allem für seine Mountainbikes und Motocross-Sportartikel bekannt. In Giviziez, einer Gemeinde im französischsprachigen Teil der Schweiz, ist 2019 das neue Hauptgebäude Scott Headquarters nach Plänen des Berner Architekturbüros Itten+Brechbühl entstanden. Der Anspruch des Unternehmens, technologisch hochentwickelte Spitzenprodukte zu entwickeln, scheint sich in der Fassade des Bauwerks zu manifestieren: Sie fügt sich aus Hunderten beweglichen Aluminiumelementen zusammen, die sich je nach Intensität der Sonneneinstrahlung automatisch öffnen oder schließen.

Gallerie

Nach innen orientiert

Der quaderförmige Bau mit gerundeten Ecken steht auf leicht abschüssigem Gelände im Gewerbegebiet von Givisiez. Auf einer Gesamtfläche von 25.865 Quadratmetern gruppieren sich Büros, Werkstätten, gastronomische Einrichtungen, ein großes Auditorium und diverse Publikumsräume um ein großes Atrium im Zentrum der Anlage. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über große Glasöffnungen im Erdgeschoss auf der Südseite. Von hier gelangen Mitarbeitende und Besuchende in die Eingangshalle, welche sich über eine ausladende Freitreppe in das zentrale Atrium öffnet und bis zu den Türen des Auditoriums reicht.

Bedacht wird dieser natürlich belichtete Verkehrsknotenpunkt des Gebäudes von einer Konstruktion aus Brettschichtholzträgern, die ein transparentes Dach tragen. Südlich des Atriums, das sich durch eine Vertäfelung aus vertikalen Holzlamellen von den übrigen Räumlichkeiten des Gebäudes abhebt, schließen eine Cafeteria und ein Restaurant an, nördlich befindet sich ein großer Showroom, in dem Fahrradmodelle und andere Produkte ausgestellt werden. Von hier geht der Blick nach draußen, wo sich ein Testgelände für neu entwickelte Zweiräder befindet.

Koordinierte Abläufe bei Planung und Betrieb

Die vier Obergeschosse werden von offen gestalteten Büroflächen belegt, die kommunikatives Arbeiten zwischen den 480 bis 600 Mitarbeitenden unterstützen sollen. Hier sind ein Entwicklungszentrum, das Marketing, die Logistik und der Verkauf des Unternehmens organisiert. Sogenannte Fokusräume dienen als Rückzugsmöglichkeit zum konzentrierten Arbeiten oder für Meetings. Zum Atrium öffnen sich die Büros durch geschosshohe Fensteröffnungen, sodass Blickbeziehungen zwischen den Ebenen gegeben sind.

Für die Erstellung des komplexen Bauwerks von der Vorplanung im Oktober 2015 über die Ausschreibungs- und Ausführungsplanung, die Herstellung von Rohbau, Hülle, haustechnischen Installationen und Ausbau bis hin zu den Umgebungsarbeiten und der Inbetriebnahme kam die Planungsmethode BIM (Building Information Management) zum Einsatz. Durch die Arbeit an einem gemeinsamen dreidimensionalen Gebäudemodell wurden die zahlreichen beteiligten Gewerke und Planungsbüros miteinander koordiniert. Dazu gehörten neben den Architekturschaffenden als Generalplanende die verantwortlichen Ingenieurbüros für Statik, Gebäudetechnik, Elektro, Sicherheit, Energie- und Bauphysik sowie die Landschaftsarchitekten, Fassaden- und Gastroplaner. Eine detaillierte Schilderung des BIM-Planungsprozesses dieses Projektes finden Interessierte im Bereich BIM von Baunetz Wissen (siehe Objekte zum Thema).
 
Sonnenschutz: perforierte Aluminiumshutter und elektrochromes Glas
Die sogenannte dynamische Fassade ist darauf ausgelegt, den Energieverbauch durch Maßnahmen des passiven Wärmeschutzes niedrig und die Qualität des Raumklimas hoch zu halten. Erreicht wird dies auf Höhe der Obergeschosse durch perforierte Aluminiumflügel, die sich durch Sensoren tageslichtabhängig automatisch öffnen und schließen. Diese Shutter haben die Form eines rechtwinkligen Dreiecks, jeweils zwei von ihnen bedecken die stehenden, rechtwinkligen Fensterformate. 

Diese spezifische, unübliche Form, die durch das Mittelstück eines Fahrradrahmens inspiriert sein soll, bewirkt, dass sich das Antlitz der Fassade je nach Wetterlage verändert: So erweckt das Gebäude bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein, also dann, wenn die Shutter vollständig geschlossen werden, einen monolithischen Eindruck. Dieser entsteht, weil Shutter und Fassadenflächen aus demselben Material bestehen und vollkommen bündig schließen. Noch dazu ist die Perforierung vor den Fensteröffnungen von außen kaum erkennbar. Öffnen sich die Shutter, um im Winter und bei bewölkten Wetterverhältnissen mehr Tageslicht in das Gebäude zu lassen, ragen die Spitzen der Dreiecksformen in den Außenraum, die flächenbündige Aluminiumhülle verwandelt sich in ein stacheliges Fassadenkleid. 

Aluminium eignet sich als Fassadenmaterial, da es als nicht rostendes Metall witterungsbeständig und langlebig ist. Sein geringes Gewicht begünstigt den Einsatz als bewegliches Fassadenelement. Hier hat das Material aber auch einen symbolischen Wert: So ist das Aluminium eine Anspielung auf den vom Firmengründer erfundenen Skistock. Metallische Fassaden stehen stets für Stabilität, Schutz und Langlebigkeit – Attribute, die zu der Fassade passen, wenn die Shutter geschlossen sind. Aluminium wird dagegen aufgrund seines geringen Gewichts – und hier zusätzlich durch die Perforierung – auch mit Leichtigkeit assoziiert. Diese Wirkung unterstreicht die Dynamik der Hülle, wenn sich die Shutter öffnen. 

Die Fassaden im Erdgeschoss sowie das Oberlicht über dem Atrium sind mit selbsttönendem, bis zu drei Meter hohem Sonnenschutzglas ausgestattet. Die elektrochrome Beschichtung reguliert dabei den Wärmeeintrag durch Sonneneinstrahlung selbständig und macht einen zusätzlichen außen liegenden Sonnenschutz überflüssig. Dies war gewünscht, damit in dem halböffentlichen Bereich die Blickbeziehungen zwischen Innen und Außen bestehen bleiben. –sr

Bautafel

Architektur: Itten+Brechbühl, Bern
Projektbeteiligte: SEGC Ingénieurs, Fribourg (Tragwerksplanung); Basler + Hofmann West, Murten (HLKKS-Planung; Koordination Haustechnik); Eproplan, Gümlingen (Elektroplanung, Gebäudeautomation); Indermühle Bauingenieure, Thun (Holzbauingenieur); CSD Ingenieure, Liebefeld (Energie- und Bauphysikplanung); Siplan, Bern (Safety+Security); HPMisteli, Oberwangen (Gastroplanung); HänggiBasler, Bern (Landschaftsarchitektur); Strauss Elektroakustik, Bern (Elektroakustik); ComputerWorks, Münchenstein (BIM Software); Sageglass, Düsseldorf (Elektrochromes Glas)
Bauherrschaft: Scott Sports, Givisiez
Fertigstellung: 2019
Standort: Route du Crochet 11, 1762 Givisiez, Schweiz
Bildnachweis: Faruk Pinjo, Simon Ricklin, Philipp Zinniker

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Das neue Gerichtsgebäude steht exponiert als 40 Meter hoch aufragender Solitär auf quadratischem Grundriss, maßstabslos, abstrakt, mit einer flirrenden Oberfläche

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Dreigeschossige, gläserne Brücken zwischen den Gebäuderiegeln dienen der internen Verbindung

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Das Gebäude aus dem Jahr 1865 befindet sich in der Reinhardtstraße in Berlin-Mitte

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Je eine schmale, gebäudehohe Öffnung markiert den Eingang an beiden Flügeln des L-förmigen Gebäudes

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Ansicht von Südwesten: Das ringsum verglaste Erdgeschoss beinhaltet öffentliche Funktionen

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Nachts sind die horizontalen Lamellen meist geöffnet und gewähren Einblicke ins Innere des Gebäudes

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Das Bürogebäude Q1 mit den großen Panoramafenstern

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Das weiß wirkende Gebäude spielt mit der Kubatur von Schiffsmotiven

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Gesamtanlage

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Innenhof des Amtsgerichts Oranienburg mit 146 Schiebeläden in Größen von 2,70 bis 3,80 Metern

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Erweiterung der Hauptverwaltung durch Verdoppelung eines bestehenden Baukörpers

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Nachtansicht

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Membranbespannte Lamellen

PowerView® 3 von MHZ

Mit dem Smart-Home-System von MHZ lassen sich Jalousien, Rollos, Plissees und Wabenplissees bequem per Fernbedienung oder App steuern.

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